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Yachtfieber

Yachtfieber

Titel: Yachtfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
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konnte nicht sehen, wie das Schlüsselloch beschaffen war, dazu war es einfach zu dunkel, aber er probierte es immer wieder. Es tat sich nichts. Voller Zorn versuchte er schließlich, das Schloß mit all seiner Kraft herauszureißen, doch auch das gelang ihm nicht. Ärgerlich und ratlos schaute er wieder auf das Meer. Am Horizont sah er noch einen hellen Punkt, wenn sie das überhaupt waren. Er war tatsächlich allein.
    Dann fuhr er hoch. Ein Zweitschlüssel! Vielleicht war in diesem Kahn ja ein Zweitschlüssel versteckt, dann konnte er zumindest den Motor starten und nach Fethiye fahren. Und dort würde ihm schon etwas einfallen, da war er sich sicher.

    Kim war über jede Aufregung froh, die diesen Menschen vor ihrer Tür von ihr ablenkte. Sie hatte es von Anfang an geahnt, und es war auch gleich eingetroffen, nachdem sie der offensichtliche Anführer in dem Zimmer alleingelassen hatte.
    Kaum waren seine Schritte nach oben verhallt, hatte dieser Kerl die Tür zu ihr geöffnet und sie unverwandt angesehen.
    Kim war sitzengeblieben und starrte einfach zurück. Sie kniff die Augen feindselig zusammen und zog den Mund nach unten.
    Daß sie ihn nicht toll fand, mußte der dümmste Bauer merken.
    Sie regte sich nicht, obwohl sie sich liebend gern ausgestreckt hätte, denn langsam begannen die Schultern und das Kreuz zu schmerzen. Irgendwann wanderte sein Gewehr in die linke Hand und seine Rechte in die Hosentasche. Sie konnte sich vorstellen, 102
    was er dort trieb, aber es interessierte sie nicht, solange er auf Abstand blieb. Vielmehr dachte sie angestrengt darüber nach, inwieweit er sich jetzt noch wehren könnte. Bis er seine Hand heraus hätte, wäre sie ihm mit einem Satz doch schon an die Gurgel gesprungen. Oder könnte ihm sogar das Gewehr
    entreißen, denn daß er Rechtshänder war, war mehr als offensichtlich. Sollte sie, oder sollte sie nicht …, sie gelangte zu keiner Entscheidung, weil ihr zu viele Gedanken durch den Kopf jagten. Nun zog er die Hand auch schon wieder heraus. Sie war verdutzt, aber er lehnte seine Maschinenpistole an die Kombüsentür und trat auf sie zu. Auf ihrer Türschwelle begann er seinen Gürtel zu öffnen.
    »Laß das!« sagte sie scharf, und gleichzeitig dachte sie, daß sie jetzt wirklich handeln mußte. Sollte sie schreien? Das würden sie oben hören. Aber vielleicht gehörte es ja zum Programm?
    Eine schreiende Kim, die die anderen erweichen, zu einer Aussage zwingen sollte, die sie gar nicht machen konnten, weil sie überhaupt nichts wußten. Sie würde nicht schreien, sie mußte sich etwas anderes überlegen. Ein Fußtritt in die Eier! Sollte er nur näher kommen! Nur schade, daß sie keine High-heels trug, damit hätte sie ihn perforieren können.
    Er öffnete langsam seinen Hosenknopf, und Kim war sich sicher, daß er hinter seiner Maske grinste. Wollte er ihr angst machen oder sich nur einen Spaß erlauben? Sie verzog keine Miene, sondern wartete ab. Noch stand er in der Tür, etwa eineinhalb Meter von ihr entfernt. Langsam öffnete er seinen Reißverschluß, und jetzt machte er einen Schritt nach vorn. Im selben Moment trat Kim mit aller Kraft zu. Er klappte kurz zusammen und taumelte nach hinten, richtete sich aber wieder auf und wollte sich auf sie stürzen, als ein Schrei ihn zurückriß.
    Er lauschte kurz, brachte seine Hose in Ordnung, während schnelle Schritte die Treppe herunterkamen. Es war der Anführer, der die Kombüsentür hastig aufschloß und den Kapitän herauswinkte. Kim nutzte den Moment der allgemeinen 103
    Aufregung, schlich hinter den Rücken der Männer aus der Kapitänskajüte, zog die Tür hinter sich zu und flüchtete in die große Heckkabine. Es war die linke, sie gehörte Pia und Marc.
    Sie lehnte sich von innen gegen die Tür, während sie leise und vorsichtig abschloß. Dann atmete sie auf. Diese hier hatte ein großes Fenster, im Notfall konnte sie von hier türmen. Doch im gleichen Moment spürte sie ein Vibrieren durch das Schiff gehen, die Motoren waren angeworfen worden, die Leinen fielen ins Wasser, und jetzt glaubte sie noch etwas anderes zu sehen: einen Mann in einem kleinen Boot, dem Beiboot. Er schaukelte hin und her, aber sie konnte nicht erkennen, um wen es sich handelte, es war zu dunkel.
    Die »Dogukan« nahm Fahrt auf, Kim lief in das kleine Badezimmer, und durch das winzige Bullauge konnte sie auch erkennen, warum sie so hastig aufgebrochen waren. Das Polizeiboot war neben ihnen. Gott sei Dank, dachte sie, jetzt konnte nichts

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