You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)
sollte, während sie beide in New York für die Verfilmung des Musicals The Wiz – Das zauberhafte Land vor der Kamera standen. Es war die afroamerikanische Version der Geschichte um den Zauberer von Oz; Diana spielte darin die Dorothy und Michael die Vogelscheuche. Mr. Gordy bot ihm seine erste Filmrolle an, nachdem sich Motown die Filmrechte gesichert hatte – ein Zeichen dafür, dass zwischen beiden wirklich kein böses Blut herrschte. Allerdings war mein Schwiegervater unsicher, wie Michael auf den Vorschlag reagieren würde.
Ich war zu Hause auf der Ranch, als er mich anrief, um einmal vorzufühlen. „Machst du Witze?“, rief ich. „Michael liebt den Zauberer von Oz ! Das ist genau sein Ding – er muss diese Rolle einfach spielen!“
Auch der Broadway-Star Ben Vereen bewarb sich um die Rolle (er sollte 2005 dann den Zauberer im Musical Wicked – Die Hexen von Oz spielen), aber letztlich war es Michael, der die Produktionsfirma Universal überzeugte.
Der Film wurde ein Flop, aber Michaels Arbeit wurde sehr gelobt – unter anderem vom Regisseur Sidney Lumet, der erklärte: „Seit James Dean hatten wir keinen so talentierten jungen Menschen mehr vor der Kamera – er ist ein hervorragender Schauspieler, ein phänomenaler Tänzer und insgesamt eines der außergewöhnlichsten Talente, mit denen ich je gearbeitet habe. Und das ist keine Übertreibung.“ Das Intermezzo beim Film weckte in Michael die Lust, sich verstärkt in diesem Bereich zu engagieren. Und die Freundschaft zwischen ihm und Diana vertiefte sich noch mehr.
Aus seiner Teenager-Anbetung unserer Motown-Göttin war inzwischen die innige Vernarrtheit eines jungen Mannes in eine schöne Frau geworden, und nach seiner eigenen Überzeugung war Diana vermutlich die erste große Liebe seines Lebens. Ich habe mich immer gefragt, ob es ihr umgekehrt genauso ging oder ob sie ihn weiter als den kleinen Jungen betrachtete, als den sie ihn kennengelernt hatte. Michael gewann jedenfalls den Eindruck, dass sie nicht mehr das Kind in ihm sah, sondern ihn als Mann und Künstler respektierte. Beide verband eine Freundschaft, wie es sie in Hollywood selten gibt, und ich glaube, das war es, was er am meisten schätzte. Wie innig die Beziehung wirklich war, dazu sollte man vielleicht Michaels Musik sprechen lassen, die stets zumindest teilweise autobiografisch war – beispielsweise den sehnsuchtsvollen Text von „Remember The Time“, das 1992 erschien. Michael sagte mir, dass er bei diesem Song an Diana Ross gedacht habe, an die eine große Liebe, die für ihn, jedenfalls aus seiner Sicht, stets unerreichbar blieb.
Michael äußerte nie, dass er sich in Hayvenhurst ohne seine Brüder einsam fühlte. Er wusste seine Gefühle gut zu verbergen, auch wenn er mit meinen Eltern und Schwestern weiter unter einem Dach lebte. Es ahnte wohl niemand von uns, dass er eine der schwersten Zeiten seines Lebens durchmachte und sich ausgesprochen „isoliert“ fühlte, bis wir davon in seiner Autobiografie lasen.
In dieser Zeit entwickelte sich eine sehr enge Verbindung zwischen ihm und Janet, die wie sein virtueller Schatten wurde. Die beiden waren sich so ähnlich, dass es manchmal schon fast unheimlich war. Janet war zwar ein kleiner Wildfang, aber trotzdem in vieler Hinsicht die weibliche Ausgabe von Michael: sensibel, sanft, neugierig, im Kontakt zu anderen Menschen eher zurückhaltend, aber innerlich stark und voller Herzlichkeit. Aber auch sie war nicht immer zu Hause, da sie dank ihrer schauspielerischen Qualitäten inzwischen die Rolle der Penny in der Sitcom Good Times bekommen hatte und unter der Woche tagsüber am Set war. Aber Michael hatte ja auch immer noch La Toya, und auch zwischen ihnen bestand ein enges Band.
Er liebte seine Schwestern. Ohne sie wäre er ganz verloren gewesen. Aber ich glaube, zwischen Brüdern gibt es noch eine andere Verbindung, wie man sie sonst zu keinem anderen Menschen hat. Und ich glaube, dass er die gleiche Distanz spürte, die mir nach der Trennung so zu schaffen machte. Vielleicht erkannten wir beide, dass wir außerhalb des Musikgeschäfts keine Freunde hatten. Die hatten wir nie gehabt. In Gary nicht, und in Los Angeles auch nicht. Unser schneller Lebensrhythmus, unser voller Terminkalender und unsere vielen Träume hatten uns daran gehindert, enge Freundschaften aufzubauen. „Freundschaft“ war ein Wort, das wir zwar kannten, aber nie richtig verstanden.
Wenn er sich langweilte, sagte Michael zu Mutter, dass er einen
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