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Yendi

Yendi

Titel: Yendi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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schreckliche Sorgen um dich. Kannst du nicht bitte zurückkommen?«
    »Zurückkommen?« fragte ich. »Das verstehe ich nicht.«
    »Mami hat versucht, dich zu finden.«
    »Sie hat dich geschickt, um mich zu suchen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Sie weiß nicht, daß ich hier bin. Aber sie macht sich wirklich Sorgen, Onkel Vlad. Und Onkel Rollan auch. Kannst du nicht zurückkommen, bitte ?«
    Wer könnte einer solchen Bitte widerstehen? »Wo bin ich denn?«
    Sie legte den Kopf schief und machte ein verwirrtes Gesicht. Ein paarmal machte sie den Mund auf und wieder zu. Dann schüttelte sie erneut den Kopf. »Ich weiß nicht, aber komm einfach zurück, ja?«
    »Klar, mein Schatz, aber wie?«
    »Folge mir«, meinte sie.
    »Na gut.« Sie ging ein paar Schritte zurück, blieb stehen und drehte sich um. Ich stellte fest, daß ich mich auf sie zubewegte, aber es fühlte sich nicht wie Gehen an. Ich hatte keine Ahnung, wie schnell wir uns fortbewegten oder von wo nach wo, aber allmählich verschwand das Graue.
    »Wer bist du?« fragte ich sie während unserer Reise.
    »Devera«, antwortete sie.
    »Schön, dich kennenzulernen, Devera.«
    Sie drehte sich kichernd zu mir um, und ihre Miene hellte sich auf. »Wir haben uns doch schon kennengelernt, Onkel Vlad.« Davon wurden noch mehr Erinnerungen angestoßen, die ich nicht recht einzuordnen wußte, aber -
    »Ach, Onkel Vlad?«
    »Ja, Devera?«
    »Wenn wir zurückkommen, sag Mami nicht, daß du mich gesehen hast, ja?«
    »In Ordnung. Warum denn nicht? Darfst du nicht hier sein?«
    »Nee, eigentlich nicht. Weißt du, ich bin in Wirklichkeit noch gar nicht geboren .«
    Wo wir waren, weiß ich nicht, aber es wurde vollkommen schwarz, und plötzlich fühlte ich mich von allem abgeschnitten. Dann wurde ich ein weiteres Mal in grünes Licht getaucht, und mehr weiß ich nicht.
    ... der Dzur hatte im Flügel des Jheregs einen langen Kratzer hinterlassen. Dessen Hauer zielten auf den Hals des Dzurs, aber der hatte sein Maul schon fast um den langen, schlangenhaften Hals des Jheregs geschlossen. Der Jhereg war ein gewöhnlicher, nicht einer von den ungiftigen Riesen, die über den Fällen der Toten hausen, dennoch war er einer der größten, die ich je gesehen hatte, und er müßte seinem Gegner einen guten Kampf liefern können . Ich blinzelte. Die Szenerie hatte sich nicht verändert. Der orangerote Himmel stimmte, aber mir wurde klar, daß ich drinnen war, auf einem Bett, um genau zu sein. Ich schaute auf ein Gemälde, das die Decke über mir ausfüllte. Irgend jemand fand es anscheinend witzig, mich unter diesem Anblick erwachen zu lassen. Könnte ich das Bild so betrachten, daß es aussah, als würde der Jhereg gewinnen? Das konnte ich und tat es auch. Ein schönes Gemälde. Ich atmete tief durch und - ich war am Leben!
    Dann drehte ich den Kopf und sah mich im Zimmer um. Geräumig war es meiner Ansicht nach - fast sechseinhalb Meter bis zum Bett, vielleicht viereinhalb in die andere Richtung. Keine Fenster, aber ein angenehmer Luftzug. In der Mitte der Wand zu meinen Füßen war ein Kamin, in dem ein behagliches kleines Feuer knisterte und aus dem hin und wieder Funken in den Raum stoben. Ich drehte mich und sah, daß in der gegenüberliegenden Wand eine Tür war. Überall standen schwarze Kerzen verteilt, die einen Großteil der Helligkeit erzeugten. Es gab genug von ihnen, um dem schwarzen Raum einen freundlichen Anschein zu verleihen.
    Schwarz, schwarz, schwarz. Die Farbe der Zauberei. Lord Morrolan, das Schwarze Schloß. Allerdings hätte er keine schwarzen Kerzen verwendet, außer er hatte die Hexenkunst praktiziert, und davon konnte ich nichts spüren. Außerdem hätte er nicht so ein Gemälde. Also - der Dzurberg, natürlich.
    Ich lehnte mich in die Kissen zurück (Gänsefedern, ein Luxus!) und machte mich vorsichtig daran, meine Gliedmaßen auszuprobieren. Jede einzelne bewegte ich, jeden Finger, jede Zehe. Sie reagierten wie immer, aber es war doch anstrengend. Ich sah meinen Umhang und die anderen Klamotten sorgfaltig zusammengefaltet auf einem Ständer einen Schritt von meinem Kopf entfernt. Belustigt stellte ich fest, daß derjenige, der mich ausgezogen hatte, Bannbrecher um meinem Handgelenk gelassen hatte, weshalb ich mir nicht sofort unbekleidet vorgekommen war.
    Ich hievte mich in eine sitzende Haltung hoch. Dabei spürte ich ein Gefühl von Schwäche und Schmerzen im ganzen Körper. Ich hieß es als weiteres Lebenszeichen willkommen und schwang die Beine über die

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