You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)
die ungeliebten, vom Leben vernachlässigten, kranken, schwachen und sterbenden. Das war keine abgedroschene, trendige Aktion eines Popstars. Michael lebte jede Sekunde für diese Aufgabe, widmete den unterschiedlichsten Wohltätigkeitsveranstaltungen viel Zeit und spendete Wohlfahrtsorganisationen Millionen von Dollars.
Durch die Abgeschiedenheit von Neverland konnten ganze Busse mit Kindergruppen und unheilbaren Patienten Monat für Monat das Anwesen als geladene Gäste besuchen, ohne dass es jemandem aufgefallen wäre. Ich erinnere zum Beispiel noch gut an die 200 sozial benachteiligten und behinderten Kinder des St. Vincent Institute for the Handicapped oder die Kleinen von der „Big Brother, Big Sister“-Stiftung. Michael machte die Besuche niemals publik, denn sie wären ihm nur als Publicity ausgelegt worden. Ich möchte an dieser Stelle daran erinnern, dass er in der Millennium-Ausgabe des Guinness-Buchs der Rekorde als der Popstar genannt wurde, der die meisten Wohltätigkeitsorganisationen unterstützte und für sie spendete. Es war ein Rekord, mit dem er nie prahlte. Er hatte eine öffentlichen Danksagung gar nicht nötig, denn der Lohn seiner Arbeit erreichte ihn in Form Tausender Briefe von Vorständen der Organisationen und Eltern, die sich dafür bedankten, dass ein Besuch oder ein Wochenende in Neverland für ihren kranken Sohn oder ihre Tochter wie eine heilsame Therapie gewirkt oder ein sterbendes Kind ein letztes Mal mit Glück erfüllt habe. Es ist wichtig, an die Scharen von Kindern und die dankbaren Eltern zu denken – die dem vertrauten, was sie sahen, und nicht dem, was sie lasen –, um die kommenden Geschehnisse angemessen zu bewerten.
Ich konnte selbst das aufrichtige Mitgefühl meines Bruders erleben, als wir die Kinderstationen der Krankenhäuser in fast jeder Stadt besuchten, in der wir während der Victory -Tour auftraten. Während seiner ganzen Karriere nahm sich Michael Zeit, um Kinderkliniken, Krebsstationen und Waisenheime auf der ganzen Welt aufzusuchen. In solch besonderen Momenten beobachtete ich, wie er die ihm von Gott geschenkte Kraft und Fähigkeit nutzte, um etwas zurückzugeben. Seine Beziehung zu einem Kind war in keiner Weise zu hinterfragen. Ich habe niemals ehrlicheres und aufrichtigeres Mitgefühl erlebt.
Vermutlich muss man selbst gesehen haben, wie ein Dutzend kahlköpfiger Kinder in Neverland herumtollten und für kurze Zeit die Chemotherapie vergassen. Ich habe selbst beobachtet, was geschah, wenn Michael ein Krankenhauszimmer betrat: Das Kind begann mit weit aufgerissenen Augen zu strahlen, und das Leiden schien für einen Moment vergessen. Oft begannen Eltern und Krankenschwester bei diesem unverhofften Stimmungswechsel zu weinen. Der Effekt von Michaels Präsenz lässt sich mit der Freude vergleichen, die von einem Besuch des Weihnachtsmanns oder von Mickey Maus ausgeht …
Niemand in unserer Familie überraschte das, denn die Empathie in Bezug auf Kinder war schon immer ein grundlegender Charakterzug Michaels. Mutter erinnert sich oft daran, dass Michael fernsah und bei der Nachricht eines schrecklichen Ereignisses ungehemmt weinen musste. Bei der Entwicklung dieser ausgeprägten Sensibilität spielte die Religion eine große Rolle. Er erinnerte uns immer daran: „Jesus sagt, seid wie Kinder, liebt Kinder, seid so rein wie Kinder und … seht die Welt mit den Augen des kindlichen Erstaunens.“ Er glaubte daran, dass wir „unsere Herzen und unseren Geist den kleinen Menschen schenken sollen, die wir Sohn und Tochter nennen, denn die Zeit, die wir mit ihnen verbringen, ist für uns der Sabbat. Es ist das Paradies.“ Dieses Denken, diese Einstellung ist zum Verständnis dessen essenziell, wie mein Bruder Beziehungen mit Kindern führte und wie er sie wahrnahm.
Wenn sich die Fans den Song „Speechless“ vom Album Invincible anhören, erhalten sie schnell einen Eindruck von dieser Hingabe, denn Michael schrieb ihn in Neverland, während er hoch in den Ästen einer Eiche saß und einen Jungen und ein Mädchen beim Spielen beobachtete. Ich möchte betonen, dass Jungen und Mädchen Neverland besuchten, denn üblen Gerüchten nach lud mein Bruder nur „kleine Jungen“ ein, was nicht der Wahrheit entspricht.
Michael ertrug es nicht, mit leidenden Kinder als zur Untätigkeit verdammter Betrachter konfrontiert zu werden. Mutter erzählt oft folgende Geschichte: Sie saß 1984 mit Michael vor dem Fernseher und schaute sich die Nachrichten an, in denen von
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