Yoga und Vegetarismus
zu geben, dessen Qual durch ein Einwegspiegel deutlich sichtbar war. Anderenfalls gingen sie leer aus und mussten hungern. Nachdem die Affen verstanden hatten, welche Konsequenzen das Ziehen an der Kette verursachte, weigerten sie sich meistens, daran zu ziehen. In einer Versuchsreihe zogen nur 13 Prozent daran. 87 Prozent blieben lieber hungrig. Ein Makake blieb lieber für fast zwei Wochen ohne Nahrung, als einem seiner Artgenossen wehzutun. Makaken, die in einem vorherigen Versuch selbst Elektroschocks erlitten hatten, waren noch weniger bereit, an der Kette zu ziehen. Der soziale Rang und das Geschlecht der Makaken hatten nur wenig Einfluss auf das Verhalten … Aus menschlicher Sicht scheinen diese Makaken – die niemals eine Sonntagsschule besucht hatten, die niemals etwas von den Zehn Geboten gehört hatten und auch niemals eine einzige Stunde Gemeinschaftskunde besucht haben – vorbildlich zu sein, wenn es um ihre moralischen Grundlagen und ihren mutigen Widerstand gegen das Böse geht.“ 31
In ihrem Verhalten Tieren gegenüber sind alle Menschen Nazis. Für die Tiere ist es ein ewiges Treblinka
.
Issac Bashevis Singer
Durch die Yogapraxis beginnen wir, uns mit dem Gewissen auseinanderzusetzen, das uns Informationen über den möglichen Ausgang unserer Handlungen gibt. Aus diesem Bewusstsein heraus zu handeln bedeutet, unabhängig zu handeln – nur dem eigenen Inneren verpflichtet. Dieser Ort, der von manchen als Herz bezeichnet wird, ist unsere Verbindung zur größeren Welt oder zu einem größeren Herzen. Wenn wir aus diesem Bewusstsein heraus handeln, sind unsere Handlungen niemals nur selbstsüchtig. Sie dienen dem großen Ganzen. Wie Milgram mit seinem Experiment zeigt, kann unsere kulturelle Konditionierung so stark sein, dass sie uns von unserem Herzen trennt, und das führt zu einem Gefühl der Machtlosigkeit. Wir werden programmiert, auf eine Art und Weise zu handeln, die vollkommen unzusammenhängend ist und uns selbst nicht entspricht. Es ist kein guter Grund, etwas zu tun, nur weil alle anderen es tun. Etwas zu tun, weil wir glauben, Gott habe es uns befohlen, ist auch kein guter Grund. Mit Gewalt zu leben und dies zu verneinen, bedeutet eine Lüge zu leben. Wenn man eine Lüge lebt, hinterlässt das eine tiefe Wunde in der menschlichen Psyche. Yoga strebt danach, diese Wunde zu heilen.
Stimmig sprechen
Eine der Möglichkeiten, die einem zeigen, ob man Fortschritte im Yoga macht, vor allem im Hatha Yoga, ist es, die eigene Stimme zu beobachten. Durch eine konstante Praxis wird man feststellen, dass man die Lautstärke und Höhe der Stimme so regulieren kann, dass man gehört und verstanden wird. Noch wichtiger ist, dass man sagen kann, was man meint, und meint, was man sagt. Wenn das passiert, ist das ein Zeichen, dass die Krankheit der Trennung im Begriff ist zu heilen. Es wird immer einfacher werden, sich mit Integrität und aus einer tiefen Verbundenheit mit allem anstatt aus der Isolation heraus auszudrücken.
Generell wird es als normal betrachtet, dass die Menschen eine Sache sagen, während sie etwas vollständig anderes denken, und dann eine dem wiederum komplett widersprechenden Sache tun. Ein Grund für dieses Symptom ist, dass wir alle konditioniert wurden, uns von der Realität zu entfremden auch von der Wahrheit, wie wir die Tiere wirklich sehen und behandeln.
Die meisten von uns sagen, sie wollen Frieden, Gerechtigkeit und Freiheit für alle. Aber unsere Handlungen sprechen eine andere Sprache, wenn wir in einen Hamburger beißen oder eine Kugel Eis bestellen, einen echten Pelz zu einer Anti-Kriegs-Demo tragen oder unseren Kindern Würstchen servieren. Wenn man sich dessen einmal bewusst wird, gibt es keinen Weg zurück, und man beginnt die alltäglichen Scheinheiligkeiten zu bemerken, die Löcher in unserer Aufmerksamkeit, die vom Verhalten der Massen und einer kranken Kultur gerechtfertigt werden.
Wenn man diese Themen ehrlich betrachtet, wird man erkennen, dass wir überall vom Auswuchs einer uralten Kultur umgeben sind, die sich die Tiere untertan gemacht hat. Die Trennung des eigenen Gefühls oder des aufrichtigen Glaubens und dem, was man sagt und tut, stammt aus einer patriarchalischen Herdenkultur, die so alt wie Babylon ist. Ein interessantes historisches Faktum ist, dass in Sumer, das als Wiege der westlichen Zivilisation gilt, sowohl die Herdenkultur als auch das geschriebene Wort ihren Ursprung fanden. Die sumerischen Keilschrifttafeln werden zur ältesten
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