You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)
Augen auf den Berg richtete, der durch die mäandernde Straßenführung manchmal aus dem Blickfeld geriet, konnte man sich eigentlich nicht verirren. Michael nannte ihn zu Ehren unserer Mutter Mount Katherine, da Berge Beständigkeit, Gelassenheit und spirituelle Stärke symbolisieren. Die Katherine Street verlief vor dem Bahnhof, den wir Katherine Station nannten. Mutter wurde also von Michael hier wie da verehrt. Sie stellte immer wichtige Markierungspunkte auf seiner persönlichen Landkarte dar.
Sie war die Erste, die nach der Europa-Tournee mit Bad seine neue Heimat besichtigte. Als Mutter und Sohn das riesige Anwesen erreichten, wurden sie von Männern mit Zylindern begrüß, die eine Kutsche lenkten, fast wie aus Schneewittchen , gezogen von zwei kräftigen Clydesdale-Pferden. Nach einer Fahrt auf verschlungenen Wegen, die sie durch Felder führten, erreichten sie das Haupthaus, das zur Rechten lag. Große Eichen warfen Schatten auf den gepflasterten Vorhof, und eine Merkur-Statue stand innerhalb eines dekorativen Kreisels. Zur Linken, über den Hof hinweg, stand das Gästehaus, von dem man auf einen 16.000 m² großen Teich schauen konnte. Mutter erstaunte es nicht, dass Michael ein Anwesen im Tudor-Stil erworben hatte, das der vorherige Besitzer, auch was die Interieurs betraf, stilecht einrichtete. Eichen-Vertäfelungen, Decken mit freiliegenden Balken und ein versiegelter Parkettfußboden bewiesen die Liebe zum Detail.
Man muss sich nur dunkle Holztöne vorstellen, optisch in Szene gesetztes Mauerwerk, Messingarmaturen und Fenster mit Bleiglas, und schon entsteht ein Bild dieses Traumhauses, mit einer Wohnfläche von 1.210 m², das von einem sorgsam gepflegten Rasen umgeben war, der es mit den schönsten Golfplätzen der Welt aufnehmen konnte und von Steinpfaden im Canyon begrenzt wurde.
Erneut hatte Michael Blumenbeete in den Farben des Regenbogens anlegen lassen, von denen besonders das von der Genfer Blumenuhr inspirierte Beet auf der mit Gras bewachsenen Anhöhe hinter dem Bahnhof ins Auge stach. Den Ort erreichte man über die Straße vom Haus aus, die um eine leichte Biegung führte. Innerhalb des Hauses, im großen Foyer, stand die lebensgroße Figur eines Butlers, der auf seinem Tablett Plätzchen anbot und augenblicklich die Aufmerksamkeit der Gäste auf sich zog. Links befand sich ein höhlenähnlicher Raum, in dem ein großes Klavier stand, auf dem Familienfotos gruppiert waren. In der Mitte, quasi als Blickfang, stand ein ungefähr ein Meter hohes Modell eines mittelalterlichen Schlosses, das Michael in Frankreich gesehen hatte. Rechts war die Bibliothek, erfüllt vom Geruch alter Bücher, wo er die in Samt eingeschlagenen Fotoalben aufbewahrte. Endlich besaß Michael eine Bibliothek, auf die Rose Fine stolz gewesen wäre.
Die meisten Besucher bemerkten oft nicht die große hölzerne Tür direkt rechts neben dem Eingang. Man verkannte sie schnell als Zugang zu einem winzigen Ruheraum, aber durch sie gelangte man in einen langen, schmalen Flur, der am Gebäude entlanglief und dann nach einem Linksknick zu Michaels Privaträumen führte. Dort befanden sich das Wohnzimmer, ein Badezimmer, Flipper-Automaten und eine Treppe zu einem Schlafzimmer. Das große Schlafgemach befand sich oben im Hauptgebäude und konnte über die durch den Klarlack glänzende Treppe vom Foyer aus erreicht werden. Alles in diesem Anwesen war großzügig konzipiert.
Bei meinem ersten Besuch stand ich auf den Stufen und versuchte all die Eindrücke aufzunehmen. Ich musste an den kleinen Jungen denken, der voller Ehrfurcht durch Mr. Gordys Haus in Boston schritt. Hast du damals davon geträumt? Wolltest du das immer erreichen? In dem rustikal eingerichteten, im Erdgeschoss gelegenen Wohnzimmer fand ich eine Teilantwort. Dort hingen große Porträts von Michael. Auf einem trug er eine Krone und wirkte wie eine königliche Majestät, ein anderes zeigte ihn in einer Uniform mit blitzenden Schulterstücken, dekoriert mit Medaillen, dabei die Aura eines Anführers ausstrahlend. Ich musste sofort an Mr. Gordys Porträt im Napoleon-Stil denken und lächelte.
Mit dem Attribut königlich ließ sich auch die straffe Organisation in Neverland beschreiben. Ungefähr 60 Leute, darunter sieben oder acht Köche, bildeten die Armee von Hausangestellten, zu der auch ein Team, das sich um den Themenpark kümmerte, sowie eine Gruppe von Tierpflegern und darüber hinaus Gärtner und Sicherheitspersonal gehörten. In seinem Team gab es sogar
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