YARI - MY LOVE
ich meinen Freund so noch niemals
erlebt habe, Yari“, kommentierte Mel Raphaels Reaktion, „und
ich kann dir nur raten, ihn nicht zu verarschen“, fuhr er in
etwas schärferem Ton fort, „sonst bekommst du es mit mir
zu tun!“
Yari zuckte zusammen.
„Lass es gut sein, Mel“, fuhr Raphael seinen guten
Freund an, „Yari hat genug Sorgen, um sich auch noch mit dir
und deinen Drohungen auseinander zu setzen.“
Yari straffte
die Schultern.
„Es liegt nicht in meiner Absicht, Raphael zu verarschen
oder gar zu verletzen“, sagte er mit fester Stimme, „dazu
liebe ich ihn bereits viel zu sehr.“
Mel verdrehte bei Yaris Worten träumerisch die Augen und
Raphael versuchte vergeblich, den riesigen Kloß in seiner Kehle
hinunter zu schlucken.
Mel war zwar nicht die breite Öffentlichkeit … aber
Yari hatte vor einem ihm fremden Menschen zugegeben, dass er ihn,
Raphael, liebte.
Sein Herz zog sich zusammen, wie ein Ballon, aus dem die Luft
entwichen war.
Die Aufrichtigkeit von Yaris Worten wurde von seiner ernsten Miene
unterstrichen.
„Vielmehr bin ich es, der Angst haben sollte, findest du
nicht, Mel?“
Yaris Stimme klang plötzlich wieder
verschüchtert, als er seine Frage stellte.
„Niemals“, antwortete Raphael, bevor Mel auch nur den
Mund geöffnet hatte, „niemals, mein Liebling. Auch wenn
ich noch immer nicht weiß, wie das mit uns so schnell passieren
konnte, möchte ich es um nichts in der Welt mehr missen. Du bist
alles, was ich mir immer gewünscht habe. Ich liebe dich, Yari,
und alles, was dich verletzt, verletzt auch mich.“
Ein tiefer inniger Kuss unterstrich wirkungsvoll Raphaels
Ansprache.
„Wobei wir beim Thema wären“, kommentierte Mel
heiser und strich sich verstohlen über die Augen.
Raphael hatte seinem Freund schon in groben Zügen am Telefon
erklärt, um was es ging.
Yari füllte nun die Lücken, so gut es eben ging.
Aufmerksam lauschte Mel, während er im Wohnzimmer auf und ab
marschierte, wie die Strafverteidiger in den beliebten TV-Serien.
Yari unterdrückte ein Grinsen und Raphael drückte seine
Hand.
„Und du hast keine Vertragskopie?“
Mel hatte seine
Wanderung unterbrochen und sah Yari fragend an.
Mit knallroten Wangen schüttelte er den Kopf.
Gott, er schämte sich so sehr.
Für wie blöd
musste ihn dieser Mann denn halten?
„Es tut mir leid“,
wisperte Yari, „ich weiß, du … nein, ihr beide …
müsst mich für den dämlichsten Menschen auf Gottes
weitem Erdboden halten ...“
„Keiner hält dich für
dämlich“, sagte Mel ernst, während Raphael seinem
Gefährten einen bösen Blick zuwarf, „du warst einfach
jung und unerfahren.“
Yari schluckte heftig und kniff die
Augen zu, um das verräterische Glitzern zu verstecken.
„Nicht weinen, Schatz“, bat Raphael mit erstickter
Stimme und küsste Yaris Augenlider.
„Himmel, Raph“, keuchte Mel, „wenn ich das hier
nicht mit meinen eigenen Augen sehen würde, ich würde es
nie und nimmer glauben. Raphael, der ach so kühle Engel, ist
verliebt.“
Der Angesprochene kniff erbost die Augen zusammen.
„Was ist daran so unverständlich?“
„Mensch,
Raph“, lachte Mel, „jetzt mal im Ernst. Du hattest seit
mehr als vier Jahren außer deinen Filmpartnern keinen Typen an
deiner Seite. Deinen Druck hast du doch lediglich in deinen Filmen
abgebaut.“
Dieses Mal war es Raphael, dessen Wangen sich
tiefrot färbte.
Yari glaubte, sich verhört zu haben.
Was war das? Raphael
hatte all die Jahre keinen Freund gehabt?
Etwas Zeit versetzt,
schien auch Mel zu begreifen, was er da gesagt hatte … und was
die einzig mögliche Konsequenz daraus war.
„Du … du warst die ganze Zeit über … in
diesen süßen Twink … verknallt?“, ächzte
Mel.
„Und wenn es so wäre?“, blaffte Raphael seinen
Freund an.
„Dann“, wendete sich Yari wispernd an ihn, umschloss
sein Gesicht mit beiden Händen und hinderte mit seiner Aktivität
Mel gekonnt daran, eine flapsige Antwort auf Raphaels Frage zu geben,
„scheiße ich auf deine Noblesse und werde nicht einen Tag
länger darauf verzichten, dass du das mit mir tust, auf was du
schon so lange wartest ...“
„Yari“, hauchte
Raphael.
„... und was ich mir selbst nicht sehnlicher wünsche“,
beendete der hübsche Twink seinen Satz.
„Oh Gott“, flüsterte Raphael und zog Yari in eine
liebevolle Umarmung.
„Bist du sicher?“, hauchte er.
„Ich war mir niemals einer Sache so sicher, wie dieser,
Angel!“
Mel bewies den Anstand, sich abzuwenden,
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