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Yendi

Yendi

Titel: Yendi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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hätte er die Täuschung aufrechterhalten sollen, nachdem es fehlgeschlagen ist?«
    »Das stimmt, aber ... Kann es sein, daß Laris über Norathars Lebenslauf Bescheid weiß?«
    »Ich wüßte nicht woher. Vermutlich ist es möglich, aber warum sollte es ihn kümmern?«
    »Das weiß ich nicht. Aber guck doch mal: Der Teil der Geschichte, der am ehesten ein Schnitzer sein könnte, ist der, daß du und Norathar noch am Leben seid. Also ist das einzige, was bisher hätte erreicht werden sollen, euer beider Tod. Nun ist es bei euch beiden am wahrscheinlichsten, daß jemand Norathar tot sehen möchte, und das wiederum hängt vermutlich mit ihrem Lebenslauf zusammen. Was, wenn wir das mal als gegeben annehmen und von dort aus weiter überlegen? Wo führt uns das hin?«
    »Es erklärt noch immer nicht den Krieg gegen dich. Warum bringt er sie nicht einfach um? Oder, wenn er so hinterhältig sein will, warum erteilt er uns nicht einfach den Auftrag, dich zu töten, und heuert jemand anderen an, der uns dann erledigt?«
    Ich nickte. »Dahinter steckt mehr, als ich erkennen kann«, gab ich zu. »Und ich weiß genau, mit wem wir diesbezüglich reden möchten.«
    »Wer ist das?«
    »Welchen Dragon kennst du, der sich momentan am meisten dafür interessiert, wer Erbe wird? Wer könnte diese ganze Angelegenheit ausgetüftelt haben, nur damit Norathar tot ist, dann wiederbelebt wird, dann Erbin der Dragon wird? Und vielleicht noch einen Anschlag auf mein Leben drauflegen, damit es besser aussieht? Wer ist es, der am stärksten einen neuen Thronerben finden möchte?«
    Sie nickte. »Aliera.«
    »Ich kümmere mich um den Teleport«, sagte ich.
    Cawti und ich stützten uns gegenseitig. Wir standen im Hof des Schwarzen Schlosses, das über einem kleinen Dorf etwa 175 Meilen nordöstlich von Adrilankha schwebt. Im Osten konnte man den Gipfel des Dzurbergs erkennen, und dieser Ausblick war angenehmer als der nach unten.
    »Mir ist schlecht«, bemerkte ich beiläufig.
    Cawti nickte.
    »Geteiltes Leid ist halbes Leid.«
    »Schnauze, Loiosh.«
    Cawti kicherte. Ich schaute sie streng an.
    »Loiosh, hast du das auch zu ihr gesagt?«
    »Hätte ich das nicht tun sollen?«
    »Du hättest es überhaupt für dich behalten sollen. Aber das meinte ich nicht. Es ist nur ... interessant.«
    In der Zwischenzeit hatten sich unsere Mägen einigermaßen beruhigt; wir näherten uns den Türen. Sie öffneten sich und gaben den Blick auf eine geräumige Halle und Lady Teldra frei. Die überhäufte uns mit Komplimenten, zwischen denen wir die Information erhielten, daß Aliera mit Morrolan in der Bibliothek sei. Ich sagte, wir fänden alleine hin. Wir gingen die Treppe hinauf, ohne, wie ich es sonst tat, den Kunstwerken Beachtung zu schenken, und klopften an die Bibliothekstür.
    »Herein«, sagte Morrolan.
    Wir traten ein, und an ihren Gesichtern konnte ich erkennen, daß etwas Bemerkenswertes ablief: Sie stritten sich nicht.
    »Ist einer von euch krank«, erkundigte ich mich.
    »Nein«, antwortete Morrolan. »Was bringt dich auf diese Frage?«
    »Ach nichts. Ich muß mit dir reden, Aliera. Morrolan, wahrscheinlich geht es dich auch an, also kannst du genausogut hierbleiben.«
    »Dann setzt euch doch«, sagte er. »Wein?«
    »Bitte.« Ich sah zu Cawti hinüber. Sie nickte. »Zwei«, setzte ich hinzu. »Wo ist Norathar?«
    »Sie wird geprüft«, sagte Aliera.
    »Oh. Das ist wohl ganz gut so.«
    Eine von Alieras dünnen Augenbrauen zog sich in die Höhe. »Sie sollte nicht mithören?«
    »Zumindest jetzt noch nicht.«
    Als wir uns Sessel heranzogen, kam ein Diener mit Wein. Morrolan bevorzugte Schaumweine, mir dagegen sind solche Sachen ein Greuel. Aber weil er dies weiß, ließ er einen trockenen Weißen bringen, angenehm temperiert. Ich erhob mein Glas, trank einen Schluck und ließ das Getränk unter die Zunge fließen, während ich mir überlegte, wie ich Aliera am besten sagen konnte, was ich zu sagen hatte, und wie ich von ihr erfahren konnte, was ich wissen wollte.
    Als sie keine Lust mehr zu warten hatte, sagte sie: »Ja, Vlad?«
    Ich seufzte und platzte so gut es ging mit meiner Geschichte über die Attentatsversuche heraus, wobei ich nie mehr als nötig über meine Privatangelegenheiten preisgab und auch nie tatsächlich sagte, daß Cawti einen Mordanschlag auf mich zugegeben hatte. Aliera wußte es zwar, aber man kommt schwer gegen seine Gewohnheiten an.
    Während ich sprach, wurden Morrolan und Aliera immer wachsamer. Ab und an tauschten sie Blicke.

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