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Yachtfieber

Yachtfieber

Titel: Yachtfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
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einem Satz war sie am angelehnten Sprossenfenster und schob es so weit wie möglich auf. Sie schaute genau in Kims Gesicht.
    »Wow, jetzt bin ich aber froh. Geht’s dir gut?«
    »Siehst du das?« hörte sie statt einer Antwort. Kim zeigte auf die Backbordseite der »Dogukan«, und Alissa folgte ihrem Zeigefinger. In der Gischt der Welle sah man den hinteren Teil eines dunklen Schlauchboots, das von der »Dogukan«
    mitgezogen wurde.
    »Kommst du da hin?« wollte Kim wissen.
    Alissa war eine gute Sportlerin, sie würde sich durch das Fenster quetschen und dann irgendwie an der »Dogukan«
    entlanghangeln müssen, um genau in das Schlauchboot springen zu können.
    »Und dann?«
    »Holst du mich!«
    »Und dann?«
    »Holen wir Hilfe!«
    »Wir haben doch Hilfe!«
    »Traust du denen?«
    Daran hatte sie noch gar nicht gedacht. War es möglich, daß man der Polizei nicht trauen konnte?
    »Wo ist das Polizeiboot?«
    »Auf meiner Seite! Wenn du hinkommst und das Boot
    abhängst, merkt das kein Mensch!«
    »Und wenn ich nicht hinkomme?«
    »Du machst das schon! Aber steck dir unsere beiden Ausweise und Geld ein! Liegt alles in der kleinen Schublade vom Nachtkästchen, man kann nie wissen!«
    »Ich hab kein Geld mehr!«
    107
    »Nimm einfach alles mit, und hol mich dann!«

    Nadine bekam plötzlich einen Weinkrampf. Sie schüttelte sich, zitterte und schluchzte so laut, daß Pia über die Bank zu ihr hinüberstieg und sie in den Arm nahm. Eine Weile schien das zu funktionieren, doch dann stieß Nadine sie plötzlich mit Gewalt von sich.
    »Was müssen wir uns hier mit solchen Verbrechern abgeben!«
    schrie sie mit sich überschlagender Stimme, und die Augen quollen aus ihrem Gesicht, das voller roter Flecken war. »Sie sollen weg! Sie sollen uns in Ruhe lassen! Sie sollen zum Teufel fahren!«
    Pia redete leise auf sie ein, aber sie wollte sich nicht beruhigen lassen. »Lauter Memmen hier, kein Mann, der sich stellt! Der eine haut ab, der andere sitzt hier in der Ecke und macht sich in die Hosen vor Angst!«
    Sie wollte aufstehen, Pia drückte sie wieder auf die Bank zurück. Sie zeigte anklagend mit dem Zeigefinger auf den Anführer.
    »Feige! Mit Maske! Und die Schwächste als Geisel!
    Verschwindet doch, haut einfach ab!«
    Wieder versuchte sie, sich am Tisch entlang nach vorn zu ziehen, aber Pia hielt sie an den Schultern fest.
    »Lassen Sie nur.« Der Anführer drehte sich von der Reling weg, von wo aus er mit Anja im Arm das Polizeiboot
    beobachtete. »Die Dame darf gern aussteigen, wenn sie will.« Er wies in die Dunkelheit hinaus. »Platz ist genug!«
    »Seien Sie nicht so sarkastisch!« wies Pia ihn zurecht. »Diese Situation ist für keinen von uns zum Lachen!«
    »Für mich auch nicht!« Er nickte ihr zu. »Ich habe auch schon angenehmere Situationen erlebt!«
    »Warum machen Sie das dann?«
    108
    »Weil mich Ihr Freund Franco aufs Kreuz legen wollte und weil ich mich so ungern aufs Kreuz legen lasse!«
    »Aber Franco ist tot!«
    »Das ändert nichts an der Situation!«

    Alissa hing halb aus dem Fenster hinaus. Es war schwieriger als erwartet, zwischen den scharfkantigen Rahmen des Fensters hindurchzurutschen, das nur nach außen hin aufzustellen war.
    Und vor allem mußte sie ja irgendwo Halt finden, damit sie nicht einfach in die Tiefe rauschte. Kim sah ihr angespannt zu.
    »Wenn du es schaffst, irgendwie an der Seite herauszukommen, dann bist du in der Nähe der breiten Zierleiste. Weißt du? Die führt übers ganze Heck! Wenn du die zu fassen kriegst, hast du gewonnen!«
    »Ich kann sie nicht einmal sehen!«
    »Ich kenn sie aber, sie ist knapp über dem Fenster!«
    »Und warum machst du das Ganze nicht selbst?«
    »Weil dieses Schlauchboot auf der falschen Seite hängt – ich komm nicht hin!«
    Alissa schob sich in die äußerste Ecke des Fensters und drehte sich dabei auf den Rücken. Irgendwie mußte sie an dem ausgestellten Fenster vorbei nach oben greifen, wobei sie befürchtete, daß eine größere Welle sie einfach ins Wasser fegen könnte.
    Kim gab ihr Anweisungen. »Bleib dran. Ja, schieb dich hoch!
    Verdammt, beeil dich! Nicht, daß dieser Idiot nach dir schauen will!«
    Alissa hörte nur noch das Wasser rauschen, sah die Gischt unter sich und spürte die Bewegungen des Schiffes. Sie hing jetzt wirklich halb schräg aus dem Fenster heraus, den Rahmen hatte sie noch unter ihrem linken Po, wo er heftig einschnitt, das rechte Bein war schon auf der Kante; wenn sie jetzt für die 109
    Finger einen Halt

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