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Young Sherlock Holmes 4

Young Sherlock Holmes 4

Titel: Young Sherlock Holmes 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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hinzuziehen, wo es keine Indianer gibt? Weil dein Vater ausgesandt wurde, ihn zu schnappen, und von der Suche nach ihm so besessen war, dass es keine Rolle mehr für ihn spielte, wie viele Menschen er dabei verlor? Weil Scobell seinerseits davon besessen war, sich an deinem Vater zu rächen, und ihm nach England folgte, anstatt sich friedlich irgendwo anders auf der Welt zu verstecken? Wer soll denn das begreifen? Wenn sich die Leute einfach logisch verhalten würden, dann wäre nichts von alledem passiert!«
    »Laut meinem Vater ist Scobell verrückt«, sagte Virginia leise. »Er kennt keine Moral, keine Skrupel. Er macht, was immer auch nötig ist, um das zu bekommen, was er will.«
    »Von seiner Verrücktheit mal abgesehen«, erwiderte Sherlock und musste plötzlich an seinen eigenen Vater denken, »ist das das Einzige an der ganzen Sache, was ich wirklich verstehe. Es ist eine sehr logische Einstellung.«
    »Sie ist nur logisch, wenn du die einzige Person bist, die so handelt«, hob Virginia mit ruhiger Stimme hervor. »Wenn jeder auf der Welt sich auf solch logische Weise verhält, dann kämpft jeder gegen jeden, die Zivilisation zerbricht und macht dem Chaos Platz, so dass nur die Starken überleben.«
    Schweigend gingen sie eine Weile weiter. Sherlock konnte spüren, dass Virginia ihn anstarrte. Aber er hatte nichts mehr zu sagen.
    Eine plötzliche Bewegung, begleitet von einem Geräusch, schreckte sie auf. Doch es war nur ein Vogel, der aus seiner Deckung aufgescheucht worden war und davonflatterte.
    Mittlerweile hatten sie sich der Steinmauer genähert, die sie schon seit einiger Zeit im Blick gehabt hatten. Sherlock schaute aufs Neue über die Schulter zurück, in Erwartung, dieselbe leere Landschaft vor sich zu sehen wie bei den Malen zuvor. Aber dort an der Kapelle bewegten sich Leute. Aus der großen Entfernung ließ sich nicht sagen, ob es sich um irgendwelche Einheimische oder Scobells Männer handelte. Doch er hatte keine Lust, es darauf ankommen zu lassen. Bevor er jedoch irgendetwas unternehmen konnte, packte Virginia ihn auch schon am Arm und zog ihn auf die nur hüfthohe Mauer zu. Mit Leichtigkeit sprang sie darüber hinweg und verschwand auf der anderen Seite. Er sprang hinterher und landete neben ihr auf dem Boden.
    Rasch kam Sherlock wieder auf die Knie. Er lugte vorsichtig über die Mauerkrone und musterte die vor ihnen abfallende Heidelandschaft. An der Kapelle waren immer noch Leute zu sehen.
    »Los, komm«, drängte Virginia ihn. »Wir müssen weiter und Vater finden.«
    »In Ordnung«, sagte er. »Aber sei vorsichtig. Bleib schön in Deckung.«
    Sich im Schatten der Mauer haltend, huschten sie weiter und blieben dabei stets geduckt, so dass die Steine sie vor jedem verbargen, der möglicherweise in ihre Richtung blickte.
    Sherlock spähte nach vorne. Hinter einem hügeligen Geländestreifen zeichnete sich der Rand eines Waldes ab.
    »Komm«, sagte er. »Wir brauchen Schutz, bevor die Nacht anbricht.«
    Trotz ihrer inneren Anspannung gestaltete sich der Marsch zum Waldrand ruhig, ja sogar regelrecht langweilig. Nach allem, was Sherlock an diesem Tag durchgemacht hatte, war er nun ziemlich erschöpft, und er hatte auf einmal das Gefühl, dass allein schon einen Fuß vor den anderen zu setzen eines der ödesten Dinge war, die er jemals hatte tun müssen. Sehr zu Virginias Vergnügen stolperte er dabei hin und wieder unbeholfen über einen Stein oder blieb mit dem Fuß in einem Kaninchenloch hängen, stets kurz davor zu stürzen.
    Trotzdem achtete er unablässig auf jede Art von Bewegung, die darauf schließen lassen mochte, dass sie entdeckt worden waren. Doch abgesehen von den Vögeln, die hoch über ihnen am Himmel ihre Kreise zogen, und dem einen oder anderen Kaninchen war das Einzige, was Sherlock zu Gesicht bekam, ein majestätischer Hirsch, der sie von einer Hügelkuppe aus beobachtete. Sein verzweigtes Geweih sah aus wie zwei kleine Bäumchen, die ihr Laub abgeworfen hatten. Mit zur Seite geneigtem Kopf starrte er sie gelassen an. Als er sicher war, dass keine Gefahr von ihnen ausging, senkte er wieder sein Haupt und begann, das Heidekraut abzuäsen.
    Während sie ihren Weg fortsetzten, wurde es langsam dunkel, und der Himmel wechselte von Hellblau zu Indigo und von Indigo schließlich zu Schwarz. Sterne begannen zu funkeln: erst einer, dann zwei, und innerhalb weniger Minuten waren es so viele, dass sie nicht mehr zu zählen waren.
    Den Hirsch noch in Erinnerung sowie die Art, mit der

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