You are Mine
oder vielleicht haben wir uns in der Nacht auch getrennt, uns in ihrem Bett unser eigenes, schläfriges Revier gesucht – aber auf jeden Fall schlafen wir und träumen. Lebendig, beide lebendig. Und dieser Ort, der Strand und die Vögel und das Mädchen mit der bläulichen Haut neben mir, das ist nur ein weiterer von Madigans Tricks, wie mein Studio, wie das Apartment in Ostberlin, wie die Leere …
kein Trick, Lexi, echte Orte, errichtet aus Erinnerungen und Träumen, also wenn du dir keinen Ort wie diesen vorgestellt hast …
… und ich werde ihr nicht zuhören, versuche mich stattdessen darauf zu konzentrieren, ein Portal zu finden, irgendein Symbol für einen Ausweg, wie ich es schon früher geschafft habe. Aber es gibt nichts, nichts, nur die endlose Weite des Meeres und überall um mich herum Sand, hinter den Dünen karge Grasbüschel und Büsche und ein Stück entfernt die Klippen, die sich felsig Richtung Himmel erheben.
soll ich es dir zeigen?
Und bevor ich protestieren kann, bevor ich auch nur nachdenken kann
Nachdem Lexi endlich eingeschlafen ist, gleite ich völlig mühelos in unseren Körper. Mit seinem Bewusstsein ist auch der letzte Rest seiner Abwehr gefallen. Ein Kopf liegt auf unserer nackten Schulter, weicher Atem wärmt unsere Haut.
Ruth. O Lexi, warum Ruth? Deswegen hast du mich betrogen? Für sie? Ich kontrolliere die Wut, die droht, mich zu überwältigen. Vielleicht werde ich sie später zulassen, aber nicht jetzt. Jetzt muss ich besonnen und präzise vorgehen. Gefühllos.
»Ruth?« Ich löse mich aus der Umarmung der Frau und schüttle sie sanft an der Schulter. »Ruth, wach auf, wir müssen hier verschwinden.«
Sie gähnt schlaftrunken. »Was ist los, wo müssen wir hin?«
»Jemand hat angerufen, vielleicht war es Serge.« Ich habe das Bett bereits verlassen, trenne meine Kleidung von ihrer. »Wir müssen weg, es gab Drohungen. Komm schon, zieh dich an.«
»Was für Drohungen? Wo gehen wir hin?«
Sie umklammert ängstlich meinen Arm. Es kostet mich alle Kraft, sie nicht von mir zu stoßen. Stattdessen lege ich eine Hand über ihre und drücke sie sanft. »Das können wir entscheiden, wenn wir unterwegs sind, lass uns jetzt zum Auto gehen.«
Ich beobachte, wie sie sich anzieht, wie sie sich im Halbdunkel des Schlafzimmers in ihre Kleidung tastet, wie sie niederkniet, um einen Schuh unter dem Bett hervorzuziehen. Arme Ruth, so fügsam, so vertrauensselig. Sie macht es mir so einfach, dass sie mir fast leidtut. Fast. Aber es ist ihre eigene Schuld; sie hat Lexi von Anfang an nachgestellt. Dürr und hübsch, eine Rivalin, die ich längst überwunden glaubte. Wenn sie auch nur für eine Sekunde annimmt, dass sie ihn je haben wird …
Das Auto bricht kurz aus, als wir von der Autobahn abfahren. Ruth reißt besorgt die Augen auf, aber es braucht nur ein kurzes Lächeln, um sie wieder eindösen zu lassen, den Kopf gegen das Fenster gelehnt.
So vertrauensselig.
Ein Strand, habe ich ihr gesagt. Ich kenne da diesen tollen kleinen Strand, war dort schon ein paar Mal, wenn ich eine Weile allein sein musste. Das war eine hübsche Note, so vertrauenerweckend. Die Art von Idee, die Lexi vielleicht gehabt hätte. Wir könnten dort bleiben und zusammen den Sonnenaufgang beobachten, habe ich ihr erklärt, dann später Erin anrufen und sie dazu bringen, sich mit uns zu treffen. Ruth akzeptierte alles. Romantisch, merkte sie an, misstrauisch aus den vollkommen falschen Gründen. Hatte wirklich jemand angerufen oder suchte ich nur nach einer Ausrede, um sie an einen einsamen Strand zu bringen, wo ich mich mit ihr dem Vergnügen hingeben konnte?
Ich grinste nur.
Jetzt, immer noch grinsend, drücke ich aufs Gaspedal.
Mein Strand. Nicht Lexis Entdeckung natürlich, sondern meine. Ich bin auf einer dieser sinnlosen Ausfahrten darüber gestolpert, die ich so oft unternommen habe, nachdem ich zurück in Melbourne war. Ich habe im Zweitwagen meines Vaters, einem Mercedes, Kilometer abgeritten, weil ich sonst nichts zu tun hatte. Fahren, einfach fahren. An einem Tag habe ich angehalten, weil ich mir die Beine vertreten wollte, und vollkommen zufällig einen überwucherten Weg entdeckt, der sich durch die Büsche am Rand der Straße wand.
Jetzt, als ich ihn wieder mit Ruth gehe, fühle ich mich gleichzeitig überschwänglich und feierlich. Fühlen sich so Henker, die mit ihren Gefangenen im Schlepptau zur Hinrichtungsstätte gehen?
»Schwimmen?« Ruth kann es nicht glauben. »Bist du verrückt? Das
Weitere Kostenlose Bücher