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Young Sherlock Holmes 4

Young Sherlock Holmes 4

Titel: Young Sherlock Holmes 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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Reavers
«, verkündete er mit Stolz. »Man kennt und fürchtet uns von hier bis nach Glasgow!«
    Der Name war Sherlock aus den Artikeln der Edinburgher Zeitungen vertraut. Die
Black Reavers
waren die kriminelle Bande, die überaus gefürchtet war. »Und vor wem haben
Sie
dann Angst?«, fragte er mutig. »Wer nimmt sich von
Ihnen
seinen Anteil?«
    Macfarlane wandte sein struppiges, bärtiges Haupt Sherlock zu. »Hier in der Gegend stehe ich an der Spitze der Nahrungskette, Jungchen«, antwortete er mit grimmiger Stimme. »Es gibt keinen, vor dem ich Angst habe.« Er richtete den Blick wieder auf Crowe. »Und eines muss man mir lassen – ich gebe mich nicht mit Prostitution, Erpressung, Kidnapping oder ähnlichen Sachen ab. Und nichts, in dem Kinder involviert sind, nebenbei gesagt. Das überlasse ich den niederen kriminellen Klassen. Da hab’ ich so meine Moral.« Er zuckte die Achseln. »Vielleicht gelegentlich mal ein kleiner Taschendiebstahl oder Bruch. Oder ein paar Männer im Hafen gehen hin und wieder ein wenig nachlässig mit der einen oder anderen Transportkiste um, die dann aufs Kai kracht, woraufhin etwas rausfällt und verschwindet. Ich plane diese Dinge nicht oder führe sie selbst aus, sondern nehme mir nur meinen Anteil von den Taschendieben und anderen Kleinganoven – für das Privileg, dass sie in meinem Gebiet ihren Geschäften nachgehen dürfen.«
    »Ein Krimineller mit Moral«, mokierte sich Crowe. »Wie rührend.«
    »Ein Krimineller mit einer praktischen Einstellung«, erwiderte Macfarlane. »Die Polizei interessiert sich eher für Kidnapping, Erpressung und Mord als für Diebstahl und Schutzgeldgeschichten. Ich versuche nur, nicht zu sehr ihre Aufmerksamkeit zu erregen.«
    »Also gibt es
doch
jemanden, der höher in der Nahrungskette steht«, hob Sherlock hervor.
    Macfarlane starrte ihn finster an. »Selbst der Bär macht um ein Wespennest einen Bogen«, blaffte er.
    Die Antwort war interessant, fand Sherlock. Offensichtlich war der Mann in diesem Punkt empfindlich.
    Er ließ den Blick über Macfarlanes Hof von Raufbolden, Schlägern, Räubern und Taschendieben gleiten, die unter ihnen verstreuten ›Leichen‹ mit den Totenschädelgesichtern natürlich nicht zu vergessen. »Aber wozu geben Sie vor, Tote zu befehligen?«, fuhr er fort. »Ich meine, das ist wirklich alles gut gemacht, sehr überzeugend. Aber ich verstehe nicht, was das Ganze soll.«
    »Ich herrsche durch Furcht, Jungchen«, lautete Macfarlanes schlichte Antwort. »Die Leute zahlen mir Schutzgeld, weil sie sich vor dem fürchten, was passiert, wenn sie’s nicht tun. Wie ich festgestellt habe, fürchten sie mich noch mehr, wenn sie meinen, ich hätte Kräfte, die über ihren Verstand hinausgehen. Manchmal versuchen sie, meinen Männern Paroli zu bieten – wollen sie zum Nachgeben bringen oder dazu, sich auszahlen zu lassen – aber wie könnten sie versuchen, eine Leiche zu bedrohen oder zu bestechen? Wenn sie denken, dass ich in der Lage bin, die Toten zu kontrollieren, leben sie in Todesangst vor mir und werden weiter bezahlen.« Er lachte. »Einige nennen uns sogar nicht mehr die Black Reavers, sondern die Black Revivers – aufgrund der Tatsache, dass wir die Toten zum Leben erwecken.«
    »Aber es sind doch einfach nur Menschen, die wie Tote verkleidet und zurechtgemacht sind«, wandte Sherlock ein. »Merken die Leute das denn nicht?«
    »Die Leute glauben, was sie glauben wollen. Edinburgh ist ein finsterer Ort. Die Menschen hier
wollen
glauben, dass die Toten wieder auferstehen können. Was ist zum Beispiel mit Burke und Hare, den unterirdischen Teilen der Stadt und all den Geistergeschichten, die sich um die Burg ranken? Meine Arbeit war dadurch schon halb getan.«
    »So faszinierend das alles auch ist«, ergriff Crowe wieder das Wort, »so kann ich immer noch nicht erkennen, was wir mit Ihren netten kleinen Geschäftsarrangements zu tun haben. Wir sind weder Einbrecher oder Taschendiebe noch Ladenbesitzer. Was genau also machen wir hier?«
    »Ah«, sagte Macfarlane. »Das ist doch mal eine interessante Frage. Wie mir zu Ohren gekommen ist, ist jemand Neues hier in der Gegend auf der Suche nach ein paar Leuten. Und zwar nach einem großen Mann mit weißen Haaren und ’ner komischen Sprechweise, der zusammen mit einem rothaarigen Mädchen unterwegs ist, das wie ein Junge gekleidet sein soll. Tatsächlich lässt das, was mir zu Ohren gekommen ist, darauf schließen, dass es sich sogar um ein als Junge verkleidetes

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