Yachtfieber
schon sein! Er ist halt ein Tausendsassa!«
Shabaz half ihnen die Boote festzumachen, und dann stiegen sie über die schmale Treppe hoch. Ihr Geruch eilte ihnen voraus und war da, bevor sie überhaupt auf die Planken getreten waren.
»Liebst du deinen Mann auch, wenn er stinkt?« fragte Marc und kassierte dafür einen Stoß in die Seite.
»Ach, du!« sagte Anja nur und flog gleich darauf ihrem Uli in die Arme.
Der Hirte blieb stehen, sein Gesicht war völlig zerknittert, tiefe Falten hatten sich eingegraben, er lächelte ein fast zahnloses Lächeln, aber seine Augen blitzten.
»Das ist Mustafa«, stellte ihn Uli vor. »Er hat mir heute morgen das Leben gerettet.«
»Wollte der Bock auf dich los?« fragte Marc und bat Mustafa mit einer Handbewegung zu Tisch.
»Nein, er hat Wasser gebracht. Und ich durfte als erster trinken!«
Uli folgte Mustafa an den Tisch, hielt Anja im Arm und sah so abgerissen und zerkratzt aus, als ob er sich tagelang durch Dornenbüsche gekämpft hätte.
»Na, du Held, ein Liter Wasser oder einen anständigen Raki?«
Marc setzte sich an das Kopfende des Tisches, die anderen verteilten sich auf die übrigen Plätze. Nur Ferhat wehrte ab.
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»Erstens trinke ich während der Arbeit keinen Alkohol, wie ihr alle wißt, und zweitens fahren wir derweil schon lieber mal in Richtung Fethiye, uns fehlt ja noch jemand.« Er sprach kurz mit dem Hirten und nickte dann Marc zu. »Er ist nicht unglücklich, wenn wir sein Boot ins Schlepptau nehmen. Er muß auch nach Fethiye, und« – Ferhat zwinkerte Marc zu – »er sagt, so eine Heimfahrt hätte er sich schon immer mal gewünscht!«
»Na, denn«, Marc winkte Hussein zu, »dann zaubert mal aus der Kombüse heraus, was ihr zaubern könnt!«
Sie waren kurz vor der Landung in Heraklion, als Chara Alissa an der Schulter packte. »Siehst du dort vorn?« Sie wies über die Köpfe der Passagiere nach vorn, und tatsächlich, jetzt sah es Alissa auch und duckte sich unwillkürlich. Riccardo kam von der Toilette zurück und setzte sich wieder in eine der ersten Sitzreihen.
»Warum verstecken wir uns denn, wenn wir Riccardo sehen?«
flüsterte Alissa. »Das ist doch alles total schräg!«
»Wir werden in der Kabine bleiben, bis alle draußen sind. Und dann müssen wir schauen, daß wir ganz schnell rauskommen, ein Taxi bekommen und deinen Falk nicht aus den Augen verlieren!«
»Aber mal ganz ehrlich, Chara, du schaust nicht zufällig zu viele Kriminalfilme?«
»Ich würde mal gern einen Krimi schreiben, und vielleicht finde ich hier ja den Stoff!«
»Gütiger Himmel!«
»Wieso, traust du mir das nicht zu?«
»Doch! Das ist es ja. Ich will nur nicht eine deiner Figuren sein, wer weiß, was mir da passiert!«
»Wart’s einfach ab! Und vertrau mir.«
»… sagte Kaa zu Mogli.«
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»Was?«
»Die Schlange zum Kaninchen!«
»Jetzt aber!«
»Wir landen! Hast du auch schon einen Titel für dein Buch?«
» Einer blieb übrig! «
»Wie beruhigend! Könnte es nicht wenigstens Eine blieb übrig heißen?«
»Muß ich mir das jetzt wirklich antun und eine
Boulevardzeitung kaufen?« Sie steuerten den Hafen an, und Marc wurde zusehends unruhig. »Wenn wir Alissa gefunden haben, segeln wir sofort wieder aufs Meer hinaus!« sagte er leise zu Pia.
»Sind wir auf der Flucht?« Sie drückte ihm einen Kuß auf die Wange. »Keine Sorge, das kriegen wir schon hin.«
»Dann rate mir doch jetzt mal bitte: Soll ich mir eine Zeitung holen und mich aufregen, oder soll ich cool bleiben und so tun, als ob gar nichts wäre?«
Sie lachte. »Wir holen die Zeitung, informieren uns über deine neuesten Missetaten und bleiben cool!«
Marc seufzte und schaute hilfesuchend zu Nadine. »Und was sagst du als erfahrene Frau dazu?«
Nadine saß lässig auf der Bank, die Arme seitlich ausgestreckt über die Lehnen gelegt. Sie holte tief Luft und lächelte.
»Kein Problem, das sich nicht regeln ließe. Erst müssen wir der Sache mal ins Auge sehen, dann starten wir die
Gegeninitiative!«
»Wow!« Marc nickte. »Bei so viel Frauenpower. Und du, Kim?«
»Ich will Alissa zurück, das ist mein Problem!«
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Pia fuhr ihr mit der Hand leicht über die Wange, ohne daß Kim der liebevollen Geste auswich. Pia freute sich, ohne es zu zeigen. »Das werden wir schaffen. Ich spüre das!«
Anja und Uli lagen derweil vorn auf einer der Matratzen im Schatten und genossen die Fahrt und den Wind, nachdem Uli ausführlich von seinen nächtlichen Abenteuern erzählt hatte.
Und
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