Young Jedi Knights 09 - Stimmen des Zorns
neue Ausreden, um dieses Projekt auf die lange Bank zu schieben, und das, obwohl Jacen, Tenel Ka, Raynar und sogar MTD ihre Unterstützung angeboten hatten. Jacen hoffte inständig, dass sie bald neuen Elan entfalten und ihr Verhalten ändern würde.
Wenigstens das junge Gort-Küken munterte Jacen des Öfteren auf. »Hier, Raynar, halt du es mal«, forderte er den Jungen auf und reichte ihm den von blauem Flaum umhüllten und mit einer Quaste versehenen Ball.
Raynar schob die Ärmel seiner schlichten braunen Jedi-Robe zurück. Vorsichtig, aber mit offensichtlicher Freude streichelte er Nikta, die in seiner hohlen Hand kauerte, mit dem Zeigefinger. Das kleine Wesen wand seinen Schwanz um den Unterarm des alderaanischen Jungen und gab glücklich klingende Trillerlaute von sich. Raynar hegte ein ehrliches, wenn auch noch etwas unbeholfenes Interesse für Jacens Haustiere.
In diesem Augenblick sprang Nikta von Raynars Hand und ließ sich kopfüber, den Schwanz weiter um den Unterarm des Jungen geschlungen, herabbaumeln. Dabei klapperte das Küken mit seinem breiten Schnabel.
Raynar lachte. »Eines Tages wird sie sogar Lowie beim Erklettern von Bäumen Konkurrenz machen! Schade, dass er nicht hier ist, um zu sehen, wie Nikta sich entwickelt… Ich bin sicher, er hätte seine helle Freude daran.«
»Das glaube ich auch«, pflichtete Jacen ihm bei. »Dasselbe habe ich auch gerade gedacht.«
Es klopfte an die Tür, dann streckte seine Schwester, ohne eine Antwort abzuwarten, ihren Kopf herein. »Hallo, Jaina«, sagte Jacen, »brauchst du uns für den Sublichtantrieb?«
Sie schüttelte den Kopf. »Im Kommunikationszentrum ging gerade eine Nachricht von Onkel Luke ein. Darin hat er eine Überraschung angekündigt und darum gebeten, dass wir beide die Shadow Chaser draußen auf dem Landefeld in Empfang nehmen. Ich habe keine Ahnung, was er von uns will.«
»Schon gut.« Raynar brachte Nikta zurück in ihr Terrarium. Er achtete geflissentlich darauf, sich nicht in die Aktivitäten der anderen jungen Jedi-Ritter einzumischen. »Ich habe in meinem Quartier noch zu lernen. Wir sehen uns später.«
Bei Luke Skywalkers angekündigter Überraschung handelte es sich, wie sich herausstellte, um einen Gast.
»Lusa!«, entfuhr es Jaina, als sie das faszinierend schöne Fremdwesen erblickte, und ihr blieb vor Staunen der Mund offen stehen. Vor ihr erschien ein hybrides Geschöpf: ein Zentaur mit dem Unterkörper eines Pferdes, das auf vier behuften Beinen stand, und dem Oberkörper einer mädchenhaften Frau.
Jaina beugte sich vor, um die Besucherin zu umarmen. Das Wiedersehen mit Lusa förderte eine Fülle von Erinnerungen zutage; Erinnerungen daran, wie sie, Jacen, ihr gemeinsamer Bruder Anakin und das Zentaurenmädchen vor beinahe zehn Jahren von dem herrschsüchtigen Hethrir entführt worden waren. Um seine eigene Gabe der Macht zu steigern, hatte Hethrir die grausame Idee verfolgt, ein Kind, in dem ein gewaltiges Potential dieser Kraft schlummerte, in der Nähe des Kristallsterns einer Gestalt namens Waru zu opfern. Jaina und das Zentaurenmädchen hatten während der gemeinsamen Gefangenschaft einen Bund geschlossen und sich gegenseitig dabei beigestanden, den Bemühungen, sie unter Kontrolle zu bringen, zu trotzen. Obwohl alle von Hethrir entführten Kinder schließlich gerettet worden waren, litt Jaina noch gelegentlich unter den Alpträumen, in denen sie das Martyrium von damals verarbeitete.
Als sie nun zurücktrat, um ihre alte Freundin besser betrachten zu können, entdeckte sie einen Schmerz, der wie Ringe um Lusas große, runde Augen lag. Hatte die Tortur von einst das Zentaurenmädchen so viel ärger mitgenommen und nachhaltiger geschädigt als die Solo-Kinder?
Beinahe scheu streckte auch Jacen seine Arme aus, um Lusas Hände zur Begrüßung zu schütteln. »He, du hast dich… verändert.« Die Worte, die er sich zur Begrüßung zurechtgelegt hatte, kamen nur holprig über seine Lippen. »Was… hast du all die Jahre… gemacht?«
Das Zentaurenmädchen war zu einer beeindruckenden hübschen jungen Frau herangewachsen. Ihre Haarfarbe ähnelte stark der von Tenel Ka: Kupfer, das in rötliches Braun verlief und an manchen Stellen wie eine glänzende Zimtkruste aussah. Die früheren hellen Sprenkel auf den Flanken waren verschwunden. Dafür fiel die Lockenmähne an ihrem sonst nackten Körper inzwischen bis zur Taille herab. Hörner wie aus Glas oder geschliffenem Eis ragten durch die zimtfarbenen Locken aus
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