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Yachtfieber

Yachtfieber

Titel: Yachtfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
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nichts zu tun.« Er hob abwehrend beide Hände. »Ich habe Familie«, und damit ging er zu seinem Steuerstand zurück.
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    Pia verstand, was er meinte, und fragte Marc, der sie erschrocken anschaute. »Aber du doch, oder nicht? Du warst doch beim Militär!«
    Er stand auf, kam vor und nahm ihr die Maschinenpistole ab.
    »Und jetzt kugeln wir diesen Idioten über Bord!« Pia beugte sich nach vorn, um Marc ins Gesicht sehen zu können.
    »… bevor er wieder aufwacht!«
    »Das werden wir nicht tun!« Marc schüttelte den Kopf. »Pia, das wäre Mord!«
    »Aber irgendwo müssen wir ja schließlich anfangen, oder willst du ihm das Schießeisen wieder zurückgeben?«

    Alissa hatte sich zunächst mit dem Schlauchboot vertraut gemacht, dann setzte sie sich auf den Jockeysitz, der mit der Steuerkonsole verbunden war, startete und legte den Gashebel langsam vor. Es ging alles einwandfrei. Sie drückte stärker aufs Gas, woraufhin das Boot einen Satz machte und losschoß.
    Donnerwetter, das Ding hier war stark motorisiert, da mußte man direkt aufpassen, daß es einen nicht abwarf. Ob es auch rückwärts funktionierte? Sie ging auf den Leerlauf zurück und schob den Gashebel nach hinten. Gut. Das mußte sie wissen, wenn sie unter dem Heckfenster der »Dogukan« herumkurvte oder Kim möglicherweise auffischen mußte.
    Jetzt konnte sie es wagen.
    Das Schlauchboot war so flott, daß sie recht schnell bei der
    »Dogukan« war. Aber von Kim war nichts zu sehen. Sie fuhr eine Weile abwartend hinter dem Schiff her, blieb immer im Schutz der Dunkelheit und außerhalb des Lichtkegels des Polizeischiffs, aber es war klar, daß sie Kim geholt hatten. So waren sie jetzt beide auf sich selbst gestellt.
    Alissa nahm das Gas zurück und dümpelte auf den sanften Wellen. Sie hatte nur Glück, daß das Meer es heute nacht so gut 115
    mit ihr meinte. Aber etwas mehr Licht wäre auch nicht schlecht gewesen, dachte sie, sie sah nur unendliche Finsternis um sich herum, keine Ahnung, wo sie sich befand und wo die Küste lag.
    Sie konnte versuchen, einfach zurückzufahren. Aber drehten sich Orientierungslose nicht immerzu im Kreis? Andererseits mußte es auf so einem teuren Boot doch irgendwelche
    Instrumente geben. Und Licht. Dazu mußte sie aber noch etwas Abstand gewinnen. Sie beschloß, zunächst einmal in die entgegengesetzte Richtung zu fahren. Sie fuhr halbe Kraft.
    Zwischendurch erwischten sie ein paar härtere Wellen, aber das Gefühl in der warmen Nacht, mit dem Wind in den Haaren und der salzigen Gischt auf den Lippen war so schön, daß sie sich fast dafür schämte. Sie hatte eine Aufgabe zu erfüllen.
    Bloß welche?
    Licht einschalten! gab sie sich selbst die Antwort. GPS suchen oder wenigstens eine Landkarte oder einen Kompaß. Irgend etwas in der Art. Und dann in Richtung Rennboot, Uli aufspüren. Irgendwo dort mußte er ja mit seinem Bötchen herumdümpeln. Und dann würde ihnen gemeinsam etwas
    Schlagkräftiges einfallen, um dieses Räubernest auszuheben und ihre Freunde zu befreien. Sie tastete sämtliche Kippschalter und Knöpfe ab, erwischte die Hupe, die erschreckend laut losplärrte, aber plötzlich gingen die Positionslampen an. Na, bravo! Auch die Instrumente waren jetzt beleuchtet. Ein Drehzahlmesser und ein eingebauter Kompaß. Das war doch schon mal was! Jetzt mußte sie nur noch herausfinden, in welche Richtung sie fahren mußte.
    Sie versuchte sich die Landkarte vorzustellen. Mist, warum hatte sie die Tage vorher nicht besser aufgepaßt. Seitdem sie das Abitur hinter sich hatte, sperrte sie sich gegen jede Art von Information. Sie wollte ihren Kopf entlüften, von unnötigem Ballast befreien und so locker werden wie Kim, die im Erdkundeunterricht von sich sagte, sie sei eine Weltbürgerin und interessiere sich somit nicht für einzelne Staaten, von einzelnen 116
    Landschaften ganz zu schweigen. Basta! Das hatte ihr eine glatte Sechs eingebracht, aber dann hatte sie ja wieder Alissa, die ihr bei der nächsten Arbeit Spickzettel schrieb.
    Alissa fuhr sich übers Gesicht, gerade hatte eine Welle sie voll erwischt. Fuhr sie etwa aufs offene Meer hinaus? Und überhaupt, falls sie irgendwo über einen Felsen schrapte, eine Untiefe erwischte, was dann?
    Sie mußte sich zusammenreißen, eine Lösung finden.
    Du bist Alissa, sagte sie halblaut zu sich selbst, du kriegst das hin! Schreib dir deinen Spickzettel jetzt gefälligst selbst! Gut!
    Die Küste liegt im Norden. Je nachdem, wohin wir gefahren sind, vielleicht auch

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