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Young Sherlock Holmes 1

Young Sherlock Holmes 1

Titel: Young Sherlock Holmes 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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unbemerkt ein paar Früchte oder etwas Gemüse zu stibitzen. Vermutlich sollte Sherlock Diebstahl missbilligen. Aber wenn Menschen verhungerten oder Kinder eingefangen und ins Armenhaus verschleppt wurden, war das ebenfalls zu missbilligen. Also handelte es sich vermutlich um ein ethisches Dilemma, das sich die Waage hielt, und um ehrlich zu sein, missgönnte er Matty den einen oder anderen wurmstichigen Apfel keineswegs. Es würde das Britische Empire nicht in den Untergang stürzen.
    Die Marktstände waren auf einem kleinen Platz verteilt, der von drei Seiten von Gebäuden umgeben war.
    Es gab Stände mit Bergen von Zwiebeln, Pastinaken, Kartoffeln, Rote Bete sowie Gemüsearten in den unterschiedlichsten Farben, die Sherlock nicht einmal kannte. An anderen Ständen konnte man Schinken kaufen, die am Haken hingen und von Fliegen umschwirrt wurden, und Fisch, der auf Stroh ausgelegt war.
    Einige Händler boten diverse Werkstoffe und Tuche aus Seide, Wolle oder Baumwolle an. In einem provisorischen Pferch war eine Schafherde zusammen mit zwei Schweinen untergebracht, die es sich auf dem Boden gemütlich gemacht hatten und unbeeindruckt von dem Radau ringsumher ein Nickerchen machten. Die zahlreichen Gerüche und Düfte, die ihm in die Nase stiegen, waren fast überwältigend, jedoch noch nicht unangenehm. Doch bei Sonnenuntergang würde es auf dem ganzen Platz, so Sherlocks Vermutung, nach fauligem Gemüse und vergammeltem Fisch riechen. Dann wären die meisten Käufer jedoch schon wieder verschwunden, und nur die Armen der Stadt würden noch zwischen den Ständen umherstreifen, in der Hoffnung, dass die Händler ihre Preise reduzierten, um ihre Ware noch loszuwerden.
    Eine gedämpfte Atmosphäre schien in der Luft zu liegen. Denn es ging nicht so lebhaft zu, wie es Sherlocks Erinnerung nach sonst der Fall war. Normalerweise war der Markt nicht einfach bloß ein Ort, an dem man die Dinge des täglichen Bedarfs besorgen konnte. Vielmehr stellte er für die Leute auch ein wichtiges gesellschaftliches Ereignis dar. Aber heute war vom üblichen Trubel und Gedränge nicht viel zu merken. Die meisten Käufer schienen gezielt die jeweiligen Stände anzusteuern, wo sie dann nicht mehr handelten als unbedingt nötig, um anschließend gleich wieder zu verschwinden.
    »War Crowe da?«, fragte Matty, als Sherlock ihn aufgestöbert hatte. Er saß auf einer umgedrehten Holzkiste und beobachtete gespannt, ob nicht irgendeiner der Händler einmal in seiner Achtsamkeit nachließ.
    »Zuerst nicht, aber ich habe seine Tochter kennengelernt.«
    »Ja, die hab ich auch schon mal hier gesehen.«
    »Du hättest mir ruhig von ihr erzählen können«, beschwerte Sherlock sich. »Ich war völlig überrascht, als sie so plötzlich vor mir stand. Ich muss wie ein Idiot ausgesehen haben.«
    Matty musterte ihn rasch von oben bis unten. »Ja, so ziemlich«, sagte er dann.
    Verlegen versuchte Sherlock, das Thema zu wechseln. »Mir ist da was eingefallen und …«
    Er brach ab, als Matty plötzlich in die Menge davonflitzte. Wie ein Aal zwischen Felssteinen schlängelte er sich zwischen den Marktbesuchern hindurch, und Sekunden später war er auch schon wieder zurück. »Is von ’nem Stand gefallen«, verkündete er stolz, während er den Dreck von einer Schweinefleischpastete abputzte. »Hab nur darauf gewartet, dass das passiert. Die haben viel zu viel von dem Zeugs aufeinandergeschichtet. Irgendwann musste einfach eine runterfallen.« Er nahm einen riesigen Bissen und reichte seine Beute dann an Sherlock weiter. »Hier, probier mal.«
    Sherlock knabberte ein bisschen von der Kruste am Rand ab. Es schmeckte salzig und buttrig. Er biss noch einmal ab und erwischte diesmal etwas von dem rosafarbenen Fleisch und dem durchsichtigen Gelee. Das leckere Fleisch war mit kleinen Fruchtstücken gespickt, bei denen es sich Sherlocks Vermutung nach um Backpflaumen handelte. Aber was auch immer es war, die Geschmackskombination war einfach unglaublich.
    Er gab Matty die Pastete wieder. »Ich hab schon ein paar Äpfel und etwas Käse gehabt«, sagte er. »Iss du auf.«
    »Du hast gesagt, dass dir was eingefallen ist.«
    »Ich muss irgendwie nach Guildford kommen.«
    »Mit dem Rad wird das einige Stunden dauern«, sagte Matty, ohne die Augen vom Marktgeschehen abzuwenden.
    Sherlock dachte daran zurück, wie er auf der Reise von der Deepdene-Schule nach Farnham durch Guildford und anschließend Aldershot gekommen war. Den ganzen Weg nach Guildford und wieder

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