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Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Titel: Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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aus einer Werkstatt der Sturmtänzer-Sippe. Sie schmelzen Eisenerz, um verschiedene Metallgegenstände herzustellen, unter anderem auch Münzen für Sitia. Sie machen auch Pergament und gewinnen Tinte aus Indigo-Pflanzen, die sie auf ihren Bauernhöfen im Osten anbauen.“
    Ich grübelte über Leifs Vortrag nach. Wenn ich Sachen auf dem Markt kaufte, hatte ich mir nie viele Gedanken über ihre Herkunft gemacht. In Ixia stellte jeder Militär-Distrikt, kurz MD genannt, ein bestimmtes Produkt her oder bot eine bestimmte Dienstleistung an, die charakteristisch für das Territorium und für das Tauschgeschäft oder zum Handel geeignet war. Offenbar hielt man sich in Sitia an das gleiche Prinzip, obwohl die Sturmtänzer ein wenig aus der Reihe fielen. Ob sie die Kraft der Stürme, die vom nördlichen Packeis herunterwehten, auch für sich nutzen konnten? Das Leben in MD-1, MD-2 und MD-3 wurde in der kalten Jahreszeit jedes Mal zu einem Kampf ums Überleben.
    Würde Commander Ambrose es sich überlegen, seinen Bann über Magier aufzuheben, wenn dadurch die Auswirkungen der Stürme abgemildert werden konnten? Er war in MD-3 aufgewachsen, wo er in den Diamantminen gearbeitet hatte. Schneestürme, die alles Leben lahmlegten, kannte er also aus eigener Erfahrung. Auch Valek, der in MD-1 gelebt hatte, hatte miterleben müssen, wie die Lederfabrik seines Vaters durch heftige Schneefälle zerstört worden war.
    Dieses Ereignis hatte eine ganze Kette von Ereignissen in Gang gesetzt. Valeks Vater hatte nicht genügend Geld gehabt, um den Schaden zu reparieren, seine Familie zu ernähren und dazu noch Abgaben an den König zu entrichten. Als er die Soldaten, die die Steuer eintrieben, um eine Fristverlängerung bat, hatten sie drei seiner vier Söhne ermordet. Das war der Auslöser für Valek gewesen, einen Rachfeldzug gegen den König zu unternehmen, der seinen Soldaten erlaubte, unschuldige Kinder zu töten. Nachdem Valek zum geschicktesten Attentäter von ganz Sitia geworden war, hatte er sich mit Ambrose zusammengetan. Gemeinsam hatten sie den König besiegt und die Herrschaft über Ixia übernommen.
    Wäre das Dach nicht eingestürzt, wäre der König dann noch an der Macht, sinnierte ich. Oder hätte Ambrose einen anderen Attentäter gefunden, der ihm geholfen hätte? Wäre ich dann überhaupt hier?
    Ich vertrieb die Gedanken und konzentrierte mich wieder auf unsere Lage. Leif und ich mussten unser kleines Lager bewachen. Er übernahm die erste Schicht, während ich zu schlafen versuchte.
    Wir hatten das Feuer gelöscht, sobald unser Mahl zubereitet war. Der Rauch tanzte in der Brise. Träume wirbelten durch mein Bewusstsein wie die sprühenden Funken eines lodernden Feuers. Hin und wieder verlangsamten sich die verwirrenden Bilder, und jedes Mal tat sich vor meinem inneren Auge ein neues Horrorszenario auf. Stonos zerfetzter Magen verwandelte sich in eine Halsbandschlange. Blut regnete auf den Dschungel von Illiais. Abgeschlagene Köpfe drifteten über den Sand der Ebene. Feuer tanzte auf meiner Haut. Jede Flamme brannte sich heiß in mich hinein, versengte mich und machte mich unruhiger.
    Ich schreckte aus dem Schlaf hoch. Es kribbelte auf meiner Haut. Ich fürchtete mich davor, wieder einzuschlafen. Deshalb bot ich Leif an, die nächste Wache zu übernehmen, damit er sich ein wenig ausruhen konnte.
    Auch während der folgenden zwei Tage fand ich kaum Schlaf. Wir hielten uns verborgen, entzündeten nur kleine Feuer und löschten die Flammen sofort wieder, nachdem wir unser Essen gekocht hatten. Danach lagen wir bibbernd auf der kalten, harten Erde. Am dritten Tag erreichten wir das Land der Krystal-Sippe und wandten uns nach Norden, um zur Grenze nach Ixia zu gelangen.
    Das hügelige Land des Krystal-Clans, das sich unmittelbar westlich des Gebiets der Featherstone-Sippe und der Zitadelle erstreckte, war gesprenkelt von kleinen Pinienwäldern. Steinbrüche lagen zwischen den bewaldeten Regionen. Die Krystal-Sippe brach Marmor für Gebäude und exportierte den hochwertigen Sand, den die Glasmacher in Booruby brauchten. Tiefe Löcher in der Erde legten Zeugnis davon ab.
    Wir machten einen weiten Bogen um die Steinbrüche, in denen geschäftiges Treiben herrschte, und wählten den Weg durch die Pinienwälder. Von Ixia waren wir noch eine Tagesreise entfernt. Vorsichtig näherten wir uns der Grenze. Wir mussten damit rechnen, in einen Hinterhalt von Soldaten aus Sitia zu geraten. Und wenn wir es schafften, das Grenzgebiet

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