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Yachtfieber

Yachtfieber

Titel: Yachtfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
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weg!«
    »Pia!«
    »Ich denke nicht daran! Am Schluß landen wir alle in irgendeiner Kajüte und dann auf dem Grund des Meeres. Ich habe noch nie einen Rückflugschein verfallen lassen!«
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    »Pia!«
    »Mir doch egal!«
    Sie standen und schwiegen.
    Doch plötzlich war der Durchgang in helles Licht getaucht.
    Die Suchscheinwerfer des Polizeischiffs waren wieder eingeschaltet worden und leuchteten die »Dogukan« an.
    »Wollen die jetzt entern?« fragte Marc hoffnungsfroh.
    »Vielleicht wollen sie eine Entscheidung erzwingen, weil sie Dienstschluß haben. Oder weil ihnen der Sprit ausgeht.« Der Anführer drehte sich kurz nach dem Boot in seinem Rücken um.
    »Vielleicht finden sie die Situation hier etwas merkwürdig und wollen sich mal ein genaues Bild machen, vielleicht wollen sie aber auch nur mitspielen. Wer schaut schon in eine türkische Seele …«
    »Ihre ist doch deutsch, oder nicht?« Im Grunde war es Marc egal. Er war beleidigt, weil Pia überhaupt nicht auf ihn hörte.
    Schließlich war sie ihm anvertraut worden und nicht umgekehrt!

    Nadine spürte, daß sie plötzlich alleine war. Sie lockerte ihre Haltung etwas, hob den Kopf und blinzelte zwischen ihren Haaren hindurch. Das war interessant. Außer ihr und Ferhat war offensichtlich niemand mehr im hinteren Teil des Schiffes. Sie überlegte, ob ihr dies Anlaß zur Beunruhigung geben sollte, entschied dann aber, daß es ihr lieber war, die anderen bekriegten sich im vorderen Teil des Schiffes und hielten sie aus allem raus. Es hatte seinen Reiz, so alleine auf einem Piratenschiff zu sitzen – zumal alleine mit Ferhat. Sie musterte ihn. Er sah wie ein verwegener Abenteurer aus, wie er dort stand, braungebrannt in seiner weißen Uniform und seiner Dienstmütze auf dem lockigen Kopf. Vorhin, als sie unten an der Bar waren, hatte sie ernsthaft überlegt, ob sie Friedrich mit Ferhat eins auswischen könnte. Jetzt war sie schon einen Schritt weiter und spielte mit dem Gedanken, ob sie sich selbst etwas 123
    Gutes tun könnte. Die Frage war nur, ob sie dazu noch Gelegenheit haben würde, und noch schwieriger, ob Ferhat überhaupt Lust dazu verspürte. Andererseits war sie ja kein häßliches Entlein, nur weil sie ausrangiert worden war. Pfui, dachte sie im gleichen Moment, red nicht von dir wie von einem alten Büfett, du bist ein Mensch, eine Frau in den besten Jahren.
    Was nützte es, um Friedrich zu heulen? Wenn sie ehrlich war, hätte Friedrich in dieser Situation auch nicht gerade die beste Figur abgegeben. Er war ja eher ein Feigling – wie lange hatte er gebraucht, um ihr sein Verhältnis zu gestehen? Er hatte Angst vor ihr – vor ihr und den Konsequenzen. So einem konnte sie doch nicht nachheulen!
    Schau nach vorn, Nadine, sagte sie sich, und sie tat es sofort, und wieder traf ihr Blick Ferhat. Und seiner traf ihren.
    Er schenkte ihr ein Lächeln, das sein ohnehin männliches Gesicht in markante Falten legte. Ach, wie konnten Falten ein Gesicht so anziehend machen, dachte sie, und so wild! Nadine strich sich die Haare aus den Augen, um ihn besser sehen zu können. Sie war eine hübsche Frau Anfang Fünfzig, die früh geheiratet und sich danach lange auf ihren Mann verlassen hatte.
    Sie mußte an seiner Seite nie viel reden, aber immer gut aussehen, die Frau von Welt, die sich hübsch und edel anzuziehen und zu frisieren wußte. Sie war sein
    Ausstellungsstück, und sie hatte nicht nur sich selbst in dieser Rolle gesehen, sondern auch ihre Wohnung zu einem
    Ausstellungsareal gemacht. Dreihundert Quadratmeter in der besten Düsseldorfer Gegend, Penthouse mit Blick auf einen gepflegten Park, Marmor, Designermöbel und Seidenrosen, die schweren Vorhänge passend zur Couchgarnitur, sie hatte nichts dem Zufall überlassen, und wenn ihre Putzfrau dagewesen war, hatte sie sich anschließend selbst die Gummihandschuhe übergestreift und den offenen Kamin noch einmal so gewienert, daß er wie neu aussah. Sie liebte es luxuriös und perfekt. Und jetzt hätte sie gern den Kapitän vernascht.
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    »Jetzt laßt uns doch mal vernünftig reden!« Kim schob sich mit der Hand den Lauf von ihrer Schläfe. »Ich meine, wir alle wollen doch irgendwie aus dieser Sache herauskommen!«
    »Wie wahr, wie wahr«, sagte der Anführer versonnen und legte sich die Waffe lässig auf den Oberschenkel. »Und welche vernünftige Idee hat die Erbprinzessin? Auch durchs Fenster türmen?«
    »Wieso auch durchs Fenster türmen?« fragte Pia und hob die Waffe, die sie bereits hatte

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