You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)
es wirklich war. Ich wollte aber keine freundliche Plauderei. Meine Stimme bebte vor Wut. Bislang war ich niemals im Radio, Fernsehen oder auf der Bühne unvorbereitet oder wütend aufgetreten, doch ich hatte genug gehört. „Michael ist tausendprozentig unschuldig“, keuchte ich mit zunehmender Wut. „Und wir können keine Leute – ICH BIN V******** NOCHMAL MÜDE, mir Leute anzuhören, die für meinen Bruder oder meine Familie sprechen, obwohl sie uns nicht kennen. Sie laden diese Leuten ein, im landesweiten Fernsehen, das sogar international zu empfangen ist, und sie sagen Dinge, woraufhin die Öffentlichkeit denkt: ‚Oh, wow, ist er wirklich so ein Mensch?‘ Mein Bruder ist KEIN Exzentriker. Mein Bruder liebt den Frieden. Das ist nichts anderes als eine MODERNE FORM DER LYNCHJUSTIZ, DIE IHR BETREIBT. DAS WOLLEN SIE SEHEN – IHN IN HANDSCHELLEN. DAS HABEN SIE JETZT! DOCH DAS WIRD NICHT LANGE SO BLEIBEN, DAS VERSPRECHE ICH!“
Sie hatte keinen blassen Schimmer von dem, was wir durchmachten.
„NEIN, DAS HABEN SIE AUCH NICHT! Sie stecken nicht in unserer Lage, aber Sie bringen diese Leute ins Fernsehen, damit sie Unsinn verbreiten. Wir sind eine Familie, und wir werden immer eine Familie bleiben. Bei ihr liegt meine Liebe. Und wir werden ihn zu tausend Prozent unterstützen. Ich habe dem nichts mehr hinzuzufügen. Auf Wiederhören.“ Ich knallte den Hörer auf und sah meine zitternde Hand. Ich setzte mich hin, starrte auf den zersplitterten Bildschirm, legte meine Hände vors Gesicht und begann zu weinen.
Nachdem wir die erste Phase der Demütigung überstanden und allen Druck abgelassen hatten, kehrte Michael nach Vegas zurück und begann zu erzählen. Es handelte sich weniger um eine Seelenschau als vielmehr um ein Loswerden seiner Ängste. Er sprach zu uns von einer Verbindung, die ich hier als „Männerclub von Beverly Hills“ bezeichnen möchte – eine Gruppe gut vernetzter und einflussreicher Personen der Musikindustrie, die, so sagte er, hinter allem steckten und „versuchen, mich fertigzumachen“. Dann fügte er hinzu: „Die wollen mich weg haben … Die wollen mich im Gefängnis sehen … Sie wollen mich fertigmachen.“
Als er davon berichtete – Mutter, mir und einigen anderen Menschen innerhalb und außerhalb der Familie –, drückte er seine Befürchtungen auf ruhige, sachliche Art aus, wie jemand, der nach einer schlimmen Erfahrung wieder klare Gedanken fassen kann. Auch in einer Radiosendung von Jesse Jackson gab er Hinweise und meinte, „dass ein großer Kampf ausgetragen wird … und viele Verschwörungen laufen.“ Der Kampf ging seiner Meinung nach ganz klar um seinen Katalog an Verlagsrechten.
Als er darüber sprach, war es die Aufrichtigkeit in seiner Stimme, die mich zum Nachdenken brachte. Egal ob es stimmte oder nicht – wir als Familie konnten die dahintersteckenden Überlegungen nachvollziehen, denn es ging schließlich um sehr viel Geld. Hätte er als verurteilter Straftäter überhaupt noch die Möglichkeit gehabt, den Katalog zu kontrollieren? Als jemand, der im Gefängnis sitzt? Und bei den unzähligen Verfahren, die durch die Anfechtbarkeit bestimmter Geschäftsabschlüsse entstehen können, wäre es nur logisch, wenn er sie alle verlöre. Das wiederum würde zu großen Verlusten führen, womit der Bankkredit auf dem Spiel stand. Letztendlich müsste Michael seinen Anteil an den Verlagsrechten Sony übergeben.
Meiner Meinung nach waren seine Befürchtungen berechtigt. Michael hielt das Äquivalent der Musikindustrie zum Koh-i-Noor, dem berühmtesten Diamanten der Welt, um den sich zahlreiche Legenden ranken, in Händen. Doch nicht nur das! Lange bevor sich die Dinge gegen ihn richteten, sprach er schon von einer Verschwörung gegen seine Person. Der Verdacht schien sich nun von Tag zu Tag zu bestätigen.
Die Polizeiermittlung begann zum Himmel zu stinken, als wir von einem offiziellen Brief des Jugend- und Familienamts erfuhren. Die dortigen Sozialarbeiter waren die Ersten , die mit Gavin Arvizo schon vor längerer Zeit gesprochen hatten. Sie schlossen ihre Akten innerhalb von 13 Tagen, da es keinen Fall gab, auf den man reagieren musste .
In dem Brief, „eine kurze Zusammenfassung einer Kindesmissbrauchsuntersuchung von der Abteilung für hochsensible Fälle“, wurde erläutert, „dass das befragte Kind … jegliche Form des sexuellen Missbrauchs verneint hat“. Seine Mutter, Janet Arvizo, hatte Michael als eine „Vaterfigur“ beschrieben und
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