Yendi
machen. Als wir sie wiederbelebt haben, haben wir auch in ihren Gedanken gestöbert und die Einzelheiten jedes Komplotts welcher Art auch immer aufgeschrieben; an dem sie je beteiligt gewesen ist, und wir haben ihr eine Abschrift gegeben, damit sie weiß, daß wir Bescheid wissen.« Sie lächelte. »Da waren wirklich ein paar interessante Sachen dabei.«
Ich seufzte. »Dann mach, was du willst, aber wenn ich eines Morgens aufwache und tot bin, komme ich zu dir und beschwere mich.«
»Jetzt hast du es ihr aber gegeben, Boß.«
»Schnauze, Loiosh.«
Zu meiner Verblüffung sagte Norathar: »Ich finde, du hast das Richtige getan, Aliera.«
»Ich ebenfalls«, sagte Sethra.
Ich wandte mich an sie: »Tatsächlich? Erzähle uns doch mal, was du mit Sethra der Jüngeren angestellt hast.«
»Das Haus der Dragon«, erwiderte sie, »hat beschlossen, daß Sethra die Jüngere niemals Imperatorin werden kann oder Kriegsherrin, und ihre Nachkommen ebensowenig.«
»Hm«, machte ich, »aber was hast du mit ihr gemacht?«
Sie lächelte mich träumerisch an. »Ich denke, ich habe eine angemessene Strafe für sie gefunden. Ich habe sie dazu gebracht, mir die gesamte Geschichte zu erklären, dann –«
»Ach? Was hat sie gesagt?«
»Nichts, das mich überrascht hätte. Sie wollte den Osten erobern und hat sich bei ihrer Freundin, der Zauberin in Grün, beklagt, daß Lord K’laiyer, wenn er Imperator würde, eine solche Invasion nicht gutheißen würde. Der Zauberin ist dann eine List eingefallen, die sicherstellen sollte, daß Adron Thronerbe der Dragon wird, weil sie wußten, daß Adron Baritt zum Kriegsherrn ernennen würde, und Baritt stand ihren Plänen wohlwollend gegenüber. Baritt stimmte zu, hauptsächlich, weil er fand, daß Adron ein besserer Imperator wäre als K’laiyer – tut mir leid, Norathar.«
Die blieb ungerührt, also sprach Sethra weiter.
»Nach Adrons Desaster ließen sie einfach alles laufen. Als Zerika den Thron an sich nahm und alles allmählich wieder in Gang kam, wurde klar, daß Morrolan als Erbe eingesetzt würde. Sie stellten es so an, daß Sethra die Jüngere sich mit ihm anfreundete; dabei kam heraus, daß Morrolan nichts gegen eine Invasion hätte, also entspannten sie sich. Als Aliera plötzlich aus dem Nichts auftauchte und Thronerbin wurde, machten sie sich erneut ans Werk. Sie verfielen auf die Idee, Morrolan und Aliera aufgrund ihrer Freundschaft zu Vlad in Mißkredit zu bringen. Laris kannten sie schon, denn er war an der Drecksarbeit beteiligt gewesen, mit der sie die gefälschte Prüfung arrangiert hatten. Als Baritt sich der Zusammenarbeit verweigerte, ließen sie ihn von Laris umbringen. Das benutzten sie dann als Druckmittel, damit Laris dich angriff. Offensichtlich hatte er nichts dagegen, dein Gebiet zu übernehmen, Vlad, aber er mußte erst überredet werden, dich nicht sofort umzubringen. Sie haben ihm gesagt, er könne dich haben, sobald ihre Pläne erfüllt seien. Den Rest weißt du, glaube ich.«
Ich nickte. »Na schön. Nochmal zu Sethra der Jüngeren …«
»Ach ja. Ich ließ sie von der Totenbeschwörerin auf einen anderen Planeten bringen. Einen ähnlichen wie Dragaera, nur daß die Zeit dort anders läuft.«
»Und sie steckt dort fest?« Das kam mir ziemlich böse vor – sie zu töten wäre besser gewesen. Außerdem war ich auf sie nicht annähernd so wütend wie auf die Zauberin in Grün.
Aber Sethra sagte: »Nein. Sie kann zurückkehren, wenn ihre Aufgabe erledigt ist. Es sollte nicht länger dauern als eine Woche nach unserer Zeitrechnung.«
»Ihre Aufgabe?«
»Ja.« Und noch einmal schenkte Sethra uns ihr träumerisches Lächeln. »Ich habe sie in eine Wüste gesetzt, mit genug zu essen, Wasser, Obdach und einem Ast. Und ich habe ihr aufgetragen, ›Ich mische mich nicht in die Angelegenheiten des Rates der Dragon‹ in den Sand zu schreiben, und zwar dreiundachtzigtausendfünfhundertundeinundzwanzig Mal.«
Stellt euch einen alten Mann vor – einen Ostländer von fast siebzig Jahren, was für unsere Rasse ein äußerst bemerkenswertes Alter ist. Aber dafür ist er noch in guter Verfassung. Er ist arm, aber nicht mittellos. Er hatte mitten im Dragaeranischen Imperium eine Familie großgezogen, und er hat es gut gemacht. Er hat eine Ehefrau, eine Schwester, eine Tochter und zwei Söhne begraben (ein ostländischer Ausdruck für »überleben«; warum, weiß ich nicht). Der einzige überlebende Nachkomme ist ein Enkel, der alle paar Wochen um ein Haar
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