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You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

Titel: You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jermaine Jackson
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schlug genervt mit der Faust auf den Tisch. Die Tassen und Untertassen auf dem Silbertablett flogen in die Höhe, und Michael wäre beinahe aus der Haut gefahren. Ich spürte seine Ängstlichkeit und Zerbrechlichkeit. Ich bekam augenblicklich ein schlechtes Gewissen, weil ich ihn so erschreckt hatte.
    „Es tut mir leid“, entschuldigte ich mich. „Ich wollte dich nicht so anfahren …“
    Dann lächelte er. „Schau dir mal dein Gesicht an“, meinte er und begann zu lachen. „Du bist total angespannt!“ Als Kinder lachten wir oft, sogar in sehr ernsten Situationen, und sein Gekicher steckte mich auch jetzt an. Sofort entspannten sich alle. Die ernsten Themen erschienen uns jetzt nur noch dumm und sinnlos. Wir beendeten das große Krisengespräch, indem jeder seine Fehler akzeptierte und dazu stand. Dann erhoben wir uns, umarmten einander und sagten fast zeitgleich: „Ich liebe dich.“
    Von dem Tag an kam Michael häufiger zum Familientag, obwohl wir ihn längst nicht mehr so regelmäßig sahen wie in den alten Zeiten. Doch am allerwichtigsten war mir, dass wir unsere Beziehung wieder ins Lot gebracht hatten.
    Bis zum heutigen Tag halten mir seine Fans „Word To The Badd“ in einer Art und Weise vor, in der er mich nie angegriffen hätte. Wir hatten uns vergeben – und nur das zählte. Verglichen mit der Öffentlichkeit betrachtet man als Familie Streitigkeiten aus einem anderen Blickwinkel. Von außen gesehen wurde das Thema über die Maßen aufgeblasen, wodurch sich der Anschein einer kaputten Familie verstärkte. Manchmal hatten wir den Eindruck, dass der kleinste Streit Anlass zur Vermutung gab, die Jacksons befänden sich mal wieder im Kriegszustand. In Wahrheit waren unsere Schwierigkeiten nicht größer oder kleiner als bei anderen Familien auch, doch sie wurden angesichts meiner Arbeit und Michaels Ruhm unnatürlich aufgeblasen. Glücklicherweise konnten wir Probleme vernünftig diskutieren und dann weitermachen, ohne sie als Ballast mitzuschleppen. Um eine so starke familiäre Beziehung wie die zwischen Michael und mir zu zerstören, muss schon etwas anderes vorliegen als eine Irritation über einen unbedacht dahergesungenen Text.

N everlandwurde als Ruhepool für Michael konzipiert, ein Ort, an dem er glücklich und zufrieden sein konnte. Die Ranch ließ sich nicht mit einem romantischen Schloss hoch oben auf einem Felsen vergleichen, lag aber weit genug von der Öffentlichkeit entfernt und strahlte einen unverkennbaren Charme aus. Ich zweifle daran, dass es – mal abgesehen von Disneyland – einen magischeren Flecken Erde gab. Da ich mich dort selten aufhielt, kann ich davon nicht so viel erzählen wie von der Jackson Street 2300 und Hayvenhurst, doch die Erlebnisse sind mir im Gedächtnis geblieben.
    Wenn eine warme Brise mein Gesicht berührt, ich das Plätschern des Wasser einer Fontäne und das helle Lachen eines Kindes höre, dann sehne ich mich nach meines Bruders Tal der Fröhlichkeit zurück und sehe ihn von spielenden Kindern umringt. Ich stelle mir vor, wie er mit einem seiner verrückten Hüte über den frisch gemähten Rasen hinter dem Swimmingpool rennt, „bewaffnet“ mit einem Wasserballon und einem Wasser-„Maschinengewehr“, um das gegnerische Team zu jagen und nass zu spritzen. Ich sehe ihn in der letzten Reihe des riesigen Piratenschiffes im Themenpark sitzend, darauf wartend, dass es seinen höchsten Punkt erreicht, damit er den anderen Süßigkeiten zuwerfen kann.
    Ich träume davon, wie er im Autoscooter sitzt, viel besser fährt als auf den Freeways von L.A. und sich vor Lachen schüttelt, wenn wir von allen Seiten auf ihn knallen. Ich sehe Michael lässig zurückgelehnt auf seinem Stuhl in einer der hinteren Reihe des Privatkinos, sehe ihn, wie er in der Dunkelheit die Zuschauer in den ersten Reihen mit Popcorn bewirft, womit die natürlich nie gerechnet hätten. In meiner Vorstellung spaziert er auf dem Gelände in der Nähe des Teichs, hält dabei einen Sonnenschirm, der ihn vor der grellen Stahlen schützt, und geht in Richtung der Indianerzelte. Manchmal sitzt er auf dem Golfwagen, der umgebaut wurde, um einem Rolls Royce oder einem Batmobil zu ähneln, und dreht die Stereoanlage auf.
    Er schlurft am Morgen oder in der Nacht durch die Küche, lässt alles ruhig angehen und ist ein ganz normaler Mensch, während sein „Michael-Jackson-Image“ in der Garderobe hängt. Er wirkt bodenständig, trägt ein weißes T-Shirt mit einem V-Ausschnitt, Pyjama- oder

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