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Yachtfieber

Yachtfieber

Titel: Yachtfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
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mehr passieren, nur noch eine Frage der Zeit, bis die drei Gangster aufgeben würden. Sie erkannte die Silhouette des Maschinengewehrs, das auf die »Dogukan« gerichtet war, und plötzlich flammte gleißendes Licht auf. Die Polizisten hatten einen Suchscheinwerfer eingeschaltet, irgend etwas hatten sie im Visier. Vor ihrer Kabine hörte sie Lärm, und sie überlegte sich, ob sie durch das Kabinenfenster ins Wasser springen sollte, aber sie hatte Angst vor der Schraube und davor, bei Nacht alleine mitten im Meer zu schwimmen. Was, wenn keiner der Polizisten sie bemerkte und sie ertrank?

    Sie fuhren weit hinaus, belauerten sich gegenseitig, aber nichts geschah. Marc überlegte, ob sie wohl Verstärkung angefordert hatten. Aber solange sie hier alle als Geiseln festsaßen, würden sie wohl nichts unternehmen, und ein zweites Boot würde auch nichts daran ändern. Sie saßen zusammengepfercht in ihrer Nische, geschickter konnte es für einen einzigen Bewacher kaum sein. Der Kapitän stand regungslos an seinem Steuer. Was 104
    sollte er auch tun, dachte Marc, er konnte ja nicht wegfliegen.
    Aber das Tischwasser wurde knapp, beide Glaskrüge waren fast leer. Und ewig konnten sie hier auch nicht sitzen bleiben, er für seinen Teil spürte sein Kreuz, aber was war das gegen Kim, die alleine dort unten saß, und gegen Anja mit diesem Kerl, von dem man nicht wußte, wie zurechnungsfähig er war. Marc stöhnte. Wahrscheinlich ging es ihm noch gut.
    Alissa hob den Kopf, schaute ihn kurz an und winkte ihrem Bewacher.
    »Ich muß auf die Toilette«, sagte sie auf deutsch, und gleich darauf auf englisch: »I have to use the toilet.«
    Es erfolgte keine Reaktion.
    Es verstrichen einige Sekunden, nur das Stampfen des Diesels war zu hören, sonst nichts.
    Alissa wiederholte den Satz und auch die Geste, aber nichts geschah. Der Maskierte stand breitbeinig mit seiner
    Maschinenpistole da, seitlich zu ihnen, damit er auch den Kapitän unter Kontrolle hatte.
    Ferhat schaute ihn nicht an, sagte aber einen kurzen Satz auf türkisch. Anscheinend hatte er Alissas Bitte übersetzt, denn jetzt erntete sie einen Blick aus schwarzen Sehschlitzen.
    Der Kerl nahm ein Funkgerät aus seiner Tasche und stieß einige Laute aus. Kurz darauf bog der Anführer um die Ecke. Er schob Anja vor sich her. Mit einem Blick erfaßte er die Situation, sagte kurz etwas zu seinem Kumpan und dann zu Alissa. »Er geht mit dir!«
    Alissa schob sich von der Bank am Tisch hinaus. Er ließ seinen Blick an ihr hinuntergleiten. »Halt!« befahl er, und sie blieb erschrocken vor dem Tisch stehen. »Was ist das?« Er deutete auf ihren Oberschenkel. Sie sah nach unten. In ihrer Tasche zeichnete sich ihr Handy ab. Es blieb kurz still.
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    »Wirf das ins Meer!« sagte er hart. Aber er wußte doch, daß sie ihr Handy benutzt hatte. Hatte er nicht ihre SMS empfangen?
    Alissa zögerte. »Mach schon!« sagte er und warf einen Blick hinter sich zum Polizeiboot. Das änderte gerade seine Position und kreuzte in ihrem Kielwasser auf die andere Seite.
    Der Anführer drehte sich entsprechend mit Anja, Ferhat warf einen kurzen Blick nach hinten, Marc riß beide Hände in die Höhe.
    »Warum schießen die Idioten nicht, sie hätten zwei auf einen Streich erledigen können!« rief er aufgebracht.
    »Vielleicht Sie auch?« fragte der Anführer kühl.
    »Lassen Sie Anja los, sie hat Ihnen nichts getan!« schrie er jetzt, rot vor Zorn.
    »Ich ihr auch nicht«, bekam er zur Antwort, bevor er sich an Alissa wandte.
    »Wirf!«
    Schweren Herzens nestelte sie es aus ihrer Tasche. Sie hatte es zum Abitur von ihren Eltern bekommen, endlich das Modell, das sie sich so sehnlich gewünscht hatte. Sollte sie es ihm an den Kopf pfeffern? Aber was würde das bewirken?
    »Los!«
    »Es ist …«, begann sie, aber er unterbrach sie harsch:
    »Wirf!«
    Sie warf. Dann faßte ihr Bewacher sie am Arm und stieß sie den Gang entlang zum Eingang, wies ihr den Weg hinunter in Richtung Kombüse und damit zu ihrer eigenen Kabine. Ob er wohl mit hinein wollte? Er stieß sie aber in die rechte Tür und blieb auf einen kurzen Austausch mit seinem Kollegen stehen.
    »Aua!« protestierte Alissa laut, war aber froh, ihn los zu sein.
    Hier irgendwo mußte auch Kim stecken. Sie ging in ihre Kajüte und schaute sich schnell um. Welch ein Glück, auf dem Nachttisch lag Kims Handy. Sie ging schnell auf die Toilette, 106
    steckte es sich beim Anziehen in den Slip und kam gerade heraus, als sie ein leises »Hallo« hörte. Mit

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