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Young Sherlock Holmes 4

Young Sherlock Holmes 4

Titel: Young Sherlock Holmes 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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in den Boden ein, und Sand spritzte in alle Richtungen. Aber die Schützen hatten erkannt, dass ihr Ablenkungsmanöver nicht funktionierte. Einen Augenblick lang fürchtete Sherlock schon, sie könnten dazu übergehen, doch auf sie zu schießen. Aber das schienen ihre Befehle nicht vorzusehen. Der Beschuss durch die Armbrüste setzte sich sporadisch fort, wirkte aber nicht mehr bedrohlich.
    Die Rufe und Schreie von unten hatten mittlerweile infernalische Ausmaße angenommen. Sherlock hatte keine Ahnung, wie viele Leute Bryce Scobell dort unten hatte. Aber wie es sich anhörte, waren sie alle entweder kampfunfähig oder mit anderen Dingen beschäftigt.
    Sie hatten mit einer Handvoll verzweifelter Flüchtlinge gerechnet, mit denen sie leicht fertig werden würden. Aber stattdessen hatten sie es mit einer tödlichen Steinlawine zu tun bekommen.
    »Los, kommt schon!«, schrie Sherlock.
    Mit Crowe, Virginia, Matty und Rufus hinter sich stürmte er den Abhang hinunter. Das Gefälle kam ihm steiler vor als auf dem Hinweg, und er spürte, wie er vor Schnelligkeit die Kontrolle zu verlieren drohte. Fast wäre er auf dem feuchten Gras ausgerutscht. Er versuchte, seine Geschwindigkeit zu bremsen, doch da stieß Amyus Crowe auch schon gegen seinen Rücken und schob ihn weiter vorwärts.
    Als sie den Steilhang hinabkletterten, sah er die traurigen Überreste von Bryce Scobells Hinterhalt. Fünf Männer lagen unter ihnen auf dem Grund in einer Bodenmulde. Vier bluteten aus diversen Wunden. Es war nicht zu sagen, wie schwer sie verletzt waren. Doch zwei der Vier lagen eingeklemmt unter den Felsbrocken, die Crowe und Stone auf die Reise geschickt hatten. Der fünfte versuchte gerade, seinen Kumpanen zu helfen, aber wie es schien, wusste er nicht recht, wem er sich zuerst zuwenden sollte. Armbrüste lagen verstreut um sie herum.
    Sherlock stürmte direkt durch die Gruppe, bevor auch nur einer von ihnen richtig begriff, was los war. Rasch warf er einen Blick über die Schulter zurück. Er sah, wie Crowe und Stone ihr Tempo kurz verlangsamten, um Matty und Virginia an Scobells Männern vorbeizugeleiten, bevor sie wieder schneller liefen und die Nachhut übernahmen. Als einer von Scobells Männern dabei aufs Geratewohl nach einer Armbrust griff, beförderte Crowe die Waffe im Vorbeilaufen mit einem Tritt außer Reichweite.
    Sie rannten weiter und ließen Scobells Leute hinter sich.
    Gelegentlich wurde von den Felsklippen über ihnen noch der eine oder andere Armbrustbolzen auf sie abgeschossen, der sich neben ihnen in den Boden bohrte oder von einem Felsen abprallte. Aber die Entfernung war bereits zu groß und der Schusswinkel zu ungünstig, und Sherlock wusste mit absoluter Gewissheit, dass sie keine Bedrohung mehr darstellten.
    Während er so dahinlief, durchströmte ihn plötzlich ein berauschendes Gefühl. Er hatte Amyus Crowe gerettet!
    »Ginny! Sherlock! Hier lang!«
    Ohne anzuhalten, schaute er über seine Schulter zurück.
    Etwa zwanzig Meter hinter ihm stand Amyus Crowe am Fuße einer kaum sichtbaren Felstreppe, die sich die Klippenwand emporzog. Sherlock hatte sie völlig übersehen und war daran, ebenso wie Virginia, vorbeigerannt. Doch Rufus Stone und Matty kletterten sie bereits empor. Das musste der verborgene Pfad sein, den Crowe erwähnt hatte! Sherlock kam gleichzeitig mit Virginia schlitternd zum Stehen, bereit, sich umzudrehen und zu Amyus Crowe zurückzulaufen. Aber gerade, als er sich wieder in Bewegung setzen wollte, kamen hinter Crowe drei von Scobells Männern den Hang herabgerannt: die wieder einsatzfähigen Reste des Überfallkommandos. Ihre Gesichter und Kleidung waren blutbefleckt, und so wie sie aussahen, waren sie bereit zu töten, ganz gleich, was für Befehle Scobell ihnen gegeben haben mochte. Kein Zweifel: Sie wollten Rache!
    Crowe merkte, dass Sherlock an ihm vorbeiblickte, und drehte sich um. Sherlock sah, wie sich Crowes Schultern augenblicklich spannten. Ruckartig wandte er den Kopf zu Sherlock und Virginia und sah sie mit vor Schreck und Entsetzen geweiteten Augen an. Offensichtlich hatte er dieselbe Berechnung wie Sherlock angestellt. Die Männer rannten bergab. Wenn Sherlock und Virginia zurück zu Crowe liefen, würde es für sie bergauf gehen. Es gab keine Chance, dass sie Crowe noch vor Scobells Männern erreichten. Trotz Sherlocks Bewunderung für Crowe und das Vertrauen, das er für seinen Freund und Mentor hegte, glaubte er nicht, dass dieser es alleine mit drei Männern aufnehmen konnte.

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