Young Jedi Knights 09 - Stimmen des Zorns
Lusas Stirn.
»Ich kann es kaum ausdrücken, wie sehr ich mich freue, dich wieder zu sehen«, sagte Jaina. »Bist du gekommen, um auch die Jedi-Akademie zu besuchen?«
Luke Skywalker hatte das unverhoffte Wiedersehen bislang scheinbar mit nüchternem Interesse verfolgt. Erst als das Zentaurenmädchen begann, sichtlich unbehaglich mit den Hufen zu scharren und mit dem langen Pferdeschweif hin und her zu schlagen, ergriff er das Wort. »Lusa hat euch bestimmt viel zu berichten, aber lasst sie erst einmal zur Ruhe kommen!«
Jaina lud sie ein, später gemeinsam das Mittagessen einzunehmen, und Lusa nahm das Angebot mit rauer Stimme an, ohne Jaina in die Augen zu schauen. Schweigsam schloss sie sich zunächst Master Skywalker an. Ihr Hufschlag entfernte sich über den steinernen Boden der Tempelanlage.
Mittags stellte Jaina überrascht fest, dass ihr Onkel die jungen Jedi-Ritter, auch Raynar, zum Essen in seine Privatgemächer eingeladen hatte, anstatt sich mit ihnen in dem großen Speisesaal der Akademie zu treffen. Bald verstand sie auch, warum.
»Lusa hat uns eine traurige Geschichte zu erzählen«, eröffnete ihnen Luke Skywalker. »Deshalb wollte ich es ihr leichter machen, indem sie im engsten Kreis darüber redet – mit ihren Freunden.«
Das Essen war schon aufgetischt, sodass die Freunde gleich ihre Plätze an der Tafel einnahmen. Nachdem Lusa mit ihren Pferdeläufen eingeknickt war und sich vor dem Tisch niedergelassen hatte, befand sich ihr Kopf in gleicher Höhe wie der von Luke. Nach der allgemeinen Begrüßung sprach Tenel Ka einen Toast auf den Neuankömmling aus und erbot Lusa ihre Freundschaft. Raynar starrte das faszinierende Zentaurenmädchen fortwährend an und brachte vor lauter Aufregung kein einziges Wort heraus.
Für ein paar Momente ließ Luke den Blick über die Gruppe seiner Gäste schweifen, und es schien, als würde er nach Lowie Ausschau halten. Jaina bemerkte die überaus starke Nervosität, mit der ihre alte Freundin Lusa die mit ihr am Tisch Anwesenden betrachtete und schließlich den Blick für Sekunden senkte. »Master Skywalker hält es für wichtig, dass ihr alle hört, was ich zu berichten habe«, sagte sie. »Und ich bin auch dieser Meinung.«
In ihrer kehligen Stimme lag, obwohl sie sehr leise sprach, eine mahnende Eindringlichkeit.
»Obwohl wir damals noch Kinder waren, schwelt seit unserer Entführung«, sie schaute von Jacen zu Jaina, »etwas Dunkles und Zorniges in mir! Nicht einmal meine eigene Familie verstand nach meiner Rettung und Rückkehr diese heillose Wut – zumindest konnte sie nicht damit umgehen. Ich selbst wahrscheinlich auch nicht. Denn je älter ich wurde, desto schwerer fiel es mir, Freundschaften zu knüpfen und anderen zu vertrauen… Bis vor zwei Jahren. Da traf ich andere, die nachfühlen konnten, wie es ist, wenn ein Leben radikal in seinem gewohnten Rhythmus unterbrochen wird. Wie es sich anfühlt, verletzt zu werden… Sie verstanden meinen Zorn – und teilten ihn sogar. Denn sie hatten sich auf die Fahne geschrieben, für die Unterdrückten dieser Galaxis ein Dasein in Freiheit und Zufriedenheit zu erstreiten. Sie boten mir die Chance, persönlich dafür einzutreten, dass der gerechte und faire Umgang mit intelligenten nicht humanoiden Lebensformen eines Tages zur Normalität wird. Sie waren so voller Leidenschaft und Idealismus. Und ich auch. Ich bewunderte sie für das, wofür sie eintraten. Zum ersten Mal in all den Jahren fühlte ich mich akzeptiert und gebraucht. Ich hatte nicht nur den Platz gefunden, an den ich zu gehören glaubte, sondern tat auch Gutes für andere. Mit jedem Individuum, dem ich half, schien sich ein Puzzle zu komplettieren. Das fertige Bild würde bestätigen, was schon die einzelnen Teile anklagten: All diese Hilfebedürftigen waren von Menschen ausgenutzt oder misshandelt worden… Auch Hethrir!« Sie stieß den Namen förmlich hervor.
Jaina blinzelte überrascht und vergaß ihr Essen. Sie war sich nicht ganz klar, was für Äußerungen sie genau von Lusa erwartet hatte, aber sie wusste ganz sicher, dass sie das, was sie hatte mit anhören müssen, nicht hören wollte. Die meinungsbildnerische Tendenz darin erinnerte sie unangenehm an einiges, was Raaba auf Kuar Lowie weiszumachen versucht hatte.
»Meine neuen Freunde öffneten mir die Augen, dass hinter beinahe jedem Problem die menschliche Herrschsucht als Ursache zu finden ist!«, fuhr Lusa wie geistesabwesend fort, beinahe so, als würde sie in Trance sprechen.
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