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Yendi

Yendi

Titel: Yendi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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Ostländerin, die einen Dolch verwendet. Zwei Frauen - und die Rechte Hand des Jhereg verfügt nur über ganz wenige Frauen. (Da wäre Kiera die Diebin und vielleicht ein paar andere, aber sie sind selten.) Dieses Attentäterpaar nannte sich selbst »Schwert des Jhereg« und »Dolch des Jhereg«, und niemand wußte etwas über ihre Ursprünge. Sie in die Finger zu kriegen ist sehr schwierig - normalerweise läßt man, wenn man sie haben will, einfach ein paar entsprechende Äußerungen fallen und hofft dann darauf, daß sie davon hören und Interesse zeigen.
    Es sollte noch darauf hingewiesen werden, daß die höchste Summe, die mir bisher für einen Auftrag geboten wurde, sechstausend in Gold betrug, und für weniger als acht oder neun würden diese beiden nicht einmal mit einem reden. Mir wäre nie eingefallen, sie auf Laris anzusetzen, weil sie mindestens zwanzigtausend gewollt hätten, und eine solche Menge Bargeld hätte ich unmöglich aufbringen können, ohne gleichzeitig alles auf eine Karte zu setzen - und das ist dumm, denn jeder kann scheitern. (Ich zwar bisher nicht, aber ich hatte auch Glück gehabt.)
    Ich fragte mich, wieviel ich wohl wert war und wo Laris die Summe hergenommen hatte. Mir fiel auf, daß ich zitterte, was unsinnig war, denn die Bedrohung war ja vorüber. Außer, sie entschlossen sich, den Auftrag zu Ende zu bringen. Ich zitterte weiter.
    »Alles in Ordnung, Boß?«
    »Nicht so. Laß uns ein bißchen gehen.«
    Ich verließ das Zimmer und trat in die kalten schwarzen Steingewölbe des Dzurbergs. Sofort wußte ich, wo ich mich befand. Zu meiner Rechten müßte die Bibliothek sein, in der ich Sethra das erste Mal gesehen hatte. Links lägen weitere Schlafräume. Aus einer Laune heraus bog ich nach links ab. Zu beiden Seiten waren Türen. Die Halle ging noch weiter. Ich blieb stehen. Könnten die Attentäterinnen hinter einer dieser Türen stecken? Oder jede hinter einer eigenen? Ich beschloß, weiterzugehen; ich hätte nichts davon, ihnen zu begegnen. Ich meine, als Auftragsmörder hatte ich meinen Zielpersonen zuvor nie etwas zu sagen gehabt, was sollte ich da meinen Attentäterinnen sagen? Um mein Leben betteln? Von wegen. Nein, es hatte keinen Sinn, zu . Ich stellte fest, daß ich mich nicht weiterbewegt hatte. Und seufzte.
    »Wahrscheinlich gibt es einfach eine Zeit dafür, dumme Sachen zu machen, Loiosh.«
    So leise ich konnte, öffnete ich die Tür und sah hinein.
    Sie war wach und sah mich an. Ihr Gesicht war ruhig, die Augen ausdruckslos. Keine Frage, sie war genauso menschlich wie ich. Ihr Blick wanderte zu meiner rechten Hand herab, die, wie ich merkte, einen Dolch an meinem Gürtel umkrallte. Das schien sie nicht zu ängstigen.
    Sie saß aufrecht da, und ein blaues Nachthemd offenbarte ihre blasse Haut im fahlen Schein einiger Kerzen. Ihre Haare waren dunkelbraun, beinahe schwarz. Noch dunkler waren die Augen, ein bewegender Kontrast zu ihrer Hautfarbe. Das Nachthemd sollte züchtig sein, aber gleichzeitig war es für eine Dragaeranerin gedacht, folglich saß es an ihr recht locker. Es schien sie nicht zu stören.
    Ihr Blick wanderte vom Dolch zu meinem Gesicht. Eine Weile beobachteten wir einander; dann zwang ich meine Hand zu entspannen und lockerte den Griff um die Waffe.
    Verflucht! Ich war doch derjenige mit einer Waffe, sie diejenige, die hilflos war. Es gab überhaupt keinen Grund, warum ich Angst vor ihr haben sollte. Es gelang mir zu sprechen.
    »Habt Ihr einen Namen?« Meine Stimme klang trocken, fast wie ein Krächzen.
    »Ja«, antwortete sie in weichem Kontraalt.
    Ich wartete, daß sie weitersprach. Als sie keinerlei Anzeichen machte, dies zu tun, sagte ich: »Wollt Ihr mir verraten, wie er lautet?«
    »Nein.«
    Ich nickte. Der Dolch des Jhereg wünschte, Dolch des Jhereg genannt zu werden. So sei es denn.
    »Wie ist Eure Partnerin Loiosh entkommen?« wollte ich wissen.
    »Ist sie nicht. Ich hatte ihr einige Kräuter gegeben, damit das Gift ihr nichts anhaben würde, und sie hat ihn einfach links liegenlassen.«
    Ich wartete, ob Loiosh dazu etwas anmerken wollte; das war nicht der Fall, also sagte ich: »Wieviel war mein Kopf Euch wert?«
    »Ihr wärt geschmeichelt.«
    Sie sah mich weiterhin an. Die Kerzen flackerten und stellten Sachen mit ihren Haaren, ihrem Gesicht, ihrem Hals und dem Schatten ihrer Brüste an der Wand an. Ich schluckte.
    Dann sagte sie: »Wir haben die Bezahlung zurückgegeben.«
    Ich fühlte mich erleichtert, als wäre dem Imperialen Henker ein

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