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Young Sherlock Holmes 3

Young Sherlock Holmes 3

Titel: Young Sherlock Holmes 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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etwas, das an seinem Platz war, wohingegen alles andere es nicht war.
    »Ich sehe etwas ganz Bestimmtes einfach nicht«, sagte er. »Oder ich sehe es, aber verstehe es nicht.«
    »Es wird dir schon einfallen«, erwiderte Mycroft. »Aber es übers Knie zu brechen bringt nichts. Stell das Problem erst einmal zurück und bewege es im Hinterkopf, während du über etwas anderes nachdenkst.«
    Er blickte sich um. »Ich fürchte, hier gibt es nichts mehr zu entdecken. Besser wir verschwinden.«
    Draußen auf der Straße winkte Mycroft eine vorbeifahrende Kutsche herbei. Sherlock zupfte ihm am Ärmel. »Ich glaube, ich erinnere mich noch an den Rückweg ins Hotel. Ich habe beim Hinweg auf die Straßen geachtet. Ist es in Ordnung, wenn ich zu Fuß zurückgehe? Ich möchte mir noch etwas von der Stadt ansehen.«
    »Na schön«, sagte Mycroft. Er gab Sherlock eine Handvoll Geld. »Die Währung hier in Russland ist der Rubel. Der Rubel ist exakt in einhundert Kopeken unterteilt.« Er klopfte Sherlock auf die Schulter. »Und nun zieh los und schau dich um. Ich glaube, ich werde erst einmal ins Hotel zurückkehren und unsere nächsten Schachzüge planen.«
    Als Mycrofts Kutsche um eine Ecke verschwand, setzte Sherlock sich in Bewegung. Was Aussehen, Geräuschkulisse und – noch wichtiger – Gerüche anbelangte, so unterschied sich Moskau doch sehr von den Orten, die ihm vertraut waren. Der Schnee zum Beispiel dämpfte den Großstadtlärm, den er von London her gewohnt war, so sehr, dass er fast nicht existent war. Moskau schien eine absolut stille Stadt zu sein. Selbst wenn, wie er überlegte, die Stille auch etwas mit der Angst vor der zaristischen Geheimpolizei und dem zu tun haben konnte, was diese womöglich Leuten antat, die etwas Falsches sagten.
    Die Route hatte er noch fest im Kopf, und während Sherlock so durch die Straßen schlenderte, empfand er unversehens Bewunderung für die kompakte, eindrucksvolle Architektur der Stadt. Als er näher zum Hotel kam und um eine Ecke gebogen war, fand er sich plötzlich auf einem offenen Platz wieder, der so riesig war, dass man den Eindruck hatte, als würde dessen gekrümmte Fläche fast analog zur Erdkrümmung verlaufen. Vor ihm ragte eine Kathedrale in den Himmel, die wie eine phantastische Kreation aus Erdbeereiscreme und Zuckerwatte aussah. Noch nie zuvor in seinem Leben hatte er so etwas gesehen. Das Ganze schien aus einer Reihe von unterschiedlich hohen und offensichtlich auch unterschiedlich breiten Türmen zu bestehen. Jeder einzelne gekrönt von einer Turmspitze oder einer zwiebelförmigen Kuppel, die in verschiedenen Farben gestrichen oder gefliest waren: rot, grün, blau, gelb und weiß – wobei alle Farben in unterschiedlichen Kombinationen von Schachbrett- oder Wirbelmustern miteinander vermischt waren. Jede Spitze oder Zwiebelkuppel war mit einem großen Kreuz besetzt. Als Sherlock langsam die Kathedrale umrundete, ohne einmal den Blick von ihr zu wenden, bemerkte er, dass sie fortlaufend die Form zu verändern schien. Sie wies keinerlei offensichtliche Symmetrie auf. Aus welchem Winkel auch immer er sie musterte, immer schien sie eine andere Gestalt anzunehmen. Wie viele Dinge, die er seit ihrer Ankunft in Russland zu Gesicht bekommen hatte, sah sie aus wie ein Zwischending aus einem Unfall und einer bewussten Schöpfung.
    Zu seiner Rechten, gleich hinter einem Graben mit teilweise gefrorener Wasserfläche, konnte er die hohen roten Ziegelsteinmauern des – wie er vermutete – Kremls erkennen: der riesige Palastkomplex, von dem aus früher die Zaren über ihr immenses Reich geherrscht hatten.
    Zwischen der Kathedrale und den Kremlmauern und sich dann weiter zu Sherlocks Rechten erstreckend, lag der Rote Platz. Mehrere gerade und breite Verkehrsstraßen gingen von ihm ab. Sherlock entschied sich für diejenige, die seiner Meinung nach zum Slawjanski Bazar Hotel führte, und setzte seinen Weg fort. Mit einiger Mühe gelang es ihm kurz darauf, die fremdartigen Buchstaben auf einem Straßenschild zu entziffern, das an einer Mauer angebracht war. Wie sich herausstellte, befand er sich auf der Neglinnaja-Straße. Sie war nicht nur auf beiden Seiten von Geschäften gesäumt, sondern in der Mitte auch von einer langen Reihe von Verkaufsbuden durchzogen. In den Läden gab es hauptsächlich Mäntel, Hüte und Stiefel aus Pelz oder verschiedene Backwaren zu kaufen. Vor jedem Laden hing ein bunt bemaltes Schild, auf dem in Bildsprache genau beschrieben war, was es dort zu

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