Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

Titel: You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jermaine Jackson
Vom Netzwerk:
eine Nominierung in der Kategorie „Bester R&B-Sänger“ einbrachte. Nun wird ja oft gesagt, dass so eine Nominierung schon allein eine große Auszeichnung ist, aber ich hatte immer noch Joseph im Ohr: Es geht ums Gewinnen und nicht um den zweiten Platz.
    Wie sehr ich mich in dieser Zeit auch anstrengte, ohne meine Brüder war es einfach nicht so wie zuvor. Dabei bedauerte ich keineswegs, dass ich meinen Prinzipien treu geblieben war, aber trotzdem tat es mir leid, wie sich die Dinge entwickelt hatten. Weder ich allein noch die Jacksons konnten diese Magie entfachen wie früher oder die Höhen erreichen, die wir als Jackson 5 erklommen hatten. Und so standen wir während der späten Siebziger und frühen Achtziger sozusagen beide in unserem eigenen Schatten. Ich nahm weiterhin Platten auf, entschied mich aber gleichzeitig, mich unter der Anleitung von Mr. Gordy als Produzent zu profilieren. „Finde neue Talente, nimm sie unter Vertrag, kümmere dich um sie und binde sie an dich“, lautete sein Motto. Ich bekam ein eigenes Büro und den Auftrag, neue Künstler zu entdecken und aufzubauen. Zusammen mit Hazel holte ich Stephanie Mills, Switch und DeBarge zu Motown. Und wenn ich vielleicht auch nicht die größten Charterfolge vorzuweisen hatte, so entwickelte ich mich hinter den Kulissen doch sehr gut.
    Michael verglich seine Karriere mit dem Flugzeug des amerikanischen Präsidenten, der Air Force One, einer einzigartigen 747, die auf ihren Flügen stets einen eigenen, exklusiven Luftkorridor zur Verfügung hat. Nach seinem Verständnis war dieses Flugzeug sein „Imperium“. Es musste aerodynamisch sein. Er musste genau wissen, welche Passagiere an Bord waren und welche Geräte welchen Zweck erfüllten. Er war der Pilot, der allein flog. Diese Analogie arbeitete er schon 1978 schriftlich aus. Lange bevor er den ersten Schritt machte, beschäftigte er sich intensiv mit dem Gedanken an eine Solokarriere.
    Aber wenn es schon für mich schwer gewesen war, auf eigenen Füßen zu stehen und für meine Überzeugungen einzustehen, dann war es für ihn eine quälende Entscheidung. Er war jemand, der andere Menschen glücklich machen wollte und der die Vorstellung schrecklich fand, Streit zu haben oder anderen auf die Füße zu treten. Im Studio konnte er seine Ideen mit sanfter, aber überzeugter Beharrlichkeit durchsetzen, aber im Privatleben steckte er lieber den Kopf in den Sand und hoffte, dass sich Probleme von selbst erledigten. Innerlich wusste er, dass die Jacksons stark von ihm abhängig waren, und das belastete ihn sehr.
    Meiner Meinung nach gab es zwei Schlüsselfaktoren, die ihn letztlich dazu brachten, seine Solokarriere voranzutreiben. Zum einen verließen die Brüder einer nach dem anderen das Haus. Marlon heiratete seine Carol, und Randy zog mit 17 aus, um sein eigenes Leben zu führen. Michael, der so daran gewöhnt gewesen war, seine Brüder um sich herum zu haben, blieb in Hayvenhurst mit Mutter, Joseph, Janet und La Toya zurück. Rebbie beobachtete die Entwicklung aus der Ferne; sie glaubte ebenfalls, dass er darunter litt, als seine Brüder dem Elternhaus den Rücken kehrten: „Er sah keine Möglichkeit, sich weiterhin auf die starken, musikalischen Grundfesten zu verlassen, die sie gemeinsam aufgebaut hatten, wenn die anderen sich nicht hundertprozentig auf die Gruppe konzentrierten.“
    Michael war mit seiner Arbeit verheiratet, und er begriff nicht, wie wir zulassen konnten, dass Frauen sich zwischen uns und unsere Musik drängten. Josephs Konditionierung hallte auch in mir noch nach, aber Michaels ganze Leidenschaft und seine stetige Begleiterin war die Musik: In seinem Leben war für eine Frau einfach kein Platz. In der Leere, die wir Brüder hinterließen, gewöhnte er sich allmählich ans Alleinsein. Je länger er für sich war, desto weniger fremd erschien ihm der Gedanke an eine Solokarriere. Aber die treibende Kraft war letztlich Diana Ross. Immer wieder flüsterte sie ihm ins Ohr, dass er seine Ziele verfolgen solle; sie riet ihm, seinen eigenen Namen zu benutzen und nicht den Familiennamen, und wies ihn immer wieder auf das hin, was sie ihm mit den Supremes vorgemacht hatte. Eine der größten Künstlerinnen – und eine Mentorin, die er bewunderte – sagte Michael ständig: Wenn du der Beste sein willst, dann musst du den Sprung wagen … und fliegen. So zumindest wurde mir die Geschichte übermittelt.
    Michael und Diana sprachen viel über dieses Thema, das sein ganzes Leben verändern

Weitere Kostenlose Bücher