Yachtfieber
später zu verlegen. Im Moment fühlte sie sich verliebt, und das mußte reichen.
»Hast du ihn noch?« fragte sie nach vorn.
»Deinen Falk?«
Chara mußte Psychoantennen besitzen.
»Das Taxi von Falk!«
»Mist! Der hält tatsächlich am Hafen!« Das Taxi vor ihnen war in einem Kreisverkehr rechts abgebogen und auf einer Landungsbrücke, die zum Kastell führte, stehengeblieben. Chara zupfte den Taxifahrer am Ärmel und redete griechisch auf ihn ein. Er fuhr im Kreisverkehr weiter und auf die Straße zurück, auf der sie eben gekommen waren. Chara wollte ihn zum Halten bewegen, aber die Straße war einspurig, und sie rollten mitten im Verkehr.
»Stop jetzt! Wir müssen aussteigen!«
In einer kleinen Parkbucht hielt er schließlich, Chara streckte ihm einige Geldscheine hin, was heftige Tiraden auslöste, aber sie war schon draußen und hatte die Autotür zugeschlagen, 197
bevor Alissa ihre überhaupt geöffnet hatte. Sie mußte sich beeilen, um Chara einzuholen, doch draußen war es stechend heiß, und sie mußte erst einmal tief Luft holen, bevor sie Chara, die bereits im lockeren Laufschritt die dichtbefahrene Straße überquerte, hinterherrennen konnte. Auf der anderen
Straßenseite holte sie sie schließlich ein, und sie joggten wie zwei bekloppte Touristen auf dem Gehweg die Hafenmole entlang. Allerdings ging Alissa bald die Luft aus.
»Es ist einfach zu heiß für Sport!« japste sie und hielt sich die flache Hand auf den Kopf. »Die Sonne brennt auf den Schädel, und wir rennen, als ob wir einen Ladendiebstahl begangen hätten! Völlig bescheuert!«
Chara stimmte ihr zu, behielt aber das Tempo bei.
Da sagte Alissa nichts mehr, sondern konzentrierte sich auf ihren Rhythmus und auf den Kreisverkehr, der langsam näher rückte.
Nadine nahm sich die Hauptgeschäftsstraße der Fußgängerzone vor, Kim durchkämmte mit Pia die kleinen Sträßchen, die rechts davon lagen, und Anja und Uli nahmen sich die linken vor. Sie schauten überall hinein, wurden freundlich angesprochen und zum Eintreten aufgefordert, aber hatten weder Taschen noch Gewürze im Sinn, sondern nur Alissa.
Nach einer halben Stunde trafen sie sich wieder in dem kleinen Café, in dem Kim mit Alissa und Falk zusammengesessen hatte.
Sie rückten die tiefen purpurfarbenen Plüschsessel um einen mit ziseliertem Kupfer beschlagenen kleinen Tisch zusammen, ließen sich stöhnend hineinfallen und bestellten jeder eine eiskalte Cola.
»Sie legt an«, begann Uli, schloß die Augen und drückte die Fingerspitzen an die Nasenwurzel, um besser nachdenken zu können. »Also, sie legt an. Wo geht sie hin?« Er schwieg und rührte sich nicht, und die anderen blieben ebenfalls still.
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»Sie glaubt, ihr auf der ›Dogukan‹ seid in Gefahr.
Normalerweise würde man zur Polizei gehen. Aber die Polizei ist bei der ›Dogukan‹, und sie traut ihr nicht …« Er hielt wieder inne.
»Sie versucht, jemanden aus der Clique aufzutreiben. Also Jens, Riccardo, Inka oder Chara!« sagte Kim bestimmt.
Uli öffnete seine Augen und schaute sie an. »Das könnte sein!«
»Das denke ich auch«, pflichtete Pia bei.
»Die könnten wir doch einfach anrufen, die haben ihre Handys ja schließlich noch!« Uli beugte sich vor. »Wer hat denn die Nummern, doch sicherlich du, Kim?!«
»Ja, klar! Und wo denkst du, daß ich die Nummern hab? Die habe ich nicht in meinem Schädel gespeichert, sondern in meinem Handy. Und wer hat mein Handy? Na, bingo!«
Uli ließ sich wieder zurücksinken. »Und Alissa geht nicht ran.«
Kim zuckte die Schultern. »Das hatten wir schon – sie hat kein Ladegerät dabei, wir müssen anders weiterkommen!«
»Gut«, mischte sich Anja ein. »Dann müssen wir uns
überlegen, wo die vier sein könnten.«
»Zuletzt waren sie jedenfalls bei der Polizei!« Nadine griff nach ihrem Colaglas, und alle schauten sie an.
»Da hat sie recht!« Uli runzelte die Stirn. »Aber ob sie da noch sind? Die ganze Nacht auf der Polizei? Bed and breakfast? Kann ich mir kaum vorstellen!«
»Trotzdem müssen wir dort hin! Könnte immerhin sein!«
Anjas feine Gesichtszüge bekamen einen grüblerischen Ausdruck. »Toll finde ich die Aussicht nicht!«
»Ich gehe!« Nadine rückte ihren roten Strohhut energisch zurecht. »Das paßt mir ganz gut, ich wollte sowieso dorthin und sie auf diesen halbverhungerten Hund aufmerksam machen!«
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»Da denkst du immer noch dran?« Uli schüttelte den Kopf.
»Aber sie werden dir schon sagen, was sie davon
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