Young Sherlock Holmes 4
sie gehören zu einer Edinburgher Verbrechergang. Und wie es aussieht, sind wir in ihre Hände gefallen, auch wenn ich keine Ahnung habe, warum und was sie von uns wollen.«
Der Mann, der losgeschickt worden war, sie zu holen, trat auf Crowe zu. »Kein Gelaber«, knurrte er und langte aus, als wolle er Crowe einen Klaps aufs Ohr verpassen. Ruhig und gelassen fing Crowe dessen Hand ab und verdrehte sie, bis der Mann aufschrie und auf die Knie fiel.
»Ich schätze es nicht gerade, grob behandelt zu werden«, sagte Crowe mit ruhiger Stimme. »Und in der Beziehung wurde mir bereits jede Menge zugemutet. Wäre Ihnen dankbar, wenn Sie damit aufhörten.«
Der Mann auf dem Boden rang darum, wieder auf die Beine zu kommen, und zwei hinter ihm postierte Schlägertypen machten Anstalten, sich auf Crowe zu stürzen. Doch da erhob ihr Anführer die Hand.
»Lasst es gut sein, jedenfalls für den Moment. Er hat Mumm. Das bewundere ich bei einem Mann.« Er nickte Crowe zu. »Entspannen Sie sich, Mr Crowe. Ich könnte wohl all meine Leute gleichzeitig auf Sie loslassen, was bestimmt unterhaltsam wäre. Wie Sie sehen können, wissen wir es hier tatsächlich zu schätzen, uns einen guten Kampf anzusehen – anzusehen und darauf zu wetten. Das Problem ist nur, dass Sie ein paar von ihnen wohl in einem lädierten Zustand hinterlassen würden und ich sie noch für andere Zwecke brauche.«
Crowe blickte zu dem großen bärtigen Mann empor. »Sie sind mir gegenüber im Vorteil, Sir. Sie kennen meinen Namen, aber ich glaube nicht, dass wir einander vorgestellt worden sind.«
Der Mann stand auf. Er war sogar noch größer, als Sherlock gedacht hatte, und sein Brustkorb war so mächtig wie ein Bierfass. »Mein Name ist Gahan Macfarlane vom Clan der Macfarlanes, und ich habe Ihnen ein Geschäftsangebot zu unterbreiten.«
Der Name Macfarlane brachte etwas in Sherlock zum Klingen. Er hatte ihn kürzlich schon einmal gehört. Aber wo?
Crowe lächelte, aber es lag wenig Humor in seinem Ausdruck. »Sie kommen mir nicht gerade wie ein Geschäftsmann vor«, erwiderte er. »Eher wie ein Rowdy und Krimineller.«
Macfarlane erwiderte das Lächeln. »Starke Worte für einen Mann, der in der Unterzahl ist. Es gibt viele Arten von Geschäften, mein Freund, und viele Arten von Geschäftsleuten. Nicht alle tragen Frackröcke und Zylinder.«
»Und in welchem speziellen Geschäftsfeld sind Sie dann tätig?«
»Oh, ich habe ein ganz hübsches Portfolio von Interessen.« Macfarlane ließ den Blick über seinen Hofstaat schweifen, der daraufhin in pflichtgemäßes Gelächter ausbrach.
»Sagen wir einfach, dass ich in der Versicherungsbranche arbeite, und belassen wir es dabei.«
»Das wäre«, begann Crowe mit düsterer Stimme, »vermutlich wohl die Art von Versicherung, bei der die Ladenbesitzer hier in der Gegend Ihnen jede Woche einen bestimmten Betrag zahlen, um sicherzugehen, dass sie keine … Unfälle haben.«
»Korrekt«, räumte Macfarlane ein. »Und Sie wären überrascht, wie häufig diese Ladenbesitzer von Unfällen heimgesucht werden, nachdem sie beschlossen haben, dass sie sich meine besondere Dienstleistung nicht mehr leisten können. Ist ’ne gefährliche Welt da draußen. Andauernd fängt es in irgendwelchen Läden zu brennen an und werden Ladenbesitzer von vagabundierenden Banden gemeiner Rohlinge ohne Grund zusammengeschlagen. So wie ich es sehe, erweise ich der Gesellschaft einen Dienst, indem ich sie vor diesen Gefahren beschütze.«
Crowe wandte sich an Sherlock. »Schutzgelderpressung«, erklärte er knapp. »Unschuldige, sich abstrampelnde Ladenbesitzer zahlen Geld dafür, dass dieser Mann nicht seine Schläger vorbeischickt, um ihre Warenbestände zu vernichten, sie zusammenzuschlagen und ihnen das Gebäude über dem Kopf anzuzünden. Ist ’ne miese Art, sich durchs Leben zu schlagen.«
Macfarlane zuckte die Achseln. »Das ist nun mal die Natur, fressen und gefressen werden«, sagte er. »Jedes Tier hat vor etwas Angst, vor etwas, das es umbringen und fressen kann. Das ist hier in Edinburgh nicht anders. Wann immer sich den Leuten die Chance dazu bietet, vermeiden sie es, der Regierung Steuern zu zahlen. Die Ladenbesitzer verkaufen Bier und Brot an die Leute hier, aber sie verdünnen das Bier mit Wasser und strecken ihr Brot mit Sägespänen, um Mehl zu sparen. Dann komme ich eben auch daher und nehme mir einfach meinen Anteil von den Ladenbesitzern. So ist nun mal das Leben.« Er lächelte. »Man nennt uns die
Black
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