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Yendi

Yendi

Titel: Yendi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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seiner linken Hand war ein Messer, wurfbereit. Ich hoffte, er würde lebenswichtige Organe verfehlen.
    Dann fiel dieses Messer ihm aus der Hand, und ein Dolch stach durch sein Handgelenk. Diese Gelegenheit nutzte ich, um aufzustehen und ihm das anzutun, was er mit mir vorgehabt hatte. Sein Herz hielt ich für ein angemessenes lebenswichtiges Organ, und ich verfehlte es nicht.
    Ein kurzer Blick auf Cawti sagte mir, daß sie sich gegen ihren Mann wacker schlug, der anscheinend nicht an einen Gegner gewöhnt war, der ihm nur die Seite präsentierte. Ich zog mein Rapier und war mit zwei Schritten bei dem, der mit Loiosh beschäftigt war. Er stach ein letztes Mal auf ihn ein, drehte sich dann zu mir um, erhob seine Klinge und kriegte die Spitze von meinem Rapier ins linke Auge. Ich wandte mich wieder Cawti zu. Sie wischte gerade ihre Waffe ab.
    »Rückzug, Leute«, sagte ich, als Loiosh auf meiner Schulter landete.
    »Gute Idee. Kannst du teleportieren?«
    »Nicht, wenn ich so aufgeregt bin. Du?«
    »Nein.«
    »Dann laufen wir doch, oder? Ab zu meinem Büro.«
    Cawti wischte die Klinge sauber, während ich meine an Ort und Stelle fallenließ. Dann führte ich uns wieder zu Tsedik hinein und durch die Hintertür, und wir schlenderten locker zum Büro. Wenn wir schnell gegangen wären, hätten wir noch mehr Aufmerksamkeit erregt als ohnehin schon, aber ich weiß nicht, ob es auf der Welt etwas Schwierigeres gibt, als zu schlendern zu versuchen, während einem das Herz bis zum Hals schlägt und Adrenalin durch die Adern hämmert. Ich zitterte wie ein Teckla, und zu wissen, daß dies aus mir ein um so leichteres Ziel machte, half auch nicht gerade.
    Wir waren noch keinen Block in Richtung Büro gelaufen, da tauchten vier weitere Jhereg auf: Glühkäfer, N'aal, Shoen und Stock.
    »Guten Morgen, die Herren«, brachte ich heraus. Alle begrüßten mich. Ich hielt mich zurück und sagte N'aal nicht, daß er gut aussah, weil er hätte glauben können, daß ich mich über ihn lustig mache. Aber er schien nicht nachtragend zu sein.
    Wir schafften es unfallfrei bis ins Büro. Es gelang mir, allein zu sein, als ich schließlich mein Frühstück wieder von mir gab. So gut war es eh nicht gewesen.
    Ich habe schon Dragaeraner kennengelernt, und ich meine richtig kennengelernt, nicht bloß von ihnen gehört, die etwas essen können, dann nach draußen gehen, dem Tod gewissermaßen ins Antlitz schauen, wieder heimkehren und erneut etwas essen. Es kann passieren, daß man eine Stunde später so einem Witzbold begegnet und ihn fragt, ob etwas Interessantes geschehen sei, und er wird dann die Achseln zucken und sagen: »Nö, eigentlich nicht.«
    Ich weiß nicht, ob ich diese Typen bewundere oder ob sie mir nur leid tun, aber ich bin ganz gewiß nicht so einer. Wenn ich um ein Haar gestorben bin, zeige ich eine ganze Reihe von Reaktionen, und dazu gehört nicht die, daß ich locker bleibe. Besonders schlimm wird es, wenn ich auf ein versuchtes Attentat reagieren muß, denn solche Versuche kommen naturgemäß unerwartet.
    Aber meine Reaktionen sind, wie ich schon angedeutet habe, unterschiedlich. Manchmal werde ich ein paar Stunden oder auch tagelang paranoid, manchmal aggressiv und streitlustig. Dieses Mal saß ich sehr lange ganz still an meinem Tisch. Ich war erschüttert und hatte Angst. Der Anblick dieser vier - vier! - ging mir immer durch den Kopf.
    Jetzt würde ich wirklich etwas gegen diesen Kerl, diesen Laris, unternehmen müssen.
    »Zeit, was zu machen, Boß.«
    »Hä?«
    »Du sitzt jetzt seit ungefähr zwei Stunden so da. Das reicht.«
    »So lange kann das gar nicht gewesen sein.«
    »Hmmpf.«
    Ich bemerkte, daß Cawti in meinem Zimmer war und wartete, daß ich klar wurde. »Wie lange bist du schon hier?«
    »Ungefähr zwei Stunden.«
    »So lange kann - hast du mit Loiosh gesprochen? Ach, ist egal.« Ich atmete ein paarmal tief durch. »Tut mir leid«, sagte ich, »ich bin so etwas nicht gewohnt.«
    »Solltest du aber langsam«, bemerkte sie trocken.
    »Ja. Das müßte mich doch trösten. Wie viele Leute haben so viele Anschläge überlebt? Kennst du ...«
    »Ja, Vlad? Was ist denn?«
    Ich saß da und dachte wirklich sehr lange nach. Dann stellte ich die Frage noch einmal anders. »Wie viele Leute kennst du, die auch nur zwei Attentatsversuche überlebt haben, geschweige denn drei?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nur verdammt wenige überleben den ersten. Ich glaube nicht, daß ich schon mal von jemandem gehört habe, der zwei

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