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Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Titel: Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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schöpften Kraft aus der Quelle. Mithilfe meines Bruders übertrug ich seine Wunden auf mich und heilte sie. Als Marrok aufwachte, gab Leif ihm Wasser und ein Stärkungsmittel, um ihn wieder auf die Beine zu bringen.
    Ich fragte ihn, was geschehen und warum er hier war, aber Marrok starrte mich nur mit einem wilden, verständnislosen Blick an, ohne mich wahrzunehmen. Besorgt über seinen geistigen Zustand, projizierte ich meine Gedanken in sein Bewusstsein.
    Tausend Bilder schossen ihm durch den Kopf. Erinnerungen und Gefühle und geheime Gedanken waren freigesetzt und liefen Amok, ganz so, als habe jemand die Bücher einer Bibliothek zerrissen und die Blätter im ganzen Raum verstreut. Das schiere Ausmaß des Chaos überwältigte Marrok. Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, geschweige denn einen zusammenhängenden Satz äußern.
    Und mitten im Durcheinander stand Roze, die Erste Magierin, und zerstörte schadenfroh, was von Marroks Geist noch übrig geblieben war.
    Sie wandte sich an mich. Da bist du ja. Ich wusste, dass ich dich hier finden würde, wenn ich nur intensiv genug suche. Jetzt sehe ich, wo du dich versteckt hast.
    Sie kam näher, aber ich wich keinen Schritt zurück. Ich bin keine Erinnerung, Roze. Es wird dir nicht gelingen, irgendetwas aus mir herauszuholen.
    Da wäre ich mir nicht so sicher. Zu viel Selbstvertrauen kann auch eine Schwäche sein.
    Du hast es schon zweimal versucht, und es ist dir nicht gelungen. Ich bin mir meiner Sache also ziemlich sicher. Warum hast du Marroks Geist zerstört?
    Sie ließ ihren Blick über das Durcheinander wandern. Er ist ein Verbrecher. Und du brauchst gar nicht so schockiert zu tun. Genauso war es doch auch, als du den Geist des Seelendiebs zerstört hast. Das macht überhaupt keinen Unterschied.
    Ich ignorierte die spitze Bemerkung. Marrok ist kein Verbrecher, und das weißt du ganz genau. Hast du ihn gezwungen, ein falsches Geständnis abzulegen?
    Im Gegensatz zu dir war er aufrichtig. Du hast uns und dich selbst angelogen, als du glaubtest, du seist ein Gewinn für Sitia. Jetzt weiß die Ratsversammlung über die Gefahr Bescheid, und ich habe die Erlaubnis, die Bedrohung, die von dir ausgeht, zu beseitigen.
    Ihre Prahlereien ließen mich noch immer unbeeindruckt. Wie haben Marrok und die anderen uns gefunden?
    Roze lächelte. Das musst du schon alleine herausfinden.
    Willst du mir damit sagen, dass ich einen Spion in meiner Nähe habe?
    Unehrliche Menschen neigen dazu, einander zu finden, Yelena. Das ist der Preis dafür, dass du gemeinsame Sache mit Verbrechern machst. Offen gestanden war ich überrascht, dass die Ratsmitglieder mir nicht schon vorher die Erlaubnis gegeben haben, dich zu beseitigen. Wie können sie auch der Liebsten des meistgefürchteten Mannes von Sitia vertrauen? Denk mal darüber nach. Wie konntest du überhaupt eine Vermittlerin sein, wo es doch ganz offensichtlich ist, für welche Seite du Sympathien hegst? Beim ersten Anzeichen von Schwierigkeiten läufst du nach Hause. Ich verspreche dir: In Ixia wirst du nicht sicher sein.
    Ich erwiderte nichts, und sie lachte höhnisch. Ich habe gefunden, was ich brauche. Ich wünsche dir viel Glück beim Zusammensetzen von Marroks Geist.
    Sie verschwand aus seinem Bewusstsein. Als ich mitten in dem Chaos stand, das sie zurückgelassen hatte, wurde mir klar, dass es unmöglich sein würde, die Ordnung wiederherzustellen. Ich kehrte in meinen Körper zurück. Es gab nichts, was ich noch hätte tun können.
    Roze hatte es geschafft, die Ratsversammlung gegen mich aufzubringen. Für jemanden, der es anders als ich nicht besser wusste, war Cahils Lügengespinst vollkommen glaubhaft. Sogar Roze vermochte zu überzeugen. Wenn ihr Sitia wirklich am Herzen lag, wie sie behauptete, dann waren ihre Bemühungen, mich in Verruf zu bringen, durchaus stichhaltig. Warum sollte man mir vertrauen? Ich war eine Seelenfinderin und gehörte damit zu jener Sorte von Magierin mit einer üblen Vorgeschichte. Jetzt musste ich mich doppelt anstrengen und eindeutige Beweise herbeischaffen, um Cahil Paroli zu bieten.
    „Mondmann, wie habt ihr uns gefunden?“, wollte ich von ihm wissen.
    „Pure Logik. Ich wusste, dass du nach Ixia gehen würdest, und ich wusste auch, dass du nicht den Weg über die Avibian-Ebene nehmen würdest, um das Gebiet der Featherstone zu meiden. Also blieb nur noch die westliche Route übrig. Tauno hat eure Spur in der Gegend des Krystal-Clans entdeckt.“
    Das konnte kein Zufall sein.

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