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Yachtfieber

Yachtfieber

Titel: Yachtfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
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wartete. Sorgfältig verstaute Alissa das Handy in ihrer Oberschenkeltasche, schloß den Knopf und drückte den Gashebel nach unten. Solange sie Sprit und Akku hatte, stand ihr die Welt offen.

    Der Anführer war indessen dabei, seine Idee in die Tat umzusetzen.
    »Okay«, sagte er, nachdem Anja zurückgekommen war, »Sie sammeln jetzt alle Handys ein. Schauen Sie in jeder einzelnen 130
    Kabine nach, und versuchen Sie bloß nicht, mich zu betrügen.
    Ich weiß, wo sie liegen und wie viele es sind!«
    »Und was soll das?« fragte Marc, als vier Handys auf dem Tisch lagen.
    »Das frage ich mich auch – sieben Passagiere an Bord, nur vier Handys?«
    »Ich brauche kein eigenes«, erklärte Marc unwirsch. »Und Alissa mußte ihres ja über Bord werfen. Also liegen hier Kims, Pias, Nadines und Ulis Handy. Stimmt doch!«
    Der Anführer schob sie ein bißchen hin und her. »Eines fehlt.
    Verarschen kann ich mich selber!«
    »Und?« Marc machte einen kleinen Schritt vor. »Wen
    interessiert denn das? Was sollen wir denn mit einem Handy –
    die Polizei um Hilfe rufen? Die ist doch schon da!«
    »Ich will sicher sein, daß unser Vorsprung möglichst groß ist.
    Es müssen fünf Handys sein!« Er schaute Anja durch seine Augenschlitze düster an. »Also! Wo ist das fünfte?«
    Kim ließ einen Seufzer hören. »Also gut, Alissa hat meines mitgenommen. Es können nur vier sein!«
    Für einen kurzen Augenblick sah es aus, als ob er ihr den Waffengriff über den Schädel hauen wollte, aber er brach die unbeherrschte Bewegung in der Luft ab und schaute zum Polizeischiff hinüber.
    »Dann wird’s jetzt Zeit! Ich bleibe hier. Marc, Sie gehen zu den Jungs in der Kombüse und sagen ihnen, was zu tun ist. Die müssen sich hinter uns rausschleichen, so daß sie auf keinen Fall vom Polizeischiff aus zu sehen sind. Erst kurz bevor wir drei in das Beiboot steigen, werde ich Sie alle zusammen in eine der Kabinen einschließen. Und dann sind Sie uns los!«
    Alle schauten Marc nach, wie er zur Kombüsentür ging und in betont deutlichem Deutsch versuchte, Hussein zu erklären, worum es ging.
    131
    »Hoffentlich verstehen die das«, sagte Pia laut, »sonst geht noch alles schief!«
    »Das wollen wir nicht hoffen!« Der Anführer stupste Kim an.
    »So, du und Anja, ihr stellt euch jetzt auch an die Tür, damit ihr einen guten Sichtschutz bietet. Dann kann’s losgehen!«
    »Sichtschutz oder Schutzschild?« fragte Kim keck, aber er griff nur hart ihren Oberarm und zog sie von der Bank hoch.
    »Umbringen könnte ich euch auch selbst, da bräuchte ich keine Polizei dazu, also los, macht schon!«

    Alissa war sich nicht sicher, ob sie wirklich etwas sah oder ob es nur ihre Einbildung war. Aber wenn sie die Augen
    zusammenkniff und ganz schnell wieder aufriß, war am Horizont etwas Dunkles zu sehen, das einer Steilküste ähnelte.
    Sie versuchte es wieder und wieder, traute ihren Augen aber trotzdem nicht ganz. Es war einfach eine scheußlich dunkle Nacht, und sie sah kaum die Hand vor Augen. Wie wollte sie da eine ferne Küste ausmachen?
    Was konnte sie Chara sagen, wenn sie sie traf? Und was sollten sie tun? Mußten sie tun? Alissa hatte keine Ahnung. Gab es neben der Polizei eine andere Macht, der sie trauen konnten?
    Aber wer sollte das sein? Der Zoll? Das Militär? Und welches Argument hatte sie, daß sie der Polizei nicht traute? Das wäre wohl in Deutschland schon schwierig, aber hier in der Fremde?
    Ein harter Stoß riß sie von ihrem Sitz, doch sie konnte sich gerade noch rechtzeitig am Lenkrad festhalten, um nicht über Bord zu gehen. Sie zog sofort den Gashebel in den Leerlauf. Das knirschende Geräusch war ohrenbetäubend gewesen, und ihr brach der Angstschweiß aus. Sie war aufgelaufen, wußte aber nicht, worauf. Es mußte ein Felsen vor der Küste sein. Die Tränen schossen ihr in die Augen, und sie traute sich nicht, den Gashebel zu betätigen. Wenn tatsächlich ein Fels unter ihr war, würde sie die Schraube so nur vollends schrotten. Sie griff nach 132
    der Taschenlampe, legte sich vorne bäuchlings auf den Gummiwulst und leuchtete direkt ins Wasser. Außer dem eigenen reflektierenden Lichtschein konnte sie aber nichts erkennen. Dann ließ sie den Lichtkegel um das Boot wandern, aber er verlor sich ringsherum in der Dunkelheit. Mist! Hatte sie die einzige Felsnase weit und breit getroffen? Das war dann wohl wie ein Sechser im Lotto!
    Sie schob sich zuerst auf der Backbord- und dann auf der Steuerbordseite über den Bootsrand und

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