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Yendi

Yendi

Titel: Yendi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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Cawti sagte laut: »Die Farben sind atemberaubend. Sie stehen dir ausgezeichnet.«
    »Vielen Dank«, gab Norathar sanft zurück. Mir fiel auf, daß sie am kleinen Finger der rechten Hand einen Ring trug. Er zeigte einen Dragon mit roten Augen.
    Ich wandte mich an Morrolan: »Ist es offiziell?«
    »Bisher nicht«, antwortete er. »Aliera redet mit dem Rat der Dragon, damit eine Anhörung stattfinden kann. Es kann noch einige Tage dauern.«
    Ich schaute wieder Norathar und Cawti an, die ein paar Schritte von uns entfernt in einer Unterhaltung steckten. Morrolan schwieg. Es ist bei einem Mann eine höchst seltene Fähigkeit, wenn er weiß, wann er schweigen sollte, doch Morrolan besitzt sie. Kopfschüttelnd betrachtete ich Cawti. Zuerst war ich wütend auf sie geworden, dann hatte ich meine Probleme vor ihr ausgekippt; und die ganze Zeit lang stand ihre Partnerin, die sie - wie lange? - wenigstens fünf Jahre neben sich hatte, an der Schwelle, eine Dragonlady zu werden.
    Bei der Göttin der Dämonen! Was Cawti als Kind durchgemacht hatte, war meinen Erlebnissen vermutlich ganz ähnlich, wenn nicht schlimmer. Ihre Freundschaft mit Norathar muß so wie meine Beziehung zu Loiosh gewesen sein, und sie sah sie zu Ende gehen. Bei den Göttern, ich kann echt ein unsensibler Esel sein, wenn ich mich anstrenge!
    Da schaute ich Cawti an, während ich seitlich hinter ihr stand. Ich hatte sie vorher nie wirklich angesehen. Wie jeder Mann mit einem Mindestmaß an Erfahrung gern bestätigen wird, ist das Aussehen, wenn es ums Bett geht, absolut unwichtig. Aber Cawti hätte jeder Mensch attraktiv gefunden. Sie hatte runde Ohren, die kein bißchen spitz zuliefen, und keine Haare wuchsen in ihrem Gesicht. (Entgegen der Ansicht mancher Dragaeraner haben nur männliche Ostländer Bartwuchs - warum, weiß ich nicht.) Sie war kleiner als ich, aber die langen Beine ließen sie größer aussehen, als sie in Wirklichkeit war. Ein schmales Gesicht, fast wie bei den Hawk, und durchdringende braune Augen. Die Haare schwarz, ganz glatt und über die Schultern fallend. Offensichtlich ließ sie ihnen eine ganze Menge Aufmerksamkeit angedeihen, denn sie glänzten im Licht und waren ganz gerade geschnitten.
    Ihre Brüste waren klein, aber fest. Ihr Taille schmal. Auch ihr Po war klein und die Beine schlank, aber gut trainiert. Das meiste hiervon beschreibe ich, müßt ihr wissen, aus der Erinnerung, aber als ich sie so ansah, fand ich, daß ich selbst auf diesem Gebiet eine gute Wahl getroffen hatte. Das hört sich ein bißchen grob an, aber - Sie wandte sich von Norathar ab und erwischte mich, wie ich sie betrachtete. Aus irgendeinem Grund gefiel mir das. Ich streckte den linken Arm aus, als sie zu mir kam, und sie drückte ihn. Ich versuchte, eine Verbindung zu ihr aufzubauen, und es gelang leichter als beim letzten Mal.
    »Cawti...«
    »Ist schon gut, Vladimir.«
    Da kam Norathar zu uns und sagte: »Auf ein Wort, Lord Taltos.«
    »Nennt mich Vlad.«
    »Wie Ihr wünscht. Entschuldigt uns«, sagte sie zu den anderen, und wir entfernten uns ein wenig.
    Bevor sie zu reden anfangen konnte, legte ich los. »Wenn das jetzt so eine >Wagt ja nicht, ihr weh zu tun<-Kacke werden soll, vergeßt es.«
    Sie lächelte schmallippig. »Ihr scheint mich zu kennen«, sagte sie. »Aber warum sollte ich es vergessen? Ich meine es ernst, wißt Ihr? Solltet Ihr ihr unnötig Schmerzen bereiten, bringe ich Euch um. Ich finde nur, darauf sollte ich hinweisen.«
    »Ein weiser Falke verbirgt seine Krallen«, sagte ich, »und nur der schlechte Attentäter warnt sein Opfer.«
    »Wollt Ihr mich wütend machen, Vlad? Cawti bedeutet mir viel. So viel, daß ich jeden vernichten werde, der ihr weh tut. Ich fand nur, ich sollte das klarstellen, damit Ihr derartiges vermeiden könnt.«
    »Wie rücksichtsvoll. Und Ihr selbst? Habt Ihr ihr nicht größere Schmerzen bereitet, als ich es je tun kann?«
    Zu meiner Überraschung wurde sie nicht einmal ansatzweise wütend. Sie sagte: »So mag es aussehen, und ich weiß, ich habe ihr weh getan, aber nicht so sehr, wie Ihr es könntet. Ich habe gesehen, wie sie Euch ansieht.«
    Ich zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht, was das jetzt noch soll«, sagte ich. »So wie es aussieht, bin ich in ein, zwei Wochen eh tot.«
    Sie nickte, erwiderte aber nichts. Sie war, wenn ich so sagen darf, nicht eben von Mitleid überwältigt.
    »Wenn Ihr wirklich nicht wollt, daß man ihr weh tut, könntet Ihr mir doch helfen, am Leben zu bleiben.«
    Sie mußte ein

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