You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)
bring you in and handcuff ya / Tie you up on a tree and then cut ya / All the things said is what they say / It goes around and become heresay …“ Die Musik wurde zu einem geheimen Soundtrack für die Fahrt zum Gericht.
Michael hörte aufmerksam zu, als er aus dem Fenster schaute und mit dem Fuß den Rhythmus klopfte. Als wir die Auffahrt zum Gerichtsgebäude hochfuhren, spielte er ihn zum zweiten Mal. (Wir hatten Tom Mesereau nichts von dem Song verraten, denn er wollte tunlichst Anspielungen auf einen möglichen Rassismus vermeiden.) Der Wagen blieb stehen, Michaels Security-Leute sprangen heraus, und er gab mir die Kopfhörer zurück. „Großartige Story. Dazu könnte man ein gutes Video drehen!“, meinte er mit einem ironischen Unterton.
„Sind Sie bereit, Michael?“, fragte einer der Sicherheitsleute und unterbrach den Gedankengang. Eins. Zwei. Drei. Die Beifahrertür öffnete sich. Die Stille eines beschaulichen Morgens in Santa Barbara wurde vom Klicken Hunderter Kameras durchbrochen, dem Jubel der Fans und den herausgeschrienen Fragen der Medienvertreter, während Michael dem Gerichtsgebäude würdevoll entgegenschritt.
Das Gericht hatte nur sechs Plätze für die Familie reservieren lassen, und so unterstützten wir unseren Bruder im „Schichtbetrieb“.
Ich saß in der ersten Reihe hinter ihm, ungefähr zwei Meter entfernt, blickte auf seinen Hinterkopf, und fragte mich, was er wohl denken mochte. Und was mochten wohl die anderen denken? Ich stellte Vermutungen bei bestimmten Geschworenen an, beobachtete ihre Gesichtsausdrücke und merkte mir, wann sie sich Notizen machten. Ich starrte Richter Melville an. War ihm schon klargeworden, dass nicht er über dieses Debakel richtet – sondern Gott? Ich schaute zu Mutter hinüber, die jeden Tag die Verhandlung besuchte, beherrscht und schön und die Wahrheit überwachend. Damals konnte ich mir das Ausmaß ihrer Stärke noch nicht vorstellen – innerlich fühlte sie sich verletzt und gebrochen, doch sie zeigte es nie. Der Stolz und der Glaube an ihren Sohn waren für alle deutlich erkennbar. Noch heute habe ich dieses unauslöschliche Bild vor Augen, von Michael in einem Korridor, der seinen Arm ausstreckt, damit sich Mutter einhaken und sicherer gehen konnte. Trotz Mutters Gebrechlichkeit bedeutete ihre tägliche Präsenz für Michael eine unentbehrliche Unterstützung. Joseph war auch da – ein weiterer Halt. Er runzelte ständig die Stirn, wodurch niemand seine innersten Gefühle erkennen konnte. Joseph sagte privat nicht viel, doch er glaubte fest daran, dass Michael von den Anschuldigungen entlastet und freigesprochen würde. Der feste und unumstößliche Glaube gab uns allen Kraft.
Ich beobachtete die gedrängt im Saal sitzenden Medienvertreter, während Sneddons Zeugen ihre abstoßenden Aussagen machten. Wie vom Blitz getroffen rasten die Journalisten aus dem Saal, um die Anschuldigungen der Anklage zu verbreiten – dass Michael seine „Opfer“ mit Alkohol gefügig gemacht, pornographische Magazine mit ihnen angeschaut, den Jungen angefasst und die Familie „gefangengesetzt“ habe.
Natürlich wollten die Medienvertreter die Ersten sein, die die neuesten „Beweise“ verkünden. Und irgendwo in diesem Gewühl wurde die Wahrheit mit Füßen getreten und am Boden zertrampelt, die Wahrheit, die Tom Mesereau während der Kreuzverhöre mühsam extrahierte. Zum Beispiel: Michael hatte niemals ein Kind mit Alkohol gefügig gemacht, aber die Jungen wussten, wo der Schlüssel zum Weinkeller aufbewahrt wurde – sie konnten also selbst dorthingegangen sein. Gavin Arvizo behauptete, Michael habe mit ihm das von Tom im Gerichtssaal gezeigte Pornomagazin angeschaut, doch Tom wies darauf hin, dass die Ausgabe aus dem August 2003 stammte, also erst lange nach dem angeblichen Vorfall erschienen war. Janet Arvizo behauptete, sie sei mit ihrem Sohn als Gefangene in Neverland festgehalten worden, woraufhin Tom den Beweis erbrachte, dass die beiden zu drei verschiedenen Anlässen die Ranch freiwillig besucht und wieder verlassen hatten. Gavin erzählte der Grand Jury vor dem Prozess, er sei von Michael am 7. Februar sexuell belästigt worden, doch die Anklage nannte einen Zeitraum „zwischen dem 20. Februar und 12. März 2003“. Doch Toms größter Coup bestand in der Enthüllung, dass die Arvizo-Familie die Kaufhauskette J.C. Penney auf Millionen verklagt hatte (letztendlich wurde das Verfahren mit einer Zahlung von 150.000 Dollar eingestellt), da die
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