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Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Titel: Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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Wandteppiche zu sehen, die, wie man mir erzählt hatte, die Hauptkorridore der Burg schmückten. Der kalte Steinfußboden glänzte zur Mitte hin vor Abnutzung. Offenbar liefen wir durch einen der Nebengänge, die nur von den Dienern und Wächtern benutzt wurden. Als wir an zwei geöffneten Fenstern vorbeikamen, schaute ich voller Sehnsucht hinaus.
    Das frische Grün des Rasens tat meinen Augen fast weh. Die Bäume waren dicht belaubt. Blumen säumten die Pfade und wucherten üppig in Kübeln. Die frische Brise duftete wie ein teures Parfüm, und ich atmete tief ein. Nach den stechenden Gerüchen von Exkrementen und Körperausdünstungen schmeckte die klare Luft wie köstlicher Wein. Eine warme Brise umschmeichelte meine Haut. Verglichen mit dem ewig feuchten und kühlen Verlies war es ein wohltuend besänftigendes Gefühl.
    Dies musste der Beginn der heißen Jahreszeit sein, und dasbedeutete, dass ich fast ein ganzes Jahr in der Zelle ein ge schlossen gewesen war. Eine sehr lange Zeit für jemanden, der auf seine Hinrichtung wartete.
    Es war nicht leicht, mit Fußfesseln zu laufen, und ich war ganz außer Atem, als man mich in ein geräumiges Zimmer führte. Landkarten von Ixia und den angrenzenden Ländern hingen an den Wänden. Bücherstapel auf dem Fußboden machten es fast unmöglich, den Raum zu durchqueren. Überall standen Kerzen, einige frisch angezündet, andere fast heruntergebrannt. Manche Dokumente waren den Flammen offenbar zu nahe gekommen, denn sie wiesen braune Flecken auf. Ein großer Holztisch, übersät mit Papieren und umrahmt von einem halben Dutzend Stühlen, beherrschte die Mitte des Raums. Am anderen Ende des Arbeitszimmers, vor einem weit geöffneten Fenster, saß ein Mann an einem Schreibtisch. Sein schulterlanges Haar wehte im Wind.
    Unwillkürlich fuhr mir ein Schauer über den Rücken, und meine Ketten klirrten. Durch die geflüsterten Unterhaltungen von Kerkerzelle zu Kerkerzelle hatte ich mitbekommen, dass verurteilte Gefangene einem Beamten vorgeführt wurden, um sich noch einmal zu ihren Vergehen zu bekennen,ehe sie gehängt wurden.
    Der Mann trug die Uni form eines Rat gebers des Commanders: schwarze Hose und schwarzes Hemd, auf dessen Kragen zwei rote Diamanten gestickt waren. Das bleiche Gesicht des Mannes war ausdruckslos. Doch bei meinem Anblick riss er überrascht die saphirblauen Augen auf.
    Jetzt erst wurde ich mir meines Aussehens bewusst. Ich schaute an meiner zerrissenen roten Gefängniskleidung hinunter, durch deren fadenscheinigen Stoff man die ungewaschene Haut sehen konnte. Mein Blick fiel auf meine schmutzigen, schwieligen Füße. Mein langes schwarzes Haar war verfilzt, und ich schwitzte unter dem Gewicht der Ketten.
    „Eine Frau? Der nächste Todeskandidat ist eine Frau?“ Seine Stimme klang eisig. Bei dem Wort „Todeskandidat“ begann ich zu zittern und verlor die Fassung. Ohne die Wächter an meiner Seite wäre ich schluchzend zu Boden gesunken. Doch sie folterten jeden, der nur das geringste Anzeichen von Schwäche zeigte, also riss ich mich zusammen.
    Der Mann zupfte an seinen schwarzen Haarlocken. „Ich hätte mir Zeit nehmen sollen, deine Akte noch einmal zu lesen.“ Mit einer Handbewegung bedeutete er den Wächtern, sich zu entfernen. „Ihr könnt gehen.“
    Nachdem sie verschwunden waren, deutete er auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. Die Ketten klirrten, als ich auf der Kante Platz nahm.
    Er öffnete einen Ordner, der auf seinem Tisch lag, und überflog die Seiten. „Yelena, heute könnte dein Glückstag sein“, sagte er.
    Ich schluckte eine sarkastische Antwort hinunter. Eine wichtige Lektion hatte ich während meiner Gefangenschaft im Kerker gelernt: Man sollte nie Widerworte geben. Stattdessensenkte ich den Kopf und vermied es, meinem Gegenüber in die Augen zu sehen.
    Der Mann schwieg eine Weile. „Gut erzogen und respektvoll. Du siehst mir ganz nach einer geeigneten Kandidatin aus.“
    Trotz des Durcheinanders im Raum herrschte Ordnung auf seinem Schreibtisch. Neben meiner Akte und einigen Schreibwerkzeugen standen nur noch zwei kleine schwarze, mit glänzenden Silberstreifen durchzogene Figuren auf der Schreibtischplatte – zwei naturgetreu geschnitzte Panther.
    „Man hat dir den Prozess gemacht und dich für schuldig befunden, General Brazells einzigen Sohn Reyad ermordet zu haben.“ Er schwieg und rieb sich mit dem Finger über die Schläfe. „Deshalb also hält sich Brazell in dieser Woche hier auf und ist so interessiert an den

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