Yachtfieber
unten in den Bauch des Schiffes führte.
Pia stand als erste auf. »Wahrscheinlich ist das hier die neueste Folge von Vorsicht Kamera, und gleich tauchen sie aus allen Löchern auf und fallen vor Lachen um.«
Marc stand ebenfalls auf. »Ich befürchte, die Komödie ist eher eine Tragödie!«
Kim drehte sich zu Nadine um. »Und jetzt suchen wir mal.
Schließlich gibt es immer und überall die lachenden Dritten!«
Marc faßte seiner Tochter in den Nacken. »Hoffentlich werdet ihr fündig – wenn die uns den Schaden tatsächlich anhängen, können wir einen Zuschuß gut gebrauchen!«
»Oder einen Jet«, Pia stand schon in der Tür, »um möglichst schnell außer Landes zu fliehen!«
Chara hatte sich auf eine kleine Steinmauer gesetzt, gut geschützt von dem knorrigen Stamm eines alten Olivenbaums.
Sie wartete auf Alissas Anruf und behielt derweil die Polizeistation im Auge.
Das Gespräch mit Alissa ging ihr immer wieder durch den Kopf. Die »Dogukan« war überfallen worden und schwamm jetzt irgendwo auf dem Meer, begleitet von dem türkischen Polizeiboot. War es nicht seltsam, daß sie von Bord geholt worden sind, bevor das passierte? War es Zufall?
Diese ganze Geschichte war eine Farce. Die Papiere hatten sie ja schon eingezogen, und das Verhör war läppisch. Jeder einzelne von ihnen war in einen kahlen Raum mit einem alten Tisch und mit Blick zur Straße geführt worden. Man hatte sie alle dasselbe gefragt: Seit wann sie Franco kannten, wie sie ihn kennengelernt hatten, ob er Rauschgift an Bord hatte, es ihnen 152
kostenlos anbot oder damit dealte. Klar, daß alle das gleiche aussagten, sie hatten ja auch alle das gleiche erlebt. Sie kannten sich untereinander nicht, zumindest nicht vor dem gemeinsamen Fotoshooting, sie kannten Franco nicht, sie hatten sein Rennboot klasse gefunden und waren superglücklich, als er sie zu einer Spritztour einlud. Sie hätten kein Rauschgift gesehen und auch keines genommen.
»Wir sind alle clean«, hatte Chara beteuert.
Und im nächsten Verhör Inka: »Wir sind ja nicht doof!
Rauschgift in der Türkei ist doch tödlich!«
Dann hatten sie ihre Papiere zurückbekommen und wurden bald darauf entlassen, nur Riccardo nicht. Eine Weile hatten sie unschlüssig herumgestanden, überlegt, wie lange sie auf ihn warten sollten, schließlich war es schon dunkel, bis Chara auf die Idee kam, Kim anzurufen, und unversehens Alissa an der Strippe hatte. Alle waren über die Vorgänge auf der »Dogukan«
erschrocken, aber nur Chara wollte tatsächlich abwarten.
»Du kannst dich ja bei uns melden, wenn sich was tut«, sagte Inka und warf Jens einen vielsagenden Seitenblick zu.
»Wir schauen mal, was in so einem türkischen Fischerdorf nachts noch los ist.«
»Dann schaut mal!«
Chara nickte Jens auffordernd zu, worauf er sich mit allen fünf Fingern durch die Haare fuhr: »Komm doch mit, Alissa kann uns schließlich überall erreichen.«
Chara schüttelte langsam den Kopf. »Nein, ich behalte lieber das hier im Auge. Riccardo ist ja noch nicht raus.«
»Na, gut, dann kommt ihr halt später.« Inka tänzelte davon und zog Jens hinter sich her.
Chara strich ihr schweres schwarzes Haar zurück, sah den beiden kurz nach und suchte sich einen geeigneten
Beobachtungsposten vor der Polizeistation. Daß sich Inka für 153
nichts weiter als fürs Dolce vita interessierte, war ihr klar. Sie wollte nur die Sonne genießen und das unbeschwerte Leben fern der Heimat. Jens war verantwortungsbewußter, aber eben auch recht schnell bereit, Unangenehmes zu verdrängen. Von Riccardo hatte sie trotz der vergangenen intensiven Tage noch kein klares Bild. Er gab den typisch italienischen Aufreißer, klar, immer mit aufgestelltem Hahnenkamm und schillerndem Pfauenrad. Ob er auch tatsächlich der Aufreißer war, bezweifelte sie. Seltsam war allerdings, daß sie gerade ihn dabehalten hatten. Gut, er war näher an Franco dran gewesen, durfte sogar manches auf seiner Rennzigarre bedienen, aber ob er deswegen mehr wußte?
Sie stürmten das Deckhaus auf der Suche nach einem Telefon.
Ferhat stellte Kontakt mit Kims Handy her, aber es kam nur die Ansage, daß der Teilnehmer momentan nicht zu erreichen sei.
»Mist«, sagte Kim. »Vielleicht ist der Akku schon alle, dann nützt uns das ganze Handy nichts!«
»Und Alissa auch nicht«, setzte Pia nachdenklich hinzu.
»Jetzt können wir nur hoffen, daß ihr nichts passiert ist –
nachts, im Schlauchboot mitten auf dem Meer!« Sie warf ihrer Tochter
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