Yachtfieber
nicht ruderte, und trieb die beiden anderen mit »hopp, hopp, hopp, jetzt wird’s aber Zeit« an.
Als Güven sie entdeckte, waren sie schon fast aus eigener Kraft bis ans Ziel gerudert. Aber sie waren trotzdem nicht unglücklich, als er sie für die letzten dreihundert Meter ins Schlepptau nahm.
Kim hatte ihre Mutter noch nie weinen sehen, doch jetzt lachte Pia, und gleichzeitig schossen ihr die Tränen aus den Augen. Sie umarmten sich wie seit Jahren nicht mehr, und weil ihr Herz gerade so überlief, drückte Pia auch Alissa und Chara an sich.
Und nachdem sie rundherum vor lauter Wiedersehensfreude abgeknutscht worden waren, setzten sich alle an den großen Tisch, selbst die türkischen Polizisten und auch die Jungs um Ferhat. Hussein hatte etliche Flaschen und Gläser auf den Tisch gestellt, dazu Brot und Käse, und dann rückten sie Stühle dazu und erweiterten den Kreis, bis alle dabei waren.
Murat zeigte auf Franco und nahm seine Mütze ab. »Ich hätte dich gern verhaftet«, sagte er, »aber leider fehlen mir jetzt die Beweismittel. Wenn du bei einem Spiel verschwunden und jetzt wieder aufgetaucht bist, kann ich dir schlecht nachweisen, daß du zwischendurch tot warst!« Er schob sich einen Brocken Brot in den Mund. »Und wenn du in deinem verfluchten Boot irgendwas versteckt hast, das jetzt in die Luft geflogen ist, habe ich noch weniger in der Hand!« Er spülte mit einem Schluck Raki nach. »Aber zuviel Glück verdirbt den Charakter!«
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Franco nickte lächelnd und hob sein Glas. »Welchen
Charakter?«
Falk blieb ernst. »Du kannst mit deiner Geschichte Geld verdienen, wenn dir die Kohle ausgegangen ist. Party, untergegangen, an kleiner Insel gestrandet, mit Ziegen gelebt, Milch getrunken, gefunden. Wenn ich das anbiete, hast du sofort genügend Geld, und Marc hat in Deutschland einen bekannten, aber sauberen Namen!«
Alle nickten. Nur Franco nicht. »Und wie mache ich Yavuz klar, daß seine Ware vernichtet ist?«
»Er weiß ja nicht, daß sie vernichtet ist. Er weiß nur nicht, wo sie ist«, erklärte Falk. »Und du kannst schließlich nichts dafür, auf deiner einsamen Insel mit den Ziegen!«
»Die wissen doch genau, daß es anders war!!«
»Klar, sie werden dich bei der nächstbesten Gelegenheit liquidieren. Entweder gibst du Yavuz die Ware, die du nicht mehr hast, oder Anastasios gibt ihm das Geld zurück, für das er seine Ware allerdings schon geliefert hat. Kannst du also beides vergessen.«
Franco war blaß geworden.
»Ich könnte ihm das Geld zurückzahlen, wenn ich wieder im Geschäft bin! Da haben sie mehr davon, als mich
abzumurksen!«
»Sie werden dich auf jeden Fall abmurksen!«
Franco sah den türkischen Polizisten an. »Und was kann ich tun?«
»Wir lassen die Geschichte mit der Insel und den Ziegen, und du wirst Kronzeuge gegen Anastasios und Yavuz. Wenn sie hinter Gitter sind, bist du sicher!« antwortete Falk an seiner Stelle.
»Das glaubst aber nur du! Wenn ich auch noch als Kronzeuge auftrete, ist mein Leben keinen Cent mehr wert!«
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»Ist es so auch nicht!« sagte Falk ungerührt. »Aber wenn die beiden sitzen, bist du der Held. Wir können ja sagen, du hast mit der türkischen Polizei zusammengearbeitet, und das Ganze war geplant!«
»Ach, du lieber Himmel!« Marc schlug die Hände zusammen.
»Das wird ja immer besser! Und welche Rolle spielen wir dabei?«
»Die reale. Auch Alissa und Chara. Je mehr Zeugen, desto besser!«
»Und daß das Boot in die Luft geflogen ist?« warf Pia ein.
»Wir vermuten mal, diese Aktion sollte Franco bei seiner ersten Fahrt treffen. Eine kleine Bombe, um einen Zeugen zu erledigen. Yavuz wird denken, Anastasios steckt dahinter.
Möglicherweise glaubt er sogar, daß Anastasios eine ganz linke Nummer gedreht hat und die Kohle und das Rauschgift hat, das käme uns sehr entgegen, dann halten sie nicht mehr zusammen, sondern gehen aufeinander los!«
»Phantasierst du gerade eine Story für irgendein Blatt zusammen?« wollte Franco wissen und schaute ihn von der Seite an.
»Zumindest weiß ich, wie Geschichten gut ausgehen können!«
Er grinste. »Und da bleibt nur dieser Weg! Dazu braucht es allerdings mehr Mut, als nur darauf zu warten, daß die Häscher kommen.« Falk schaute Franco direkt in die Augen. »Überleg’s dir gut!«
Franco holte tief Luft und schaute einen nach dem anderen an.
»Überlegen? Was soll ich da noch überlegen!« Er trank einen tiefen Schluck. »Okay! Ich bin dabei!« Dann zögerte er.
»Unter
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