Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Yachtfieber

Yachtfieber

Titel: Yachtfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
Vom Netzwerk:
sein Handy. Beide schauten ihm dabei zu. Als Riccardo sich wieder in Bewegung setzte, wartete Chara ab. Der Mann ihr gegenüber ging ebenfalls los, hielt sich aber geschickt am Straßenrand. Chara wartete kurz ab. Dann lief auch sie los.
    Sie rätselte, was das Ganze sollte. Wer war der Typ, der da hinter Riccardo herschlich? Er wirkte durchtrainiert und schnell, einer, der nicht auf dem Sofa versauerte, und er trug einen Rucksack. Was konnte er von Riccardo wollen? Überfallen offensichtlich nicht, das hätte er dort in der Dunkelheit schon gekonnt. Und außerdem sah Riccardo nicht wirklich nach einer fetten Beute aus. Aber selbst jetzt, da sie in die engen Gassen von Fethiye einbogen, blieb er ihm auf den Fersen. Riccardo lief zielsicher zu einer kleinen Bar. Jens stand bereits vor der Tür, und jetzt war klar, mit wem Riccardo telefoniert hatte. Chara blieb stehen, der Mann in Schwarz ging wie unbeteiligt an Riccardo und Jens vorbei. Die beiden unterhielten sich, und an Riccardos Gesten konnte sie erkennen, wie aufgebracht er war.
    Sie hielt nach seinem Beschatter Ausschau, aber der war schon in der Menge der Flaneure untergetaucht. Sollte sie jetzt hier abwarten, was als nächstes geschehen würde? Oder sich einfach zu ihren beiden Bekannten gesellen? Riccardo drehte sich gerade suchend einmal um die eigene Achse, dann nahm er noch einmal sein Handy heraus. Diesmal war es klar, er rief sie an.
    Chara trat auf die Straße, gleich darauf klingelte ihr Telefon.
    »Dreh dich einfach mal um«, sagte sie, bevor Riccardo etwas sagen konnte.
    Beide Männer kamen auf sie zu.
    »Gott sei Dank!« Jens nahm sie in den Arm. »Bin tödlich erschrocken, als mir Riccardo eben sagte, er hätte dich nirgends 157
    gesehen. So etwas hätte uns gerade noch gefehlt. Vor der Polizeiwache entführt …«
    Chara lachte. »Du schaust zu viele Krimis!«
    »Aha!« Jens grinste. »Ich also. Wo warst du denn?«
    »Ich bin Riccardo hinterhergeschlichen, weil er von einem Typen verfolgt wurde. Der ist übrigens immer noch hier.
    Irgendwo in einem dunklen Hauseingang oder so.«
    »Okay, womit sich die Krimifrage neu stellt …«
    »Vielleicht bist du auch verkabelt, und irgend jemand hört mit!«
    »Aha«! Riccardo und Jens schauten sich an.
    »Und wer könnte Interesse an dir haben?« Jens runzelte die Stirn. »Unattraktiver Italiener mit Bauchansatz, dafür ohne Kohle, kann man so was ernsthaft wollen?«
    Riccardo schubste ihn. »Alter Neidhammel! Laß uns besser reingehen! Ich brauch einen Drink!« Er zwinkerte Chara zu.
    »Und keine Räubergeschichten mehr, sonst krieg ich noch Angst!«

    Alissa schwankte zwischen dem inneren Drang, möglichst bald mit Chara zusammenzutreffen, um eine Strategie entwickeln zu können, und der Verlockung, einfach in diesem weichen Sessel sitzen zu bleiben, ein weiteres Glas Champagner zu trinken, sich vielleicht eine Kabine für die Nacht anbieten zu lassen und morgen dann auf einem weißen Schiff im Hafen von Fethiye einzuschweben. Es war wie ein Traum, und sie war sich noch nicht sicher, ob die Pflicht stärker war.
    Der erste Froschmann kam zurück und stellte sich mit »Yavuz«
    vor, worauf auch Alissa ihren Namen nannte. Er setzte sich ihr gegenüber in einen Sessel, aber nur auf die Kante, und spielte mit dem Glas, das ihm der Junge schnell gebracht hatte. Eine 158
    klare Flüssigkeit mit Eiswürfel, Alissa tippte auf einen Gin Tonic.
    »Was machen Sie so mutterseelenallein mit so einem Boot mitten auf dem Meer?« wollte er wissen.
    »So mitten auf dem Meer war das doch gar nicht«, wich Alissa aus und überlegte, ob sie sich ihm anvertrauen sollte oder nicht.
    Er sah sehr gepflegt aus, trug ein weißes Hemd zur Jeans – für ihren Geschmack einen Knopf zu weit offen. Schwarze
    Brusthaare wuchsen auf brauner Haut, und eine Goldkette zierte den Hals. Sein Gesicht war fein geschnitten, wirkte sensibel, die schwarzen, lockigen Haare waren nach hinten gekämmt. Er war zu schön, zu glatt. Er gefiel ihr.
    »Fast wären Sie einem Harpunenmann in die Hände gefallen!«
    Er lächelte nicht.
    »Och, das ist mein Alltag«, scherzte sie.
    Er nahm einen Schluck und drehte sich um, hinter ihm traten seine Freunde aus der offenen Glastür. Er stellte sie einzeln vor, aber für Alissa waren die türkischen Namen zu kompliziert, und die Männer sprachen auch offensichtlich nicht so gut Deutsch wie Yavuz.
    »Den hier kennen Sie schon«, sagte er und deutete auf seinen Freund, der ein rosafarbenes Poloshirt trug, dessen

Weitere Kostenlose Bücher