Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Yachtfieber

Yachtfieber

Titel: Yachtfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
Vom Netzwerk:
nordöstlich. Jedenfalls komme ich auf diesem Weg irgendwo an der Küste heraus, finde eine Bucht, ein ankerndes Schiff und frage nach dem Weg. Ich bin ja schließlich kein Mann!

    Der Anführer schaute genau in dem Moment auf, als der Lauf der Waffe in der Türecke zu sehen war. Kim und Anja saßen mit dem Rücken zum Durchgang. Sie sahen nur an der Reaktion seiner Augen, daß etwas im Gange war.
    »Was soll jetzt das?« fragte er, als am Ende der
    Maschinenpistole Pia erschien.
    »Wir haben endgültig die Nase voll und sind der Meinung, daß Sie schnellstens verschwinden und uns in Ruhe lassen sollten, schließlich sind wir hier im Urlaub!« Sie sagte es in so erbostem Tonfall, daß er lachen mußte.
    Anja und Kim drehten sich ruckartig um. »Mama!« Aus Kims Tonfall sprach Bewunderung, was Pia guttat.
    »Und? Wie geht es jetzt weiter? Sollen wir ins Meer springen, oder ist mein Freund schon dort?«
    117
    »Wenn Sie diesen Idioten hinten bei uns meinen, der schläft noch. Und was Sie machen, ist mir egal. Ich habe jetzt nur einfach keine Lust mehr!«
    »Passen Sie auf, daß die Kollegen vom Polizeiboot Sie nicht sehen! Mit einer Waffe, und das in der Türkei! Haben Sie überhaupt einen Waffenschein?«
    »Sind Sie bescheuert?«
    Jetzt lachte er wieder, brach aber unvermittelt ab. »Verflucht!
    Tun Sie das Ding weg! Das ist keine Lösung!«
    »Das sagen Sie mir?«
    Pia blieb stehen. Ihre dunklen Haare wehten im Wind, mit ihrer khakifarbenen leichten Hose, der olivfarbenen
    kurzärmeligen Leinenbluse und dem Maschinengewehr im Anschlag sah sie aus wie eine Piratenbraut.
    »Wenn es losgeht, sind wir alle hin!« Jetzt klang er beschwörend.
    »Legen Sie erst einmal Ihre Pistole aus der Hand!« Sie blieb unbeirrt stehen.
    Mit einer schnellen Drehung aus dem Handgelenk setzte er den Lauf an Kims Stirn. Kim zuckte zusammen.
    »Und jetzt?« fragte er süffisant.
    »Spielen wir Schach, oder was?«
    »Wir spielen mein Spiel. Wir können zusammen spielen. Aber gegeneinander wird es tödlich!«
    Er machte mit dem Kopf eine kleine Geste zum
    Treppenabgang. Pia erkannte eine Maschinenpistole, die auf sie gerichtet war. Er nickte auffordernd, und der Mann, der bisher vor der Kombüse gestanden hatte, wurde sichtbar. Der Anführer sagte etwas auf türkisch, und sein Kumpan kam die letzten Stufen hoch, ging aber nicht wie erwartet auf Pia zu, sondern wandte sich von ihr ab. Vor der zweiten Tür des Durchgangs 118
    bezog er Stellung. Sie hätte ihm bequem in den Rücken schießen können. Was hielten sie von ihr?
    »Sind da keine Patronen drin?« fragte sie mißtrauisch und schaute auf ihre Maschinenpistole.
    »Patronen?« Er lachte wieder. »Sind wir im Wilden Westen?
    Ist das ein Repetiergewehr? Lady, Sie haben ein Magazin, und das ist voll. Schießen Sie nur einmal gegen das Polizeischiff, und Sie werden die Wirkung erkennen!«
    »Ich hatte eigentlich nicht vor, auf die Polizei zu schießen!«
    »Vielleicht tun Sie’s noch!«
    »Ich wüßte nicht, warum!« Sie blieb stehen und schwor sich, keinen Millimeter nachzugeben.

    Marc hatte dem Schwarzgekleideten mit seinem Gürtel die Hände zusammengebunden, und jetzt stand er neben ihm und hoffte, daß er noch eine Weile Ruhe gab. Ferhat schaute stoisch über alles hinweg, und Nadine saß inzwischen teilnahmslos in ihrer Ecke. Zumindest hatte sie mit dem Heulen aufgehört, dachte Marc. Das hier war eben keine Fahrt für schwache Gemüter. Er hätte gern gewußt, wo Pia mit der
    Maschinenpistole hinwollte. Während er den Kerl da fesselte, war sie einfach losmarschiert. Und er konnte jetzt nicht hinterher, weil er seinen Gefangenen nicht unbewacht liegenlassen wollte. Wenn nur Uli da wäre, dann wäre das eine klare Sache unter Männern. Jeder könnte sich auf den anderen verlassen. Aber so? Seine Frau hatte manchmal exzentrische Einfälle und von männlicher Kameradschaft keine Ahnung.
    Der Kerl zu seinen Füßen bewegte sich. Wachte er etwa schon auf? Sollte er sich vorsichtshalber mit einer weiteren Flasche bewaffnen? Aber Marc war nicht der Mensch, der andere niederschlug. Sicherlich hatte der Kerl unter seiner Mütze eine üble Platzwunde. Zumindest fand Marc, daß die Mütze über dem Hinterkopf feucht aussah, aber so ganz genau wollte er das 119
    gar nicht wissen, weil ihm von zuviel Blut schlecht wurde. Im Grunde wurde ihm schon übel, wenn er ein Krankenhaus aus der Ferne sah. Vielleicht wäre es nicht schlecht, wenn Ferhat noch einmal … aber der schaute weiterhin

Weitere Kostenlose Bücher