Yachtfieber
Mustafa stand mit einem Raki in der Hand bei Ferhat am großen, edlen Steuerrad.
Doch als sie sich dem Hafen von Fethiye näherten, trafen sich alle bei Ferhat. Sie hatten sich T-Shirts und Hosen angezogen und ihre Schuhe für den Landgang bereitgelegt. Ihre Aufregung wuchs, je näher sie dem Hafen kamen.
»Und wenn das Schlauchboot nicht da ist?« fragte Nadine, die sich einen roten Sonnenhut auf die blonden Haare gedrückt hatte.
»Dann sehen wir weiter«, sagte Kim nebenbei. Sie wollte einfach nicht an diese Möglichkeit denken. Ferhat legte zunächst einmal quer am großen Landungssteg an, weil alle Liegeplätze im Hafen belegt waren.
»Du mußt aber noch einmal erklären, wie das Ding genau ausgesehen hat«, begann Anja. »Ich habe das Boot nie bewußt wahrgenommen!«
»Okay, und dann schwärmen wir an die verschiedenen
Bootsstege aus. Und die Kaimauer nicht vergessen!« Kim war voller Tatendrang. »Die Frage ist nur, wie wir uns verständigen, wenn es jemand gefunden hat.«
»Eine handylose Gesellschaft«, bemerkte Pia und setzte sich eine ihrer großen Sonnenbrillen auf die Nase. »Man fragt sich, wie das früher ging …«
»… und wo man in der Türkei neue Handys herkriegt und wie man sie zum Laufen bringt.« Uli schaute zu Ferhat, der eben zu ihnen getreten war.
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»Wenn man ein bißchen Zeit hat, ist das kein Problem«, sagte er. »Vielleicht kann Mrs. Anderson da ja helfen, ich habe vorhin mit meiner Chartergesellschaft telefoniert. Sie will selbst kommen, es kann aber noch gut eine Stunde dauern.«
Gemeinsam schauten sie zu, wie Shabaz und Güven die
Gangway zum Landungssteg befestigten. Pia drehte sich nach Marc um, der hinter ihr stand und ohnehin wenig begeistert war, nun im Troß den Hafen auf der Suche nach einem kleinen Schlauchboot abzulaufen.
»Wenn die Chefin schon höchstpersönlich kommt, willst du dann nicht lieber dableiben? Das Schlauchboot finden wir auch ohne dich!«
Marc fuhr sich kurz über seinen geschorenen Schädel. »Ich weiß nicht, ob ein Mann so etwas wirklich hören will …«
»Ich will damit sagen, daß deine Anwesenheit an Bord wichtiger ist. Falls wir in einer Stunde noch nicht zurück sind, mußt du das regeln.«
Er zögerte noch immer. »Wir machen das so«, sagte er schließlich und trat in den Schatten des Sonnensegels zurück.
»Ihr sucht das Schlauchboot, und du bist in einer Stunde zurück!« Er grinste. »Und vergiß die Zeitung nicht!« Damit drehte er sich zu Ferhat um. »Hast du Lust auf eine Runde Backgammon?«
Alissa staunte über Charas kriminalistisches Talent.
Sie hatte es tatsächlich geschafft, daß ein hübscher Steward mit ihr auf der Suche nach einem nie dagewesenen Ohrring auf dem Boden zwischen den engen Sitzreihen herumkroch, und dann brachte sie ihn noch dazu, sie schnellstmöglich in die Ankunftshalle von Heraklion International Airport Kazantzakis bringen zu lassen.
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»Dabei bist du gut einen Kopf größer als er«, sagte Alissa und schüttelte den Kopf.
»Und außerdem ist er schwul«, lachte Chara.
»Er ist einfach nur nett!«
»Er wird dir einen Ohrring schenken, so schwul ist er!«
Chara lachte noch lauter, dann entdeckte sie aber vor der Zollkontrolle Falk und legte den Finger auf den Mund. »Jetzt müssen wir schnell sein«, flüsterte sie. »Er hat außer seinem Rucksack kein Gepäck und wird ratzfatz weg sein!«
Alissa ließ sich anstecken und spürte vor Ungeduld ihr Herz schlagen, bis sie endlich durch die Paßkontrolle hindurch waren.
»Hoffentlich haben wir ihn nicht verloren«, sagte sie, aber Chara hatte den Kopf gereckt und ihn nicht aus den Augen gelassen.
»Wenn ich das nächste Mal auf die Welt komme, werde ich auch so groß«, rief Alissa ihr zu, während sie nebeneinander zum Ausgang liefen. »Das ist doch sehr praktisch!«
»Und bringt Geld«, lachte Chara und schaffte es, ein Taxi zu finden und dabei Falk im Auge zu behalten.
»Daß er das nicht merkt«, wunderte Alissa sich.
»Er ist auf Riccardo fixiert«, deutete Chara es, hielt Alissa die hintere Autotür auf und sprach kurz mit dem Fahrer.
»Hopp, hinein«, sagte sie dann und setzte sich selbst nach vorn. »Die Hatz kann beginnen!«
»Man könnte glauben, es macht dir Spaß!« Alissa setzte sich zwar auf die Rückbank, beugte sich aber zwischen den beiden Sitzen nach vorn, weil über der Rückbank ein so intensiver Knoblauchduft hing, daß ihr in der stehenden Hitze des Innenraums fast schlecht wurde. »Kann er nicht die
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