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Yoga ist auch keine Lösung (German Edition)

Yoga ist auch keine Lösung (German Edition)

Titel: Yoga ist auch keine Lösung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Becker
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Nächstes tun sollte. An einem sonnigen Dezembertag war sie mit Ron im Zoo gewesen. In einem Anflug von Selbstzerfleischung ging sie zum Kassenhäuschen und verlangte eine Eintrittskarte.
    »Wollen Sie nur in den Zoo? Oder möchten Sie auch das Aquarium besuchen?«
    Lena sah die Ticketverkäuferin einen Augenblick irritiert an, bis sie auf der Preistafel las, dass das Aquarium extra kostete. »Nur in den Zoo.«
    »Macht dreizehn Euro und der Park schließt um sieben«, erklärte die Verkäuferin.
    Lena schob ihr zwanzig Euro durch die Glasöffnung und nahm das Ticket und ihr Wechselgeld entgegen. Kaum hatte sie den Park betreten, ließ sie sich auf die erste Bank fallen und seufzte. Nun hatte sie drei Stunden Zeit, um eine Entscheidung zu treffen. An diesem Tag wäre sie nicht in der Lage, Ron nochmals zu begegnen. Ihr Innerstes verkrampfte sich beim Gedanken an ihn. Und eine leise Stimme in ihrem Kopf fragte sie, ob es nicht doch irgendwie ihre Schuld sei. Immerhin hatte sie Ron mit zu einer Firmenfeier genommen, wo er Jörg begegnet war. Ihr Chef hatte noch tagelang von Rons Knackarsch geschwärmt und gescherzt, Ron sei genau seine Kragenweite. Lena hatte die Anspielungen nicht beachtet, denn jeder Typ mit knackigem Hintern fiel in Jörgs Beuteschema. Dabei spielte es keine Rolle, ob Jörg sehnsüchtige Blicke hinter einem Mann herwarf, der mit einer Frau an der Hand an ihm vorüberging, oder ob ihm eine Kneipenbekanntschaft von seiner neuesten Eroberung vorschwärmte, die, entgegen Jörgs Annahme, weiblich war.
    Was aber konnte Ron dazu veranlasst haben, mit Jörg ins Bett zu steigen? Es wollte nicht in ihren Kopf. Zugegebenermaßen hatte sie für Ron die vergangenen Wochen nicht die notwendige Zeit aufbringen können. Aber er wusste selbst, wie zeitraubend das letzte Semester sein konnte, wenn man nebenbei noch einen Job hatte. Sie hatte sich nie darüber beschwert, als Ron sich während seines letzten Semesters kaum noch hatte blicken lassen. Als er dann den Job in Berlin bekommen hatte, gab es keine Diskussion, dass er diesen Job annehmen musste. Damit sie sich trotzdem sehen konnten, hatte Lena sich dazu entschlossen, das Abschlusssemester in Berlin zu absolvieren.
    Und nach all den Jahren erfuhr sie nun durch einen Zufall, dass Ron bisexuell war? Wie blind musste sie gewesen sein, um das nicht früher zu bemerken? Lena suchte in ihrem Gedächtnis nach übersehenen Hinweisen und fand keine. Zumindest hatte Ron nichts mit der Persönlichkeit Jörgs gemein. Er sprach nicht ständig über Sex, sah keinen anderen Männern hinterher, und er ging noch nicht mal in die Sauna im Fitnessstudio, da er es dort noch unangenehmer fände, als auf der dortigen Männertoilette, wenn ihm ein anderer Kerl zu dicht auf die Pelle rückte. Was war also falsch gelaufen? Oder waren genau diese Situationen ein Zeichen dafür, dass Ron anderen Männern aus dem Weg gehen wollte?
    Lena wusste es beim besten Willen nicht. Ebenso wenig wusste sie, wie es nun weitergehen sollte. Sie musste irgendwo Unterschlupf finden. Ihre Freundinnen in Hannover fielen ihr ein, doch da müsste sie zu viel erklären und momentan wollte sie mit niemandem darüber reden. Ihre Cousinen fielen ihr ein. Von Sabina könnte sie Unterstützung erwarten. Die hatte es selbst nicht gerade leicht mit ihrem Simón gehabt. Aber bis nach München fahren? Und Alex? Die kam nur noch sehr selten nach München, seitdem sie diese Bar in der Dominikanischen Republik betrieb. Mit einem Mal kam sich Lena komplett verloren vor und zum ersten Mal konnte sie Alex` Entschluss von damals verstehen. Sie hatte sich einfach aus dem Staub gemacht und ihr Glück gesucht.
    Vielleicht sollte sie sich zuerst bei ihren Eltern verkriechen. Doch bis Frankfurt wäre sie einige Stunden unterwegs. Lena würde mitten in der Nacht ankommen und ihre Eltern aus dem Schlaf klingeln. Sie könnte jedoch vorher anrufen, ihren Besuch ankündigen und in ihrem Elternhaus ihre Wunden lecken und dort ihre Magisterarbeit schreiben.
    »Scheiße«, fluchte sie laut, was ihr den missbilligenden Blick einer Frau einbrachte, die ihren Zögling an der Hand hielt und in diesem Moment an ihr vorbeikam. Lena verdrehte die Augen und zuckte mit den Schultern. Gerade war ihr eingefallen, dass sie ihren Laptop in Rons Wohnung liegen gelassen hatte. Ohne den Mac konnte sie keinesfalls arbeiten. All ihre Grafikprogramme waren darauf. Sie hätte die bescheuerten Einkäufe zurücklassen sollen und nicht ihren Laptop.
    Nachdem

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