Yendi
weit, so gut. Entweder war es das, was sie wollten, oder sie hatten keine Zeit, sich darum zu kümmern. Denn als nächstes haben wir Adrons Desaster und zweihundert und ein paar Jahre Interregnum. Noch immer geschieht nichts. Danach ist Morrolan der Erbe. Noch immer geschieht nichts.«
Wieder sah ich sie alle an. Ich hatte ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Also sprach ich weiter. »Über zweihundertund-vierzig Jahre nach dem Interregnum: nichts. Wer auch immer also dahintersteckt, hat, wenn er noch unter uns weilt, nichts gegen Morrolan einzuwenden. Aber dann, vor drei Jahren oder so, taucht Aliera auf. Innerhalb eines Jahres wird Baritt, der wahrscheinlich einer der Verschwörer ist, ermordet. Zwei Jahre darauf wird Norathar hereingelegt, getötet, wiederbelebt und plötzlich zur Erbin gemacht. Und da stehen wir jetzt, so wie ich die Sache sehe.«
Entweder hatte Aliera keine Andeutung gegen sich mitbekommen, oder sie war eine gute Schauspielerin. Anscheinend war sie tief in Gedanken, ansonsten jedoch nicht von meinen Ausführungen gerührt. Norathar fragte: »Vlad, könnte es irgendwie sein, daß die Zauberin in Grün Aliera gut genug kennt, um zu wissen, daß man uns zurückholen würde?«
Ich stammelte: »Äh ... du meinst also, daß auch das zum Plan gehörte? Ich weiß nicht.« Ich drehte mich zu Aliera um.
Sie kaute eine Weile auf den Lippen herum, dann zuckte sie die Achseln. »Bei den Yendi ist alles möglich«, meinte sie.
»Das nicht«, sagte Morrolan. Wir drehten uns zu ihm um. »Du vergißt, daß ich ebenfalls dort war. Wenn ihr annehmt, daß sie es so ausgedacht hat, daß Aliera Norathar erst töten und dann wiederbeleben würde, dann muß sie gewußt haben, daß ich bei Aliera sein würde. Ich kann nicht glauben, daß sie genau voraussagen konnte, wo wir stehen würden, als wir uns teleportiert haben, und hätte ich zufällig näher an Norathar gestanden als Aliera, hätte ich sie attackiert, und ich hätte Schwarzstab benutzt.«
Bei diesen Worten wurde Norathar bleich. Ich mußte schlucken, und mir war selbst ein bißchen mulmig. Wenn Norathar durch Schwarzstab zu Tode gekommen wäre, hätte nichts und niemand sie wiederbeleben können, auch wäre sie nie wiedergeboren worden, was dem dragaeranischen Glauben gemäß eigentlich mit jenen geschieht, die nicht zu den Pfaden der Toten gebracht werden sowie mit einigen, die dort landen. Ich fragte mich, ob Aliera das arrangiert haben konnte. Oder steckte auch Morrolan mit drin?
»Du wirst paranoid, Boß.«
»Berußrisiko, Loiosh.«
Ich räusperte mich und sagte: »Ich denke, wir können getrost davon ausgehen, daß Norathar dauerhaft sterben sollte.«
Die anderen pflichteten dem bei.
»So«, sagte ich. »Und nun zu Laris. Mag sein, daß er gut versteckt ist und gut geschützt, aber er verliert mit Sicherheit viel Geld und geht Risiken ein, wenn er mich nicht umbringt. Warum?«
»Ich nehme an«, sagte Cawti, »er wird gut bezahlt.«
»Er müßte schon sehr viel Geld kriegen, um ein derartiges Risiko einzugehen.«
Cawti zuckte die Achseln. »Vielleicht schuldet er ihr einen Gefallen oder so etwas.«
»Einen großen Gefallen. Außerdem vermute ich, daß er Baritt als Ausgleich getötet hat für . halt mal.«
Alle sahen mich an. Schließlich sagte Morrolan: »Ja, Vlad?«
Ich drehte mich zu Cawti um. »Was weißt du über Laris' Geschichte?«
»Eine ganze Menge. Als ich die Nachforschungen über dich angestellt habe, sind mir von Zeit zu Zeit Hinweise auf ihn in die Hände gefallen, von damals, als ihr beide noch für Welok Die Klinge gearbeitet habt. Und natürlich kommt mir ab und zu auch was zu Ohren.«
»Hast du gehört, daß er den Krieg gegen Den Haken für Welok geführt hat?«
Sie und Norathar nickten.
»Ich war dabei«, meinte Norathar.
»Wieso hat Welok ihn den Krieg führen lassen? Und wie hat er gewonnen? Damals hatte er doch gar keine Erfahrung.«
Cawti und Norathar sahen mich eindringlich an. »Die Zauberin in Grün?« fragte Norathar.
Ich sagte: »Es sieht auf jeden Fall so aus, als hätte er was gegen Welok in der Hand, oder er hat gewußt, wie er ihn umgehen konnte. Was, wenn unsere Freundin die Zauberin es für ihn gelenkt und ihn bei dem Krieg unterstützt hat?«
Cawti fragte: »Du glaubst, sie führt auch den Krieg gegen dich?«
»Kann sein. Ich habe Laris getroffen, und er hat mich beeindruckt. Ich glaube nicht, daß er nur eine Schachfigur ist, aber ich könnte mich auch irren. Auf der anderen Seite ist es möglich,
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