YARI - MY LOVE
umgekehrten Fall wurde ein Schuh draus.
Die Liebe zueinander hatte die beiden Männer mit der Wucht
einer talwärts rollenden Dampfwalze getroffen und keiner von
beiden hatte Ähnliches bisher erlebt.
So taumelten alle damit einhergehenden Gefühle wie Glück,
Freude, Lust, Sorge, Eifersucht und Panik ungebremst durch ihren
hormongebeutelten Körper.
Damit mussten sie erst einmal umzugehen lernen.
Auch wenn sie
es nicht aussprachen, wussten sie instinktiv, dass sie beide dasselbe
durchmachten, und auch, dass sie es nur gemeinsam schafften, aus
diesem Gefühlscocktail ohne seelische Blessuren in die relative
Sicherheit des Alltags zurück zu kehren.
„Ich liebe dich, Yari“, flüsterte Raphael, „und
ich bin verrückt vor Sorge um dich.“
„Du musst
dir keine Sorgen machen, Angel!“
Yari legte alle
Überzeugungskraft in seine Stimme. Denn er selbst hatte auch
mehr als genug Bedenken, was das seltsame Benehmen seines Vormunds
anbelangte.
Angst … aber auch die Frage, woher Onkel Trevor anscheinend
so genau wusste, welche Szene heute gedreht worden war, wechselten
einander ab.
Sollte er, der eine fanatische Abneigung gegen Schwule hegte, das
Buch gelesen haben?
Und wenn ja, warum?
„Lügner“, hauchte Raphael lächelnd und
küsste Yaris Nasenspitze. „Verrätst du mir, was dich
dazu veranlasst hat, die Rolle des Jared anzunehmen?“
„Das war nicht ich“, stieß er hervor, „das
war Onkel Trevor … auch wenn ich ihm hierfür wohl dankbar
sein sollte“, fügte er verträumt hinzu.
„Wie meinst du das, du warst das nicht?“
„Onkel
Trevor hat mich nicht gefragt, sondern einfach für den Film
unterschrieben.“
Raphael starrte Yari an. „Das kann er doch gar nicht“,
rief er aus.
„Nein“, gab Yari zu, „ich hätte mich
vermutlich mit ein bisschen mehr Durchsetzungsvermögen
erfolgreich dagegen wehren können. Aber zum einen fehlt es mir
ihm gegenüber genau an dieser Eigenschaft und zum anderen hätte
bei meiner Gage die Höhe der Konventionalstrafe vermutlich meine
finanziellen Rücklagen gesprengt.“
Raphael verkniff
sich die Frage, wie viel Yari mit diesem Film wohl verdienen mochte.
Es interessierte ihn nicht einmal besonders.
„Die Konventionalstrafe hätte alleine Ponds zahlen
müssen“, klärte er Yari auf, „du hast nichts
unterschrieben. Dich hätte man nicht belangen können.“
Yari
seufzte abgrundtief.
„Was ist?“, hakte Raphael nach.
„Ich weiß nicht, ob die Sache so einfach ist“,
überlegte er niedergeschlagen, „ich habe mir all die Jahre
keine Gedanken darüber gemacht. Doch inzwischen befürchte
ich, dass dieser unselige Vertrag hunderte versteckter Klauseln
enthält, die ich nicht mal durchgelesen hätte, wenn ich sie
denn damals überhaupt verstanden hätte.“
Raphael zog Yari wieder nahe an seinen Körper und sog den
berauschend frischen Duft des zierlichen Mannes tief in seine Lungen.
„Das, mein Süßer, ist einer der Gründe,
warum wir am Wochenende Mel aufsuchen werden. Und jetzt schlaf, mein
Schatz. Du bist müde und wir haben beide morgen einen weiteren
anstrengenden Tag vor uns.“
„Gute Nacht, Angel, träum'
was Schönes“, hauchte Yari.
Kurze Zeit später kündeten seine gleichmäßigen
Atemzüge davon, dass er tief und ruhig schlief.
Jetzt gestattete sich auch Raphael, in einen erholsamen Schlaf zu
gleiten.
Kapitel 12)
„ Gibson?“ ,
quietschte Yari, „das ist doch nicht dein Ernst, oder? Dein
Kumpel heißt Mel Gibson? “
Raphael wusste, dass Yari so reagieren würde – er war
nicht der Erste und gewiss nicht der Letzte - und genoss das
glockenhelle Lachen seines Schatzes.
Viel zu selten hatte er ihn in den letzten Tagen so unbeschwert
erlebt, sein wunderschönes Gesicht so gelöst und strahlend
gesehen.
Beckinsale, der Regisseur, war so zufrieden mit der in der
Mojave-Wüste gedrehten Szene, dass er zunächst die
harmloseren Szenen abdrehen ließ. Vermutlich besaß er
genug Menschenkenntnis, um zu erkennen, dass, je später er die
Sexszenen ansetzen würde, er umso besseres Material für
seinen Film bekäme.
Für Yari jedoch waren es plötzlich diese Szenen, in
denen er Raphael wütend in die Schranken weisen musste, die ihm
besondere Schwierigkeiten machten.
Außerdem war da ständig die Furcht vor Shryver und
seiner Kamera, die ihn effektvoll daran hinderte, locker zu bleiben.
Alles trat jedoch in den Hintergrund, als er das blank geputzte
Schild mit der Aufschrift Mel Gibson - Rechtsanwalt und Notar
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