Xperten - e-Smog: Elektromagnetische Umweltverschmutzung
nach dem ständigen, durchdringenden Lärm der Dschungelzikaden. Sie blickt in die Gesichter der Kinder, die neben ihnen her hüpfen und ernst zu ihnen aufblicken. Erst als Mandi sie anlächelt, kommt als Antwort ein schrilles Lachen zurück.
Der Kontrast zwischen Mandi und den Kindern ist unübersehbar. Auf dem Weiß von Mandis Gesicht und Hals zeigen sich rote Hitzeflecken, sogar ihre Augen sind von der Sonne gerötet. Ihr braunes Haar, das sonst sanft gewellt ihre Schultern umgibt, klebt an Stirn und Nacken. Im Gegensatz dazu ist die Haut der Kinder tiefbraun und ihre schillernden Augen heben sich deutlich davon ab. Die Gesichter der Mädchen sind eingefasst von den gestärkten weißen Kopfbedeckungen der Muslime, sodass ihre Gesichter wie gerahmte Fotos wirken. Die Kinder tragen Schuluniformen in Weiß und Rotbraun. Mandi lächelt noch einmal, lässt ihren Blick aber dann schnell über das Dorf schweifen. Sie sucht ein Plätzchen zum Ausrasten und auch etwas zu trinken wäre nicht schlecht.
So wie vorhin die Kinder, so tauchen jetzt einige Männer wie aus dem Nichts auf. Sie begrüßen Asep mit herzlichen Umarmungen und begleiten ihn die Straße weiter. Hoffentlich kann Asep irgendwie das Lager kontaktieren, denkt Mandi. Sie hätte eine Dusche nötig.
Eine Frau in einem langen Rock nähert sich aus einem kleinen Holzhaus und nimmt Mandi am Arm. Eine andere Frau bringt einen Plastikstuhl. Mandi setzt sich und nimmt dankbar eine Getränkedose entgegen. Wenn der Drink auch nicht kalt ist, wie sie gehofft hat, wenigstens ist es etwas zu trinken! Nach wenigen Minuten ist Mandi von einer ganzen Gruppe von Frauen umgeben. Sie tragen saubere, ordentlich gebügelte, lockere Röcke und Blusen. Und Lippenstift, grellroten Lippenstift. »Sie sind sehr gepflegt und schön«, denkt Mandi. »Ich könnte denken, ich bin in Jakarta, Singapur oder Hongkong, nicht in einem kleinen Dschungeldorf.«
So wie die Kinder sehen ihr auch die Frauen direkt in die Augen. Als Mandi ihre Blicke erwidert, zeigen sie keine Scheu und starren sie weiter an. Aber wenn Mandi lächelt, lächeln sie jedes Mal schnell zurück. Jemand reicht ihr eine große Schüssel mit gelbem Reis und einem Spiegelei obenauf. Mandi ist es unangenehm beim Essen beobachtet zu werden; sie hat die Kunst der indonesischen Art zu essen noch immer nicht gemeistert: kleine Mengen Reis zu schaufeln und gleichzeitig mit der rechten Hand das Gemüse fein zu schneiden, ohne sich das meiste davon auf den Schoß zu schütten. Im Lager des Bergwerks gibt man ihr Löffel, Gabel und Messer, hier bekommt sie nur einen gehäuften Teller ohne diese Extras. Schließlich schafft sie es, etwas in den Mund zu bekommen; sie kaut gewissenhaft und schluckt. Plötzlich schießen ihr die Tränen in die Augen. Sie öffnet den Mund und fächelt sich Luft zu.
»Oh Gott, ist das scharf!«, japst Mandi und schluckt gierig etwas von dem Getränk. Die Frauen und Kinder lachen und ein Stimmengewirr erfüllt die Luft.
Jetzt wird ein zweiter Stuhl gebracht, für Asep, der gerade mit einer kleinen Männergruppe daherkommt. Auch er bekommt eine Schüssel mit Reis und Ei und isst genüsslich. Die Frauen stoßen sich lachend in die Seiten, die Kinder kichern amüsiert. Mandi gelingt es, nur wenig von dem scharfen Reis zu essen, indem sie ihn mit dem Ei mischt.
Als Mandi in die Menge sieht, die sie umgibt, bemerkt sie einen kleinen Buben, der etwas abseits steht. Er hält sich im Schatten eines Hauses verborgen; trotzdem entgeht Mandi nicht, dass er auffällig zuckt und nervös zappelt. Als er aufblickt, hält Mandi unwillkürlich den Atem an: Sein Gesicht passt auf merkwürdige Weise nicht zum Rest seines Köpers – während sein Körper die Größe eines Kindes aufweist, wirkt sein Gesicht wie das eines alten Mannes; seine Stirn ist stark von Falten zerfurcht. In einer Art Selbstgespräch scheint er heftig mit jemandem zu streiten, obwohl niemand in seiner Nähe ist.
Mandi erhebt sich, drängt sich sanft durch die Menschen und geht auf den Buben zu. Als sie näher kommt, blickt er zu ihr auf. So wie die anderen Dorfbewohner hat auch er dunkle, schokoladefarbene Augen. Für einen kurzen Moment macht sein Zucken eine Pause und seine Stirnfurchen glätten sich ein wenig. Sein neugieriger Blick unterscheidet sich nicht von dem der anderen Kinder, aber der Blickkontakt währt nur kurz. Schon suchen sich seine Augen in ruheloser Nervosität ein anderes Ziel und sein Körper hat das sinnlose Zucken wieder
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