Yachtfieber
halten.«
»Ja, genau, und das werde ich mir anhören. Und auch die Erklärung, wo die vier geblieben sind, falls sie dort in keiner Zelle mehr schmoren sollten!«
Kim legte ihr die Hand auf die schmale Schulter. »Weißt du was, Nadine, das finde ich gut! Ich komme mit!«
»Und wir bleiben am besten solange hier sitzen«, erklärte Anja. »Von hier aus überblickt man eigentlich alles am besten!«
Kim und Nadine standen auf und mit ihnen Pia. »Okay, wenn ihr hier aufpaßt, dann kann ich ja in den Gewürzladen da drüben gehen, dort wollte ich sowieso schon lange mal wieder hin!«
»Genau!« Kim drehte sich nach ihr um. »Bei den Gewürzen hat alles angefangen. Seitdem Alissa dort diesen Falk kennengelernt hat, ging es eigentlich nur noch rund!«
Pia hatte ihren Geldbeutel eingesteckt und wollte gerade losgehen, wurde jetzt aber doch hellhörig und blieb stehen.
»Wen hat sie dort kennengelernt?«
Kim zuckte die Schulter. »Irgend so einen Typ. Mittelalter, eigentlich nichts Besonderes, er sagte, er macht Urlaub und nebenher Fotos. Landschaft und so.«
»Und was glaubst du, was es mit diesem Kerl auf sich hat?«
Kim überlegte. »Es kann Zufall sein, daß er in dem
Gewürzladen war und Alissa angesprochen hat, er kann uns aber auch abgepaßt haben!«
Uli winkte ab. »Jetzt bitte ich dich! Habt ihr einen öffentlichen Rundbrief geschrieben, wohin ihr zu gehen gedenkt? So was kann doch kein Mensch wissen!«
»Vielleicht ist er uns schon vorher gefolgt und sah das als günstige Gelegenheit?«
Pia schaute zu Uli, der das Gesicht verzog. »Auszuschließen ist das nicht!«
200
»Aber auch nicht sehr wahrscheinlich. Männer sprechen nun mal gern attraktive junge Mädchen an und erzählen irgendeinen Blödsinn, um an sie ranzukommen, die Geschichte ist doch so alt wie das Meer!«
Anja warf ihm einen schrägen Blick zu. »Gut, daß du auf einer Ziegeninsel gestrandet bist!«
Alissa und Chara liefen die Kaimauer entlang bis kurz vor die Straßenecke, an der Falk ausgestiegen war. Jetzt wurde Chara langsamer und blieb dann ganz stehen, worüber Alissa heilfroh war. Sie bückte sich, um besser Luft zu bekommen und um ihr Seitenstechen zu mildern. Die dünnen Leinenschuhe, die sie in einem der vielen kleinen Läden in der Abflughalle im Vorbeigehen gekauft hatte, drückten. Sie waren völlig ungeeignet für einen derartigen Dauerlauf. Alissa spürte, wie sich ihre Haut an den dicken Nähten wundgescheuert hatte.
Chara bog um die Ecke auf die schmale Straße, die zunächst zum Kastell und von dort aus schier endlos weit ins Meer hinausführte.
»Ich glaube, ich laufe lieber wieder barfuß«, lamentierte Alissa hinter ihr. »Ist er tatsächlich dorthin gelaufen? Das sind ja Kilometer! Das halte ich nicht aus!«
»Vielleicht trifft sich Riccardo mit jemandem im Kastell?«
»Klar, er macht eine Sightseeingtour, und ich hab Blasen an den Füßen!«
»Der Boden ist zu heiß und zu dreckig, um barfuß zu laufen!
Und wenn du dir eine Glasscherbe in den Fuß trittst, darf ich dich noch tragen!«
»Welch verlockender Gedanke!« Sie gingen langsam
nebeneinander her auf das Kastell zu.
»Wo ist er überhaupt?« fragte schließlich Alissa. »Vor uns jedenfalls nicht, ich kann ihn nirgends sehen!«
201
Sie blieben stehen, drehten sich um und schraken zusammen.
Er war genau hinter ihnen. Er lachte sie an, so daß sein abgeschlagener Eckzahn in seiner Reihe weißer Zähne keck herausblitzte, und sagte in einem Ton, als sei dies die natürlichste Begegnung auf der Welt: »Hier bin ich!«
»Falk«, stammelte Alissa, und jede Erklärung erschien ihr jetzt überflüssig.
»Schön, daß ihr auch endlich da seid«, sagte er, »habe schon eine Ewigkeit auf euch gewartet!«
»Ach was!« Chara dachte nicht daran, sein freundliches Lächeln zu erwidern. »Das ist doch reiner Zufall!«
»Ich fand’s schon bemerkenswert, wie ihr mir in der
Abfertigungshalle hinterhergesaust seid, und bei der Ankunft dann eure inszenierte kleine Verzögerung, sehr schön! Ich hatte nur die Befürchtung, Riccardo würde was spannen, aber der ist wohl schon im Freudentaumel und kriegt nichts mehr mit!«
Alissa und Chara schauten sich an.
»Sind Sie Privatdetektiv oder so was?« Chara hatte schon wieder das Aussehen einer griechischen Göttin mit einem züngelnden Blitz in der erhobenen Hand.
»Es ist zu heiß und die Zeit zu knapp, um jetzt viel zu erklären. Um ehrlich zu sein, hatte ich nur die Befürchtung, durch euch aufzufliegen
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