Yoga und Vegetarismus
angefangen hat, wird es durch die Übung immer einfacher. Wie Yoga handelt es sich um ein lebenslanges Unterfangen.
Stimmbildung
Wenn wir wollen, dass andere gut von uns sprechen, sind wir dafür bereit aufzuhören, schlecht über andere zu reden, sie zu verurteilen und ihnen Schuld zuzuweisen? Ob es nun der Wahrheit entspricht oder nicht, wir Menschen unterliegen der Annahme, wir seien den anderen Tieren übergeordnet, weil wir die Fähigkeit zur Sprache besitzen. Wissenschaftler haben jedoch herausgefunden, dass auch andere Tiere sprechen können und dies auch tun. Aber sie sprechen Sprachen, die wir nicht verstehen. Die gesamte Natur kommuniziert. Warum nur können wir nicht hören, was sie zu sagen versucht? Wir wollen immer von anderen gehört werden. Wenn man die Wahrheit sprechen will, muss man gut zuhören können. Hören wir die verängstigten Schreie der Tiere in den Großmastbetrieben oder die Laute der Tiere, die geschlachtet werden?
Wenn wir damit aufgewachsen sind, Fleisch und Milchprodukte zu essen, bestehen unsere Körper aus den Tieren, die wir zum Schweigen gebracht haben, indem wir ihre Schreie in abgeschiedenen Mastbetrieben erstickten und ihnen die Hälse beim Schlachten durchgeschnitten haben. Wie könnte sich dies auf unsere Fähigkeit, die Wahrheit zu sprechen, auswirken… und darauf, ob wir gehört werden oder nicht?
Während der Jahre, in denen ich Yoga unterrichtet habe, habe ich viele Schüler beobachtet, die zurückhaltend sind, wenn es darum geht, in der Öffentlichkeit zu sprechen, geschweige denn zu singen oder Mantren zu chanten. Diese Schüchternheit ist eine Form von Egoismus, weil sie entsteht, wenn wir nur an uns selbst und unsere Gefühle denken und nicht an die Gefühle anderer Menschen in unserer Umgebung.
Warum sind so viele von uns so schüchtern? Der Musiker und Aktivist Michael Franti sagt, dass es die größte Angst der Menschen sei, in der Öffentlichkeit zu sprechen, und dass die Angst, in der Öffentlichkeit zu singen, noch größer sei. Aber warum ist das so? Einige sehen die Ursachen in der frühen Kindheit: Wahrscheinlich liegt es daran, dass Lehrer, Eltern und Geschwister sie mit harschen Urteilen, wie „Sei still! Du triffst doch eh keinen Ton“ oder „Du bist weder Pavarotti noch Elvis Presley!“ zum Schweigen gebracht haben. Diese Erfahrungen sind nicht selten in unserer Kultur, aber sie sollten eher als Symptome und nicht als Ursachen betrachtet werden.
Wenn wir indigene Völker näher betrachten, die sich noch nicht so sehr der Natur entfremdet haben und eng mit den wilden Tieren leben, finden wir Gesellschaftsformen, in denen Singen und Tanzen für jedes Stammesmitglied zum Alltag gehören. Innerhalb dieser sogenannten „unzivilisierten“ Stämme gelten Gesang und Tanz nicht als Performance oder „Schau-Spiel“, sondern sind eine spielerische Form der Kommunikation mit dem Leben – kein unterhaltsames Produkt, das auf dem Markt zur Schau gestellt wird. Haben wir unsere natürlichen musischen Fähigkeiten, die es uns erlauben, uns frei oder sogar wild in Lied und Tanz auszudrücken, gegen eine domestizierte Version unseres Selbst eingetauscht?
Die meisten von uns akzeptieren unbewusst, dass die „zivilisierte Art“ zu leben besser sei als die wilde. Schließlich wurde es uns immer und immer wieder über Generationen hinweg gepredigt. Wir wiederum geben diese unüberprüften Annahmen an unsere Kinder weiter und sind uns nicht bewusst, dass wir damit sie und uns selbst belügen könnten. Wir stellen die Folgen dieses jahrtausendealten Krieges gegen Tiere, Natur und alles, was als wild gilt, nicht infrage. Dennoch hat uns dieses zivilisierte Leben viel gekostet, nicht nur die Natur und die Tiere, sondern auch uns selbst. Als wir die Tiere domestizierten und sie ihrer Natürlichkeit beraubt haben, haben wir uns selbst domestiziert und haben unsere natürliche Fähigkeit verloren, ausdrucksstark und spontan zu sein. Wir wurden nervös, neurotisch, verlegen und – zur gleichen Zeit – eingebildet und arrogant.
Ich habe einmal ein Tierschutzheim in South Carolina besucht, das exotische Tiere aus Missbrauchssituationen in Zirkussen, Shows, Themenparks und dergleichen befreit und ihnen eine einigermaßen sichere Zufluchtstätte bietet. Ich sage „einigermaßen“, denn sie werden immer noch in Gefangenschaft gehalten, aber zumindest werden ihnen die Erniedrigungen des Reisens und der Vorführungen erspart. Als ich dort ankam, war der Besitzer sehr
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