Yachtfieber
die Pötte kommen müßte, wie meine Mutter so schön sagt!«
»Mach ein Detektivbüro auf.« Chara grinste. »Apropos!«
Sie drehte sich zur Seite und sprach schnell mit dem Taxifahrer, der ihr gestenreich antwortete.
»Da vorne fährt er.« Alissa winkte ab. »Ich sehe ihn die ganze Zeit!«
»Das war nicht die Frage, die Frage war, wo wir hier an Drogen kommen und wer das Sagen hat!«
Alissa verschlug es schier die Sprache. »So was fragst du ihn?«
»Ja klar, oder denkst du, wir machen eine Sightseeingtour?«
»Und was sagt er?«
»Daß er es nicht wisse, aber vielleicht für uns herausbringen könnte.«
»Und das heißt?«
»Daß er Geld will.«
194
Kim sah das schwarze Schlauchboot als erste. Es lag nahe der Altstadt zwischen Fischerbooten und schaukelte im Takt. Ein goldgelber, mittelgroßer Hund, an dem jede Rippe zu zählen war, hatte sich darin zusammengerollt und schlief.
Sie sprang in die Höhe und ruderte mit den Armen: »Hierher!«
rief sie, erhielt aber nur die Aufmerksamkeit einiger türkischer Männer und ihrer Mutter, die ohnehin nur wenige Meter hinter ihr war.
»Aha«, sagte Pia und blieb vor dem Boot stehen. »O Gott!«
Der Hund hatte ein Auge aufgeschlagen und schaute sie dämmrig an.
»Der ist ja schon halbtot!«
Sie schauten sich an. »Was machen wir jetzt?«
»Ich ruf die anderen!« Kim lief ein paar Meter, da entdeckte sie Nadines rotes Sommerhütchen. Es stach zwischen einigen blassen Touristen hervor, und Kim sprang erneut hoch und winkte ihr zu. »Nadine!« Es kam keine Reaktion.
Erst als Kim durch die Finger pfiff, sah sich Nadine suchend um. Jetzt entdeckte sie die beiden Frauen und kam näher.
»Das ist das Boot!« Kim war ganz aufgeregt. »Und wenn wir jetzt alle zusammenhaben, durchkämmen wir die Altstadt!«
»Vielleicht sollten wir zur Polizei?« Nadine fächelte mit dem Halsausschnitt ihrer kurzärmeligen weißen Bluse, um Luft unter den Stoff zu bekommen.
»Zur Polizei?« Pia schaute sie an, als hätte sie einen Sonnenstich. »Ausgerechnet! Die haben uns bisher ja auch grandios geholfen!«
»Nicht wegen uns, wegen dem da!« Sie wies auf den Hund, der nun beide Augen offen hatte und sie ängstlich beobachtete.
»Ach! Und wozu?«
195
»Na, kümmert sich die Polizei nicht um solche Tiere? Zum Arzt bringen, ins Tierheim, was weiß ich, der sieht doch erbärmlich aus! Den kann man doch nicht so liegen lassen!«
Kim und Pia tauschten einen Blick.
»Okay«, sagte Kim. »Aber zuerst suchen wir Alissa!«
Nadine zeigte hinter sich. »Anja und Uli sind in die andere Richtung gelaufen, soll ich sie schnell holen?«
Kim warf einen kurzen Blick auf die hohen Absätze ihrer Pantoletten und schenkte ihr ein gütiges Lächeln. »Ich glaube, als Roadrunner bin ich besser geeignet! Ich finde sie schon!«
»So, jetzt können wir wetten!« Chara konzentrierte sich auf das Taxi von Falk, denn der Verkehr hatte in Richtung Stadtmitte zugenommen, und sie wollte ihn nicht an einer Abzweigung oder Ampel aus den Augen verlieren.
»Was meinst du?«
»Jetzt fährt er entweder in die Altstadt und setzt sich in ein Straßencafé, weil ihm Riccardo entwischt ist, oder er fährt irgendwo zu einem Haus, weil Riccardo sich gleich mit jemandem trifft!«
»Mein Gott, machst du’s spannend!«
»Allah ist halt mächtig!«
»Au, da ist der Hafen.« Alissa beugte sich wieder vor.
»Und dort hinten, schau, sieht ja toll aus, die Burg mitten im Wasser!«
»Das ist das alte Kastell Koules, und wir haben Glück, daß nicht Samstag ist, sonst wäre hier die Hölle los!« Sie wandte den Blick keine Sekunde von der Straße.
Alissa schaute sich um. Sie fuhren auf der Uferstraße am Hafen entlang, und jetzt kam der Fischer- und Yachthafen in Sicht.
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»Das wird ja immer schöner!«
»Vor allem, wenn Riccardo auf ein Schiff geht, dann haben wir nämlich schlechte Karten!«
Alissa konnte das im Moment nicht beeindrucken, sie begann, das Ganze zu genießen. Aus einem kleinen Segelturn rund um Göcek wurde eine kleine Weltreise. Wer konnte schon
voraussehen, was Riccardo noch einfallen würde oder auch Falk.
Beim Gedanken an ihn wurde es ihr allerdings wieder mulmig.
Sie schlichen hinter ihm her, als ob er ein Schwerverbrecher wäre. Dabei hatte sie sich gerade so richtig schön in ihn verliebt.
Aber stimmte das auch, war sie wirklich in ihn verliebt? Sie horchte in sich hinein, war aber zu aufgewühlt, um einen klaren Gedanken zu fassen. Sie beschloß, diese genaue Prüfung auf
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