Yoga für Ruecken, Schulter und Nacken
Yogameister waren der Ansicht, dass wir einen außerordentlich kräftigen und gesunden Körper brauchen, wenn wir einen spirituellen Weg gehen wollen, denn ein solcher Erkenntnisweg führt immer wieder zu großen inneren Erschütterungen. Außerdem hegten sie die Vorstellung, dass ein Hatha-Yogi auch in der Lage sein müsse, den Anforderungen des täglichen Lebens gut standzuhalten. Ihr Ideal war ein gesunder, robuster, sensibler Mensch – ein Ideal, das auch uns heute anspricht.
Yoga und der »Ort der Erfahrung«
Yoga ist ein Übungsweg für Geist und Körper. Ab etwa 1500 v. Chr. in Indien entwickelt, war er ursprünglich ein rein meditativer Weg. Der heute so populäre Hatha-Yoga ist ab etwa 800 n. Chr. entstanden. Die meisten Yogaübungen entstammen diesem Yogaweg, in dem das Körpertraining eine wichtige Rolle spielt. Der Hatha-Yoga betrachtet den Körper als Ausgangspunkt jeder Erkenntnis, denn er ist der »Ort der Erfahrung«. Mittels seiner Sinne erfahren wir die Welt, mit seinen Händen werden wir tätig, mit seinen Füßen bewegen wir uns durchs Leben. Ohne den Körper würde unserem Geist die Wahrnehmungs- und Ausdrucksebene fehlen. Die Yogis erkannten früh, dass der Körper auch durch den Geist geformt wird. Denken Sie nur an die typische Körperhaltung eines ängstlichen Menschen.
Ein kraftvoller, aufrechter Rücken vermittelt uns ein Gefühl von Präsenz und von innerer Kraft.
Das älteste Anti-Stress-Programm
Unser Körper spiegelt nicht nur unsere Lebensweise wider – also die Art, wie wir uns bewegen und ernähren, sowie das Verhältnis zwischen Ruhe und Aktivität in unserem Alltag –, sondern auch unsere Geistes- und Gemütsverfassung. Wir alle kennen Zeiten, in denen uns etwas »im Nacken sitzt«, wir schwere »Päckchen auf den Schultern« tragen oder »es ein Kreuz ist«, was wir ertragen müssen. Wenn es unser Muster ist, auf Stress mit Beschwerden im Nacken oder Rücken zu reagieren, können wir das nicht ändern. Aber wir können die psychischen Muster verändern, die diese körperlichen Reaktionen auslösen.
Yoga lehrt uns, Denk- und Verhaltensweisen zu erkennen, die Stress erzeugen. Wenn ich beispielsweise von dem Denkmuster beherrscht werde, dass ich nicht gut genug bin, werde ich versuchen, alles immer mit größter Perfektion zu erledigen – um endlich einmal gut genug zu sein. Ich werde mir dauernd Druck machen und nie mit mir zufrieden sein. Eines Tages werde ich feststellen, dass ich mich dabei in Schultern und Nacken immer mehr verkrampfe und dass mein Rücken sich beim Versuch, dem Druck standzuhalten, immer mehr verspannt.
Sich nicht identifizieren
Der Yoga sieht weniger ein Problem darin, dass wir nicht gut über uns denken, sondern vielmehr darin, dass wir uns mit unseren Ängsten, Zweifeln, Bedürfnissen und Wünschen identifizieren.
Die weisen Yogameister behaupten, dass alle diese Denkmuster Zeichen einer verzerrten Wahrnehmung seien. Gemäß dem Yoga – und der Lehre Buddhas – sind und waren wir jedoch immer vollkommen. Gott oder die Natur erschafft nichts Fehlerhaftes, also können auch wir nicht falsch oder fehlerhaft sein. Wir vergessen dies nur im Laufe unseres Lebens und nehmen stattdessen an, dass etwas mit uns nicht stimmt.
Der Yoga lehrt uns Methoden, die uns helfen, zu erkennen, womit wir uns identifizieren, sowie entsprechende Verhaltensmuster langsam abzubauen – und manchmal sogar aufzulösen. Dadurch wird der Druck von uns genommen, etwas darstellen zu wollen oder etwas sein zu müssen, das wir gar nicht sind. Das mindert den Stress, und der Körper »atmet auf«.
Dazu passt die Empfehlung der modernen Rückenschule, uns nicht mit dem Rückenschmerz zu identifizieren. Er kommt, bleibt eine Weile und vergeht meist auch wieder. Die Tatsache, dass er da ist, zeigt uns, dass Handlungsbedarf besteht. Er kommt nicht, um sich zu verselbstständigen und fortan immer bei uns zu bleiben. Dafür ist es wichtig, dass wir ihn – der ja vor allem die Funktion eines Warnsignals hat – auch wieder loszulassen lernen.
Rückenschule und Seele
»Auch die moderne Rückenschule weiß, dass es nicht ausreicht, wenn wir Übungen lernen, um den Schädigungen, die unser Körper durch unangemessenen Gebrauch genommen hat, entgegenzuwirken und uns angemessenes Alltagsverhalten (Heben, Tragen, Stehen usw.) zu lehren. In den Kursen wird die Aufmerksamkeit der Teilnehmer zunehmend darauf gelenkt, zu beobachten, was sie innerlich belastet und bedrückt. Denn man hat
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