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Young Sherlock Holmes 3

Young Sherlock Holmes 3

Titel: Young Sherlock Holmes 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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Ende der ersten Treppenflucht gelangten sie in einen langen dunklen Korridor, der sich über die volle Länge des Gebäudes erstreckte. Sherlock nahm schwache Essensgerüche wahr: hauptsächlich gedünstetes Fleisch, gekochter Kohl und Brot. Mycroft stolzierte selbstsicher den Korridor hinunter, bis er vor einer bestimmten Tür stehenblieb. Nachdem er sich noch einmal rasch nach beiden Seiten umgesehen hatte, um sicherzugehen, dass niemand sie beobachtete, drückte er gegen das Holz.
    Die Tür bewegte sich.
    »Das Holz um das Türschloss herum ist zersplittert«, stellte Mycroft fest. »Das sieht definitiv
nicht
gut aus.«
    Er öffnete die Tür und betrat den Flur, wobei er Sherlock hinter sich herzog. Mit einer Bewegung, die für solch einen massigen Mann erstaunlich schnell war, glitt er zur Seite und schob Sherlock in die entgegengesetzte Richtung. Sherlock erkannte, was Mycroft im Sinn hatte. Ihre Silhouette sollte nicht unnötig lange in der Türöffnung zu sehen sein – für den Fall, dass in der Wohnung jemand mit einer Waffe auf sie lauerte. Gut mitgedacht.
    Sie warteten einen Augenblick und lauschten. Doch von drinnen war kein Laut zu vernehmen. Schließlich setzte sich Mycroft wieder in Bewegung und steuerte entlang des Flurs auf eine halb geöffnete Tür zu.
    In dem Zimmer dahinter herrschte ein heilloses Durcheinander. Es handelte sich um einen Wohnraum – oder, besser gesagt, hatte sich gehandelt. Denn die Stühle lagen zertrümmert auf dem Boden, die Tische waren umgestoßen, und die Bilder hingen unordentlich an den Wänden. Keramik- und Glasscherben übersäten den Boden – die Überbleibsel von zertrümmerten Zierfiguren, Teetassen und Weingläsern. Abgesehen davon war niemand zu sehen, weder tot noch lebendig.
    Rasch glitten Mycrofts Augen durch den Raum. Dann wandte er sich ab und ging wieder in den Flur zurück, um die anderen Zimmer unter die Lupe zu nehmen. Während Sherlock ihm über die Schulter blickte, konnte er sehen, dass es sich bei einem um ein Schlafzimmer, bei dem anderen um ein Bad handelte. Auch hier war keine Menschenseele zu sehen. Doch auch diese Räume waren ebenso gründlich verwüstet worden wie der Wohnraum.
    »Hier hat jemand etwas gesucht«, murmelte Mycroft. Er stand im Flur und schaute sich nachdenklich um.
    »Und nicht gefunden«, sagte Sherlock.
    »Da hast du recht. Aber wie bist du zu diesem Schluss gekommen?«
    »Hätten sie’s, müsste es Bereiche geben, in denen nichts zerstört oder umgeschmissen wurde. Dort, wo sie noch hingekommen wären, wenn sie nicht gefunden hätten, wonach sie gesucht haben.«
    »Es sei denn …?«, bohrte Mycroft nach.
    Sherlock dachte einen Augenblick lang nach. »Es sei denn, dass sich das, wonach auch immer sie gesucht haben, tatsächlich an der letzten Stelle befunden hat, die sie sich vorgenommen haben.«
    »Oder noch wahrscheinlicher …?«
    »Oder sie waren sich nicht sicher, nach was genau sie eigentlich suchen, also mussten sie überall nachsehen.«
    Sherlocks Bruder nickte. »Korrekt. Was kannst du sonst noch aus dem Zustand der Wohnung schließen?«
    »Wer auch immer das hier war, hat sich nicht darum geschert, ob die Aktion entdeckt wird oder nicht. Andernfalls hätte man sich mehr Mühe gegeben, keine Spuren zu hinterlassen.«
    »Auch da stimme ich dir zu.« Mycrofts Gesicht war blass. »Ich fürchte um Robert Wormersleys Leben. Entweder war er zu der Zeit hier. In dem Fall wäre er von den Leuten entführt worden, die die Tür aufgebrochen und die Wohnung durchwühlt haben. Oder er war es nicht, in welchem Fall er die Flucht ergriffen hätte, sobald sein Blick auf die beschädigte Tür fiel. In beiden Fällen ist sein Schicksal äußerst ungewiss.«
    »Er war zu dieser Zeit nicht hier«, sagte Sherlock überzeugt.
    »Und woraus schließt du das?«
    Sherlock zeigte auf die Wohnungstür. »Die Tür war verschlossen, aber nicht von innen verriegelt. Wie du siehst, sind die Riegel an der Türinnenseite immer noch intakt. Wäre dein Freund in der Wohnung gewesen und die Tür abgeschlossen, dann hätte er sie mit Sicherheit auch verriegelt. Die Tatsache, dass sie verschlossen, aber nicht verriegelt war, lässt darauf schließen, dass er gegangen ist und hinter sich die Tür abgeschlossen hat.«
    »Gute Arbeit«, sagte Mycroft anerkennend.
    Sherlock begab sich wieder in den Wohnraum, um ihn erneut zu inspizieren. Irgendetwas dort störte ihn. Aber er konnte nicht sagen, was genau es war.
    Etwas, das nicht an seinem Platz war. Oder

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