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Yendi

Yendi

Titel: Yendi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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benutzt unser Volk. Wir, die Ostländer, werden hergenommen und zusammengeschlagen und umgebracht, nur um ein paar Wachen zu manipulieren. Was soll das heißen, warum nehme ich es mir so zu Herzen?«
    »Wie lange lebst du jetzt schon im Imperium, Cawti?«
    »Schon immer.«
    Ich zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Ich nehme an, ich habe mich daran gewöhnt, mehr nicht. Ich erwarte solche Dinge einfach.«
    Sie sah mich kalt an. »Es stört dich nicht mehr, hm?«
    Ein paarmal machte ich den Mund auf und wieder zu. »Es stört mich immer noch, denke ich, aber ... Himmel, Cawti. Du weißt selber, was für Leute in diesen Gebieten hausen. Ich bin da rausgekommen und du auch. Von denen - «
    »Quatsch. Fang bloß nicht damit an. Du hörst dich an wie ein Zuhälter. >Ich benutze die doch nur, solange sie benutzt werden wollen. Die können doch was anderes machen, wenn sie wollen. Die arbeiten gerne für mich.< Blödsinn. Wahrscheinlich denkst du das gleiche über Sklaven, wie? Die müssen das gerne machen, sonst würden sie doch weglaufen.«
    Um ehrlich zu sein ist mir nie in den Sinn gekommen, darüber nachzudenken. Aber Cawti sah mich an, und Zorn sprühte aus ihren lieblichen braunen Augen. Auch ich verspürte einen plötzlichen Wutanfall und sagte: »Jetzt paß mal auf, verdammt, ich habe noch nie an einem Ostländer >gearbeitet<, wenn du dich erinnerst, also komm mir nicht mit diesem - « »Halt mir das ja nicht vor«, grollte sie. »Das haben wir schonmal besprochen. Es tut mir leid. Aber es war ein Auftrag, klar? Es hat nichts damit zu tun, daß du dich nicht um dein eigenes Volk kümmerst.« Sie funkelte mich weiter an. Ich bin bereits von echten Fachleuten angefunkelt worden, aber das hier war anders. Ich machte den Mund auf, um zu sagen, womit es etwas zu tun hatte, aber ich schaffte es nicht. Plötzlich wurde mir klar, daß ich sie verlieren könnte, genau in diesem Moment. Als würde man in eine Taverne gehen, um jemanden zu erledigen, und schlagartig wird einem klar, daß die Leibwächter von dem Kerl besser sind als man selbst.
    Nur verliert man in einem solchen Fall bloß sein Leben. In dem Augenblick wurde mir bewußt, daß ich kurz vor einem Verlust stand.
    »Cawti«, wollte ich sagen, aber meine Stimme überschlug sich. Sie wandte sich ab. Und so standen wir da, in einer Ecke von Morrolans Eßzimmer mit unendlich vielen Dragaeranern um uns herum, aber wir hätten uns ebensogut in einem eigenen Universum befinden können.
    Ich weiß nicht, wie lange es gedauert hat. Am Ende drehte sie sich wieder zu mir um und sagte: »Vergiß es, Vlad. Genießen wir einfach die Feier.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Warte.«
    »Ja?«
    Ich nahm ihre Hände, drehte sie zu mir und führte sie in einen kleinen Alkoven an der Seite des Hauptsaales. Dann nahm ich wieder ihre Hände und sagte: »Cawti, mein Vater führte eine Schenke. Die einzigen Gäste, die dort hinkamen, waren Teckla und Jhereg, weil niemand sonst sich mit uns abgeben wollte. Mein Vater, mögen die Götter des Jüngsten Gerichtes seine Seele für tausend Jahre verdammen, ließ mich nicht mit Ostländern spielen, weil er wollte, daß man mich als Dragaeraner akzeptierte. Du hast vielleicht einen Titel bekommen, nachdem du etwas Geld verdient hattest, damit du die Verbindung zum Gestirn nutzen kannst. Ich habe den Titel durch meinen Vater bekommen, der unsere gesamten Ersparnisse dafür ausgegeben hat, weil er als Dra-gaeraner anerkannt werden wollte.
    Mein Vater wollte, daß ich die Schwertkampfkunst der Dragaeraner lerne, weil ich als Dragaeraner akzeptiert werden sollte. Er versuchte, mich vom Studieren der Hexenkunst abzuhalten, weil ich als Dragaeraner akzeptiert werden sollte. Ich könnte noch stundenlang Beispiele nennen. Glaubst du, wir sind jemals als Dragaeraner anerkannt worden? Blödsinn. Sie haben uns wie Tecklascheiße behandelt. Die, die uns nicht verabscheuten, weil wir Ostländer waren, haßten uns, weil wir Jhereg waren. Sie haben mich abgefangen, wenn ich Botengänge erledigte, und mich verprügelt bis - ach, egal.«
    Sie wollte etwas sagen, doch ich fiel ihr ins Wort. »Ich zweifle nicht, daß du mir genausoschlimme Geschichten erzählen könntest; darum geht es nicht.« Meine Stimme wurde ein Flüstern. »Ich hasse sie«, sagte ich und drückte ihre Hände, bis sie zusammenzuckte. »Ich bin als Schläger in die Organisation eingetreten, damit ich Geld dafür bekomme, sie zusammenzuschlagen, und ich habe zu >arbeiten< angefangen, damit ich Geld

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